(ots) - Die Frankfurter Automesse hat Volkswagen zu
einer Kampfansage genutzt. Der Mehrmarkenkonzern, der durch die vor
zwei Jahren aufgeflogenen Abgastricksereien bei 11 Millionen
Dieselfahrzeugen unter Druck steht, will bei der Umstellung vom
Verbrennungsmotor zur Elektromobilität nicht länger mit gebremstem
Schaum vorgehen. Das sollen große Zahlen dokumentieren: 20 Mrd. Euro
wollen die Wolfsburger bis 2030 investieren, um weltweit bei allen
derzeit 300 Modellen mindestens eine Elektrovariante anbieten zu
können. Für die Ausstattung der E-Flotte bis 2025 benötigt VW
Batterien im Wert von mehr als 50 Mrd. Euro.
Volkswagen erhöht - wie die beiden anderen deutschen Autokonzerne
auch - die Schlagzahl, um saubere Antriebe zu entwickeln. Der Diesel
gerät im Zuge von Abgasbetrug, Kartellvorwürfen und drohenden
Fahrverboten in Kommunen immer mehr in Verruf. Das ist nicht nur mit
Blick auf strengere Vorschriften zur Begrenzung der
Treibhausgasemissionen bedenklich. Der Verkauf von Fahrzeugen mit
Verbrennungsmotoren in den kommenden Jahren soll auch Geld in die
Kasse spülen, das für den Umbruch ins Zeitalter der Elektromobilität
benötigt wird.
Ferner hat Volkswagen die vorgegebene Selbstverpflichtung nötig,
will der weltgrößte Fahrzeugbauer in den kommenden Jahren nicht
dauerhaft ins Hintertreffen geraten. Toyota, Nissan und nicht zuletzt
der US-Elektroautohersteller Tesla drängen mit E-Fahrzeugen in den
Massenmarkt vor. Die Finanzierung der Investitionen wird VW gestreckt
über mehrere Jahre mit dem Cash-flow aus dem Kerngeschäft
realisieren. Ein externer Finanzbedarf erscheint angesichts der
vorhandenen Liquidität nicht erforderlich, auch wenn sich Belastungen
als Folge der Abgasaffäre noch nicht endgültig abschätzen lassen und
gerade über den Verkauf von Randgeschäften spekuliert wird.
Die Arbeitsteilung von Herstellern und Zulieferern wird erhalten
bleiben. Für die Batteriezellproduktion strebt VW - wie Tesla -
Partnerschaften an. Der Umbruch in Richtung E-Mobilität wird Anlass
bieten, die vertikale Integration und den Umfang der
Eigenentwicklungen noch stärker in Frage zu stellen.
Den Durchbruch der E-Mobilität haben VW wie die anderen Hersteller
aber nicht allein in der Hand. Kundenverhalten, Batteriezellpreise
und Ladeinfrastruktur müssen mitspielen, damit die nun angekündigten
Ziele bis 2030 zu erreichen sind. VW hat mit Details der
E-Auto-Strategie den Anspruch verdeutlicht, auch in Zukunft zu den
technologisch führenden Autoproduzenten gehören zu wollen. Nicht mehr
und nicht weniger.
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