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Lebensversicherer: Kampf umsÃœberleben (FOTO)

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(ots) -
Die Lebensversicherer leiden unter den Niedrigzinsen. Einer lebt
bereits von der Substanz. Das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI)
hat daher untersucht, wie zukunftssicher deutsche Lebensversicherer
aufgestellt sind. Das Ergebnis: Sollte sich die Lage nicht ändern,
wird es für einige eng. Es gibt aber auch Anbieter die gut gerüstet
sind - etwa das Trio, das in der DFSI-Studie am besten abschnitt:
WWK, Europa und Hannoversche.

Die Lebensversicherer kämpfen. Sie kämpfen ums Überleben. Die
Niedrigzinsen machen ihr traditionelles Geschäft kaputt. Die Kunden
klagen über immer geringere Ablaufleistungen; die Unternehmen über
immer geringere Kapitalerträge. Ein Versicherer - die Debeka - weist
bereits im letzten Jahresabschluss einen negativen Rohüberschuss aus.
Heißt: Die Debeka lebt von der Substanz.

"Diese Ertragsschwäche ist beileibe nicht auf die Debeka
beschränkt", sagt Marco Metzler, seit gut 15 Jahren in führenden
Positionen der Versicherungs- und Finanzbranche und Fachbeirat beim
DFSI. "Unsere Studie ,Die Zukunftssicherheit der deutschen
Lebensversicherer' zeigt, dass weiteren Anbietern das Wasser bis zum
Hals steht."

Um die Überlebenschancen der Lebensversicherer abzuschätzen, hat
das DFSI bei insgesamt 70 Anbietern fünf Bereiche untersucht:
Substanzkraft, Ertragsstärke, Kundenzufriedenheit, Bestandsicherheit,
sowie Kundenperformance, die Rendite für die Versicherten. "Letztlich
ging es um zwei Fragen", erläutert Senior Analyst Sebastian Ewy,
"können die Lebensversicherer überhaupt überleben? Und falls ja,
welche Unternehmen haben die besten Ãœberlebenschancen?"

Letzteres hängt insbesondere davon ab, wie lange jeder Versicherer
die derzeitige Niedrigzinsphase noch durchstehen kann. Das wiederum
wird stark davon beeinflusst, wie viele klassische Lebens- und




Rentenversicherungen mit hohen garantierten Leistungen die
Versicherer in ihrem Bestand haben und welche anderen Ertragsquellen
und zukunftssichere Lebensversicherungsarten betrieben werden. Denn
auch, wenn der Rohüberschuss negativ wird, diese Garantien müssen
bedient werden. Das Defizit, das daraus resultiert, muss dann
entweder aus der Substanz ausgeglichen werden oder die Eigentümer
müssen Kapital nachschießen. Ist dies, wie bei vielen
Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit ausgeschlossen, wird es für
die versicherten Mitglieder eng. Und bei
Versicherungs-Aktiengesellschaften sind die dividendenverwöhnten
Aktionäre nicht immer bereit, zusätzliches Kapital bereitzustellen.

Zusätzlich verschärft die gesetzlich vorgeschriebene Zuführung zur
Zinszusatzreserve (ZZR) die Situation weiter. Allein 2016 haben die
in Deutschland aktiven Lebensversicherer 13 Milliarden Euro in diesen
Topf eingezahlt. Insgesamt ist er inzwischen rund 45 Milliarden Euro
schwer. Und er wird noch deutlich schwerer: Laut Prognosen wird der
Wert der ZZR bis 2025 auf etwa 200 Milliarden Euro anwachsen. Diese
Zusatzreserven sollen den Versicherern helfen, einst gegebene
Garantie-Versprechen auch in Niedrigzinszeiten tatsächlich erfüllen
zu können. Jedoch fehlt das Geld, das in die ZZR fließt, an anderer
Stelle. Daher ist zu erwarten, dass in den Jahresabschlüssen für 2017
eine Reihe von Lebensversicherern negative Rohüberschüsse ausweisen
werden. Dies wird den Trend zum Run-Off traditioneller Renten- und
Lebensversicherungspolicen und den Run-Off ganzer
Versicherungsgesellschaften weiter beschleunigen. Auch branchenweite
Auffangfälle - Stichwort Protektor - sind dann nicht auszuschließen.

Denn längst nicht bei allen Gesellschaften ist genügend Substanz
vorhanden: Legt man die seit 2017 geltenden Anforderungen der
Europäischen Finanzaufsicht an das Solvabilitätskapital - kurz
SCR-Quote - zu Grunde, nutzen derzeit lediglich 15 der 84 in
Deutschland meldepflichtigen Lebensversicherer keine so genannten
Übergangsmaßnahmen. "Die anderen 69 setzen auf solche Möglichkeiten,
um sich die SCR-Quoten schön zu rechnen," sagt DFSI-Experte Metzler.
"Liegt die reine SCR Quote jedoch langfristig unter 100%, besteht die
Gefahr, dass die Unternehmen auf lange Sicht ihre eingegangenen
Verpflichtungen nicht erfüllen können.

