(ots) - Natürlich ist Martin Schulz nicht naiv. Natürlich
wusste der SPD-Kanzlerkandidat bereits vorab, dass Angela Merkel
seine Forderung nach einem weiteren TV-Duell kategorisch ablehnen
würde. Trotzdem war sein Vorstoß clever. Schulz hat damit der
Öffentlichkeit erneut deutlich gemacht: Ich will mich politisch
auseinandersetzen, die CDU-Chefin hingegen sitzt weiterhin im
Schlafwagen und versucht, möglichst diskussionslos zurück ins
Kanzleramt zu fahren. Merkels Weigerung, nochmals mit Schulz Auge in
Auge zu debattieren, ist freilich nachvollziehbar. Beim ersten
TV-Duell hat sie sich nach Ansicht vieler Beobachter überraschend gut
geschlagen. Das lag zum einen am gebremsten Angriffswillen von
Schulz. Zum anderen aber auch an den Themen, die von den Moderatoren
aufgerufen wurden. Sie spielten der Kanzlerin in die Karten, weil das
Konfliktpotenzial in der Türkeipolitik, der Flüchtlingspolitik oder
der Inneren Sicherheit zwischen SPD und CDU relativ überschaubar ist.
Aber würde sich Merkel nochmals so passabel aus der Affäre ziehen
können, wenn vergessene Themen wie die Arbeitsmarktpolitik, die
Steuerpolitik, die Rentenpolitik, der Klimaschutz und die
Waffenexporten intensiv zur Sprache kämen? Sie selbst scheint es zu
bezweifeln. Eine weitere TV-Diskussionsrunde der Spitzenkandidaten
täte der politischen Willensbildung nur gut. Zumal immer noch mehr
als 40 Prozent der Wahlberechtigten nicht wissen, ob und wen sie
wählen sollen. Nur: Sie darf nicht wieder zu einem Langeweiler
verkommen. Deshalb wäre es schön, wenn die Fernsehsender über den
Schulz-Vorschlag hinausgehen und das bisherige Fernsehformat
überarbeitet würden. Statt vier Moderatoren nur zwei, dafür die
Spitzenkandidaten der kleinen Parteien mit an den Tisch. Sahra
Wagenknecht, Cem Özdemir und Horst Seehofer treffen auf Merkel und
Schulz - es wäre die Wiederauferstehung der guten, alten
Elefantenrunde aus den 70er und 80er Jahren. Damals war noch richtig
Stimmung in der Wahlkampfbude. Leider will Merkel das heute partout
vermeiden.
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