(ots) - Es läuft auf eine Zerschlagung von Air Berlin
hinaus - und mit dem Aus der Marke geht auch ein Kapitel deutscher
Luftfahrtgeschichte zu Ende. Rasantem Wachstum in den ersten Jahren
folgte eine Phase mit Selbstüberschätzung und unklarer Strategie.
Die Filetstücke der Fluggesellschaft dürften an Lufthansa gehen -
vorausgesetzt, Kartellamt und EU-Kommission erheben keine Einwände.
Den Alternativ-Angeboten, die einen Kauf der insolventen
Fluggesellschaft als Ganzes vorsehen, fehlt es an Sicherheiten, die
für eine nachhaltige Fortsetzung des Flugbetriebs notwendig wären.
Die Zielsetzung der Lufthansa, mindestens 3000 bisherige
Air-Berlin-Beschäftigte zu übernehmen, ist schon mal ein kleines
Hoffnungszeichen. Doch es bleiben rund 5000 Arbeitnehmer, die sich
ernsthaft Sorgen machen müssen. Gelingt es tatsächlich, alle
Unternehmensteile zu verkaufen? Welche Bieter kommen neben der
Lufthansa zum Zuge?
Es gilt nun, einen geordneten Ãœbergang zu schaffen, ohne Chaos und
wilde Streiks. Die Gewerkschaften tragen hier große Verantwortung. Je
mehr Beschäftigte erfolgreich bei den neuen Eignern untergebracht
werden, desto überschaubarer wird die Aufgabe einer möglichen
Transfergesellschaft sein. Auch wenn dafür noch einmal staatliches
Geld benötigt werden könnte: Es ist allemal besser, gezielt
Vermittlung und Qualifizierung der Beschäftigten zu finanzieren als
Arbeitslosigkeit.
Doch die Frage nach den Beschäftigten ist die eine, die nach einem
funktionierenden Wettbewerb die andere. Denn der wird leiden, wenn
ein Großteil des Kurzstreckengeschäftes von Air Berlin an die
Lufthansa geht. Vor allem bei innerdeutschen Strecken besteht die
Gefahr, dass die Kranichlinie zum Monopolisten wird. Die Preise
werden steigen und neue Verbindungen auf Jahre ausbleiben.
Die Bundesregierung, die sehr früh auf die Lufthansa als einzigen
ernst zu nehmenden Kaufkandidaten setzte, muss sich dann fragen
lassen, ob sie wirklich im Sinne eines funktionierenden Wettbewerbs
gehandelt hat.
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