(ots) - Eine schwere Krankheit oder der Tod eines nahen
Angehörigen - eine Krise beeinflusst die Berufstätigkeit der
betroffenen Menschen erheblich. So fühlt sich jeder zweite Betroffene
in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt oder geht krank zur
Arbeit, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in einer
repräsentativen Befragung von 2.000 Beschäftigten herausgefunden hat.
"Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen war in den letzten fünf Jahren
von einem kritischen Lebensereignis betroffen. Die Folgen sind für
Beschäftigte und Arbeitgeber gravierend", so Helmut Schröder,
Stellvertretender Geschäftsführer des WIdO. "Viele Unternehmen
reagieren darauf bereits, doch vor allem kleine Firmen haben
Nachholbedarf." Die AOK unterstützt hier mit ihren Angeboten im
Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. "Doch Prävention
findet nicht nur am Arbeitsplatz statt, sondern geht alle an", betont
Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes. "Das
muss auch im Präventionsgesetz noch klarer definiert werden. Vor
allem die Kommunen müssen stärker in die Pflicht genommen werden."
Laut einer aktuellen Befragung des Wissenschaftlichen Instituts
der AOK (WIdO) kommen bei den 2.000 befragten Beschäftigten am
häufigsten Konflikte im privaten Umfeld (16 Prozent), eine schwere
Erkrankung von Angehörigen (zwölf Prozent) und finanzielle Probleme
(elf Prozent) vor. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der
Betroffenen an: Etwas mehr als ein Drittel der Beschäftigten unter
Dreißig (37,6 Prozent) berichtet über kritische Lebensereignisse, bei
den 50- bis 65-Jährigen sind dies schon fast zwei Drittel (64,7
Prozent). Jüngere Erwerbstätige berichten neben privaten Konflikten
auch über finanzielle oder soziale Probleme, während bei älteren
Erwerbstätigen Krankheit, Altern oder der Tod des Partners eine
größere Rolle spielen.
Diese kritischen Lebensereignisse belasten die Gesundheit der
Betroffenen und beeinflussen auch die Berufstätigkeit. So berichten
58,7 Prozent von körperlichen und 79 Prozent von psychischen
Problemen. In der Folge fühlen sich mehr als die Hälfte der Befragten
durch die Krise in der eigenen Leistungsfähigkeit in ihrem
Berufsleben eingeschränkt (53,4 Prozent). Ähnlich viele Menschen
geben an, trotz einer Erkrankung in diesem Kontext zur Arbeit
gegangen zu sein (48,8 Prozent). Mehr als ein Drittel fühlte sich
aufgrund des kritischen Lebensereignisses unzufrieden mit der Arbeit
(37,3 Prozent) oder hat sich häufiger krank gemeldet (34,1 Prozent).
Das Unternehmen kann helfen
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die Führungskraft bei akuten
Krisen eine wichtige Rolle einnimmt. So geht eine positive Bewertung
der Führungskraft durch die Beschäftigten mit einem besseren Zugang
zu Unterstützungsmaßnahmen im Betrieb einher. Beschäftigte, die das
soziale Verhalten ihres Vorgesetzten positiv beurteilen, geben fast
fünfmal häufiger den Vorgesetzten, aber auch doppelt so häufig die
Arbeitskollegen als Hilfeleistende bei der eigenen Krise an und
kennen insgesamt auch mehr hilfreiche Anlaufstellen im Unternehmen
als Beschäftigte, die das Vorgesetztenverhalten negativ beurteilen.
"Kritische Lebensereignisse bei Beschäftigten können ein 'Stresstest'
für die Stabilität der beiderseitigen Beziehung zwischen Unternehmen
und Mitarbeiter sein", so Helmut Schröder. "Wenn Krisen sowohl aus
Sicht des Betriebes als auch des betroffenen Beschäftigten gut
gemeistert werden, können beide Seiten gestärkt aus ihr hervorgehen."
Viele Unternehmen in Deutschland wissen um die hohe Relevanz
betrieblicher Angebote bei Krisenereignissen. Auch die Deutsche Bahn
bietet ihren Mitarbeitern professionelle, anonyme Unterstützung in
Krisensituationen und nimmt ihre Verantwortung für Mitarbeiter, die
während ihrer Tätigkeit belastende Erlebnisse erfahren, sehr ernst.
Hier steht ein umfassendes Betreuungsprogramm im Mittelpunkt, das
insbesondere für Lokführer konzipiert ist, die in Personenunfälle
verwickelt sind. Diese stellen mit ca. 700 Ereignissen im Jahr den
häufigsten Arbeitsunfall von Lokführern dar. Das Betreuungsprogramm
wurde bereits Mitte der 90er Jahre eingeführt und wird seitdem stetig
weiterentwickelt. "Dank unserer umfassenden Betreuungsangebote
gelingt den Mitarbeitern auch nach traumatischen Erlebnissen fast
immer die berufliche Wiedereingliederung", so Dr. Christian Gravert,
Leiter des Gesundheitsmanagements bei der Deutschen Bahn AG.
Wie die Befragung des WIdO zeigt, haben vor allem kleine
Unternehmen einen hohen Nachholbedarf an entsprechenden Angeboten für
ihre Mitarbeiter. Dabei muss nicht jede Maßnahme selbst angeboten
werden. "Die AOK setzt mit ihren Angeboten des Betrieblichen
Gesundheitsmanagements verstärkt auf Netzwerke mit anderen
Unternehmen in der Region", sagt Martin Litsch.
Krankenstand bleibt stabil
Insgesamt ist der Krankenstand im Jahr 2016 im Vergleich zum
Vorjahr mit 5,3 Prozent gleich geblieben. Damit hat jeder
Beschäftigte im Durchschnitt 19,4 Tage aufgrund einer ärztlichen
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Betrieb gefehlt. Fehltage
aufgrund psychischer Erkrankungen sind in den letzten 10 Jahren
konstant gestiegen, sie nahmen um 79,3 Prozent zu. Psychische
Erkrankungen führten außerdem zu langen Ausfallzeiten. Mit 25,7 Tagen
je Fall dauerten sie mehr als doppelt so lange wie der Durchschnitt
mit 11,7 Tagen je Fall.
Der Fehlzeiten-Report 2017 zeigt, wie betriebliche Maßnahmen im
Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements helfen können,
Beschäftigte bei kritischen Lebensereignissen zu unterstützen. Er
enthält außerdem umfangreiche Analysen zur Arbeitsunfähigkeit der
12,5 Millionen AOK-versicherten Arbeitnehmer, die 2016 in mehr als
1,5 Millionen Betrieben beschäftigt waren.
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