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Berühren, streicheln, kuscheln: Körperkontakt wirkt sich positiv
auf das Wohlbefinden aus. Er baut das Selbstwertgefühl auf und Stress
ab, lindert Schmerzen und wirkt Depressionen entgegen. Durch
Körperkontakt - ohne sexuelle Intentionen - werden positive Emotionen
im Gehirn ausgelöst. Selbst kurze Umarmungen können diese Effekte
auslösen. Dennoch werde das Tastsinnessystem "gnadenlos
unterschätzt", sagt Martin Grunwald, Leiter des Haptik-Labors der
Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig.
Vor allem bei Menschen mit Demenz, die mit Worten nur noch schwer
zu erreichen sind, wird die Kommunikation über das Berühren
wichtiger. Doch wenn es um Sexualität geht, befinden sich vor allem
pflegende Kinder von Menschen mit Demenz in einem Dilemma: Einerseits
wollen sie, dass es ihrem Elternteil gut geht, andererseits sehen sie
ihre Eltern nicht als sexuelle Wesen, erst recht nicht im Alter.
Ältere und Menschen mit Demenz sind aber keine geschlechtslosen
Wesen. Sie haben - wie ihre pflegenden Angehörigen - ein sexuelles
Selbstbestimmungsrecht: Sie dürfen selbst entscheiden, ob und mit wem
sie Sex haben. Das Einverständnis der anderen Person natürlich
vorausgesetzt, erklären die KDA-Expertinnen Christine Sowinski und
Annette Scholl in ihrem Beitrag.
Konflikte sind da vorprogrammiert. Ethische Fallbesprechungen
spielen deshalb für die Fortbildung in der Altenpflege eine immer
größere Rolle, sagt Thomas Alpers. Seit rund 20 Jahren bietet der
Pflegeexperte aus Waldkirch im Schwarzwald Seminare über Sexualität,
Intimität und Nähe an. Wichtig sei, Entlastungs- und Schutzräume zu
schaffen. Ein Klima der Offenheit helfe Betroffenen von
sexualisierten Grenzüberschreitungen, in dem sie sich mit ihrer
Scham, Wut oder ihrem Ekel offenbaren könnten. Zugleich werde dadurch
aber auch für die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen sensibilisiert.
Denn bei sexualisierten Grenzüberschreitungen gehe es oft um die
Sehnsucht nach Nähe.
Ein Ausweg aus dem Dilemma können Sexualassistenzen sein. Zu
Jahresbeginn war das Thema durch eine verkürzt zitierte Aussage der
Grünen-Politikerin und KDA-Kuratorin Elisabeth Scharfenberg in den
Medien sehr präsent. Angeblich hatte sie sich für Sex auf Rezept für
Pflegebedürftige ausgesprochen. Die Hamburger Sozialunternehmerin
Gabriele Paulsen empfiehlt Sexualassistenten an Senioren und Menschen
mit Demenz und Behinderung - ohne Rezept. Schließlich sei Sexualität
keine Krankheit, sagt sie. Ihre Kunden genießen vor allem die
Zweisamkeit, betont Gabriele Paulsen im ProAlter-Interview "Zeit für
Zärtlichkeit". Die Pflege könne das nicht leisten.
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Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA)
Das KDA entwickelt seit mehr als 50 Jahren im Dialog mit seinen
Partnern Lösungskonzepte und Modelle für die Arbeit mit älteren
Menschen und hilft, diese in der Praxis umzusetzen. Es trägt durch
seine Projekte, Beratung, Fortbildungen, Tagungen und
Veröffentlichungen wesentlich dazu bei, die Lebensqualität älterer
Menschen zu verbessern. ProAlter, das unabhängige Fachmagazin des
KDA, bietet allen, die sich beruflich, ehrenamtlich oder privat mit
Fragen des Älterwerdens beschäftigen, wertvolle Anregungen und
Impulse für ihre Arbeit. Ein Abonnement kostet 30,90 Euro, ein
Einzelheft 6,90 Euro.
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