Um die Ertragsstärke einzelner Versicherer zu ermitteln, hat das
DFSI unter anderem die Rohüberschussmargen unter die Lupe genommen.
Erschreckendes Ergebnis: 25 der 56 untersuchten Serviceversicherer -
also Anbieter mit Filial-, Makler oder Bankenvertrieb - erzielten
Margen von weniger als 1,0 Prozent. Daraus müssen dann sowohl die
nicht garantierten Kundenüberschüsse, als auch - bei
Versicherungs-AGs - die Aktionäre bedient werden. Und der prozentuale
Anteil, der an Letztere fließt, wird immer größer. "Wenn
Aktiengesellschaften über Jahre hinweg Dividenden, die einem Return
on Equity (ROE) von mehr als 25 Prozent entsprechen, als Ãœberrendite
an ihre Aktionäre ausschütten, dann ist diese Verzinsung deutlich
über dem für Finanzdienstleister üblichen Zielwert von 15 Prozent.
Diese Überrendite für die Aktionäre wurde in den meisten Fällen durch
eine gleichzeitige Reduzierung der Gewinnbeteiligung der Kunden
erzielt," sagt Experte Metzler. In solchen Fällen gab es Punktabzug
bei der Kundenperformance.

Doch nicht nur eine fehlende finanzielle Substanz ist für die
Versicherer eine Gefahr: Bei 32 der 56 bewerteten
Service-Versicherern ist das gemittelte Bestandswachstum der
vergangenen fünf Jahre negativ. "Den Versicherern laufen die Kunden
weg", interpretiert Studienleiter Ewy dies. "Wir gehen davon aus,
dass ein Versicherer mindestens 500.000 Lebensversicherungsverträge
im Bestand haben muss, damit dieser als zukunftsgesichert gelten
kann. Ist der Bestand niedriger, droht er auszubluten. Optimal sind
Bestände erst ab einer Million Verträgen", so Studienleiter Ewy
weiter.

Fondsgebundene Lebensversicherungen werden derzeit in der Branche
als die Policen der Zukunft gesehen, weil sie zum einen den Kunden
die gewünschte Performance bieten können, zum anderen die
Gesellschaften deutlich weniger belasten, da die Kunden das gesamte
Kapitalmarktrisiko tragen - sofern die Fondspolicen keine Garantien
enthalten. Ebenso sind Versicherer mit einem hohen Bestand an
Risikoleben- und BU Versicherungen zukunftssicher positioniert. So
schlagen die Niedrigzinsen bei Risikolebensversicherungen auch nicht
auf das Stornoverhalten der Kunden durch. Hinzu kommt, dass diese
Verträge auf Grund der Tatsache, nur im Todesfall zahlen zu müssen,
ordentliche Gewinnmargen bieten, die vom Kapitalmarkt recht
unabhängig sind." Ähnlich sieht es bei Policen zur Abdeckung
biometrischer Risiken wie etwa der Berufsunfähigkeit aus.

Und das Ergebnis der DFSI-Studie? Unterm Strich schnitten mit dem
Serviceversicherer WWK und den beiden Direktversicherern Europa und
Hannoversche drei Unternehmen "Exzellent" ab. Acht
Serviceversicherer, vier Direkt- oder Biometrie-Versicherer sowie
zwei Run-Offs - also Versicherer, die das Neugeschäft bereits
eingestellt haben - erhielten die Gesamtnote "Sehr Gut". Mit "Gut"
wurden 32 Service-, drei Direkt- oder Biometrie-Versicherer und zwei
Run-Offs bedacht. 13 Service-Versicherer und zwei Run-Offs sind in
Sachen Zukunftssicherheit insgesamt gerade mal "Befriedigend". Die
beiden Service-Versicherer RheinLand Versicherungen und Debeka sowie
der Run-Off Athene schafften sogar nur ein "Ausreichend".

"WWK, Europa und Hannoversche sind bestens gerüstet für die
Herausforderungen, die vor der Branche liegen", fasst Studienleiter
Sebastian Ewy zusammen. "Die Anbieter jedoch, die befriedigend und
schlechter abschnitten, haben in Sachen Zukunftsfestigkeit noch viel
zu tun."

Mehr Informationen zu den Ergebnissen der Studie finden Sie unter
www.dfsi-institut.de

DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH ist ein unabhängiger
Datendienst, der marktrelevante Informationen zu Versicherern,
Banken, sonstigen Finanzdienstleistern und Gesetzlichen Krankenkassen
sammelt und bewertet. Dabei werden zu Finanzprodukten die
Informationen, die für Privatkunden entscheidungsrelevant sind,
gebündelt und als Produktratings dargestellt. Hier fließen
insbesondere Daten aus den Allgemeinen Versicherungsbedingungen
(AVB), Leistungs- und Servicedaten des Versicherers sowie Preis- und
Prämiendaten ein. Das DFSI erstellt seit 2008 branchenweite
Leistungstests zu Finanzprodukten. Bei der Entwicklung der Test- und
Ratingmethodik wird das DFSI durch Experten des institutseigenen
Fachbeirats unterstützt. Diese verfügen über jahrelange Erfahrungen
im deutschen Ratingmarkt und der Finanzdienstleistungsbranche.



Pressekontakt:
Dr. Marco Metzler
Fachbeirat und Pressesprecher
mailto: m.metzler(at)dfsi-institut.de
Tel.: +49 (0)221 6777 4569-1

DFSI Deutsches Finanz-Service Institut GmbH
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