(ots) - Egal ob in Europa oder Afrika, wir alle brauchen es
und zwar jeden Tag: Sauberes Trinkwasser. Nicht nur in den ärmsten
Regionen der Welt, wo über 660 Millionen Menschen keinen Zugang zu
sauberem Wasser haben, ist Trinkwasserhygiene ein Problem. Auch in
Deutschland machen Legionellen-Funde und andere Vorfälle von
Trinkwasserverunreinigung und Hygienemängel Schlagzeilen. Besonders
gefährlich kann dies in Krankenhäusern, Pflegeheimen und anderen
Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge werden.
Mit Neven Subotic, Fußballprofi beim Bundesligisten Borussia
Dortmund und Joachim Stücke, ehemaliger Vorstand des
Armaturenhersteller Hansa in Stuttgart, treffen auf den ersten Blick
zwei sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander. Was sie eint, ist
der Kampf für sauberes Trinkwasser. Im Interview erklären beide, was
sie antreibt und warum Trinkwasserhygiene politisch ein noch viel zu
wenig beachtetes Thema ist.
Frage: Bei einem Fußballspieler denkt man nicht gleich an das
Thema Trinkwasserhygiene. Was hat Sie Herr Subotic bewogen, sich mit
dem Thema zu beschäftigen und sogar eine Stiftung dafür zu gründen?
Subotic: Das Fundament für ein gesundes Leben basiert auf sauberem
Wasser. Das ist uns allen bewusst, doch selten wird es hinterfragt,
insbesondere in unseren Umständen, wo der Wasserhahn gefühlt
unendlich günstiges und sauberes Wasser innerhalb von Millisekunden
ins Glas befördert. Nachdem ich mich jahrelang für lokale
gemeinnützige Projekte eingesetzt habe, wuchs bei mir die Perspektive
kontinuierlich über den lokalen Rahmen hinaus. Auch reiche Länder
haben Probleme, doch da ich mich in erster Linie als Bürger der Welt
begreife, finde ich es aus einer globalen Perspektive richtig,
diejenigen Probleme zu lösen, die die Menschen in den ärmsten
Regionen betreffen. Aus dieser Ãœberzeugung wuchs der Wunsch, selbst
eine Stiftung zu gründen und mich mit dieser für die Sicherung der
Lebensgrundlagen einzusetzen.
Frage: Herr Stücke, dem Wasser, das bei uns in Deutschland wie
selbstverständliche aus der Leitung kommt, wird bescheinigt das am
strengsten kontrollierte Lebensmittel zu sein. Wo liegen denn dann
die Probleme?
Stücke: Zum Glück ist das so! Die Trinkwasserqualität in
Deutschland ist tatsächlich hervorragend bis sie am eigenen
Hausanschluss ankommt. Hier wird es verzwickt, denn die Installation
von Trinkwasseranlagen birgt viele Risiken, welche die vormals hohe
Qualität des Wassers mindern. Wir reden hier besonders von Risiken,
wie Keime, die sich bei unzureichender Erwärmung oder in so genannten
"Stichleitungen" bilden und die schlimme gesundheitliche Folgen haben
können.
Frage: Herr Subotic, Sie engagieren Sich mit Ihrer Stiftung häufig
in Gegenden, wo noch gar keine Wasserleitungen existieren. Wonach
entscheiden Sie, wo und welche Projekte Sie fördern?
Subotic: Wir gehen systematisch vor und beachten dabei mehrere
Faktoren: Von den Kapazitäten und dem Potential der Gemeinde oder
jeweiligen Schule, den hydrogeologischen Bedingungen vor Ort, bis hin
zu den regionalen und nationalen Frameworks, die entscheidend sind
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Das bedeutet, dass die
Entscheidung, "wo Projekte gefördert" werden, von der Anzahl der
Menschen vor Ort abhängig ist, ob sie bereits gut organisiert sind,
ob sie den Wunsch geäußert haben, einen Brunnen zu bekommen, ob sie
bereit sind das Projekt zu unterstützen. Auf der anderen Seite wird
von Hydrogeologen nach Möglichkeiten geschaut, ob es tatsächlich
möglich ist zu bohren bzw. ob Grundwasser in der Gegend verfügbar ist
und nachhaltig regeneriert wird. "Welche Projekte gefördert" werden,
hängt ebenfalls von einigen Faktoren ab, die im Vorfeld geprüft
werden. Für uns ist es wichtig, strategische Punkte zu finden, deren
Potentiale als Sprungbretter dienen, so wie beispielsweise Schulen in
den ländlichen Regionen, die als Katalysator für die Entwicklung von
Kindern dienen.
