(ots) - Natürlich tut es einem in der Seele weh, wenn
jemand aus der Familie - der Partner, die Mutter, der Vater - an
Demenz erkrankt. Den Angehörigen stellen sich viele Fragen
gleichzeitig: Wie schnell wird die Krankheit voranschreiten? Gibt es
ein wirksames Medikament? Von wem ist Hilfe zu erwarten? Und wem
überhaupt davon erzählen, dass der belesene alte Vater oder die
angeblich so rüstige Mutter nicht mehr weiß, mit wem sie im
Supermarkt gerade parliert hat.
Natürlich gilt für Demenzerkrankungen wie für alle anderen
Krankheiten, dass sie in erster Linie Privatsache sind. Doch
Schweigen, in manchen Familien sogar verschämtes Schweigen, macht die
Sache nicht besser. Es erhöht nur den Druck auf die Betroffenen und
ihre Angehörigen, sozusagen nicht aufzufliegen im Alltag, vorzugeben,
es sei alles in Ordnung, obwohl es dies schon lange nicht mehr ist.
Gesellschaftlich führt dies in eine paradoxe Situation. Obwohl
immer mehr Menschen an Demenz erkranken, finden sie in der
Öffentlichkeit kaum statt, und diejenigen, die nicht gerade direkt
betroffen sind, haben wenig Ahnung davon, wie sie mit ihnen umgehen
sollten. Ja und Amen sagen, wenn der betagte Senior zum fünften Mal
etwas behauptet? Widersprechen, um zu zeigen, dass man ihn weiter
ernst nimmt? Und wie reagieren, wenn es richtig peinlich wird?
Es wäre höchste Zeit, die Debatte über die steigende Zahl von
Demenzerkrankungen nicht nur als Problem der Krankenhäuser und
Pflegeheime zu führen. Die meisten Patienten werden ohnehin zu Hause
betreut. Gerade für sie und ihre Angehörigen wäre es eine große
Erleichterung, wenn sich die Gesellschaft auf diese Entwicklung
einstellen würde. Dass Menschen unterwegs sind, die vielleicht gerade
etwas orientierungslos sind, vielleicht sogar Unterstützung brauchen.
Um es an einem banalen Beispiel festzumachen. Ein Toilettenschild in
einem Gasthaus, das eindeutig in einer klaren Formensprache als
solches zu erkennen ist, wäre schon ein Hilfe. Wenn dann noch jemand
den Senior freundlich dorthin geleitet, wäre noch mehr gewonnen.
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