Frage: Warum, Herr Stücke, konzentrieren sich die Partner für
Wasser ausgerechnet auf Trinkwasserhygiene im Healthcare-Bereich und
in der Daseinsvorsorge und nicht in anderen Bereichen?
Stücke: Eine ausgezeichnete Trinkwasserqualität in diesen
Einrichtungen ist aus mehreren Gründen besonders wichtig. Zum einen
handelt es sich um gemeinschaftliche Einrichtung, bei denen die
Verantwortungsstrukturen nicht immer klar sind. Beim eigenen Zuhause
sehen Hausbesitzer automatisch genauer hin, was verbessert werden
muss. Krankenhäuser, Pflegeheime oder Schulen haben aber oft mit
vielen Baustellen zu kämpfen, weshalb Probleme, die quasi unsichtbar
in einer Leitung lauern, weniger Aufmerksamkeit erfahren, obwohl sie
eigentlich prioritär behandelt werden müssen. Zum anderen haben wir
es in diesen Einrichtungen vorwiegend mit Menschen zu tun, deren
Immunsystem schon schwach ist, oder die offene Wunden haben und die
deshalb besonders anfällig für Keime und Bakterien sind, die durch
mangelnde Trinkwasserhygiene übertragen werden.
Frage: Und was tun Sie als Verband konkret dagegen?
Stücke: Der Verband fungiert wie eine Vernetzungsplattform. Wir
vereinen Experten entlang des gesamten Wasserkreislaufs, um gemeinsam
die Betreiber der Einrichtungen für das Thema Trinkwasserhygiene zu
sensibilisieren. Oft wissen die Betreiber gar nicht, welche Gefahren
wo lauern. Keiner hat einen Röntgenblick und kann in Rohleitungs-
oder Pumpensysteme von außen reinschauen. Konkret haben wir bereits
eine umfangreiche Studie mit dem Institut für empirische Sozial- und
Kommunikationsforschung zu Trinkwasseranlagen in Krankenhäusern und
Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Als nächstes ist dies für
Kindertagesstätten und Schulen vorgesehen. Schon dieser Austausch
erhöht die Aufmerksamkeit der Beteiligten.
Frage: Welche Rolle spielt das Thema "Bewusstsein für
Trinkwasserhygiene schaffen" für Ihre Arbeit, Herr Subotic? Hat Ihre
Stiftung mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen, wie die Partner
für Wasser?
Subotic: Die größte Herausforderung ist es tatsächlich einen
integrativen Weg zu finden, um verschiedene Akteure
zusammenzubringen, um Kräfte zu bündeln und um Redundanzen oder
eventuell sogar nicht intendierten Folgen entgegenzuwirken. Auch dies
ist eine Bedingung für unsere Zusammenarbeit, da wir nur da sind, wo
Strukturen und Prozesse auf Grundlage der besten aktuellen Methoden
stets optimiert werden können.
Frage: Zum Schluss, meine Herren, eine Frage an Sie beide: Wenn
Sie im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl bei allen
Parteien einen Wunsch frei hätten. Wie würde der lauten?
Stücke: Bitte sensibilisieren und motivieren Sie die Betreiber,
dass Teile des Budgets nachweislich und regelmäßig auch für die
Instandhaltung der Infrastruktur im Trinkwassernetz investiert wird.
Subotic: Es gibt wenige Bürger, die der Politik noch wirklich
vertrauen. Wir benötigen ein Umdenken und das wird zwangsläufig nicht
durch große Worte, denen keine Taten folgen, gelingen, sondern nur
durch mehr Transparenz, einer Fokussierung auf die Probleme, die den
normalen Bürger im Alltag tatsächlich betreffen, und Bildung.
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Foto Neven Subotic: http://bit.ly/2hnej0t
Foto Joachim Stücke: http://bit.ly/2feqVWW
Bildzeile zu Neven Subotic:
Neven Subotic, Spieler bei Borussia Dortmund gründete 2012 die
Neven Subotic-Stiftung, die dafür sorgt, dass Kinder in den ärmsten
Regionen der Welt Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und
Hygiene bekommen.
Bildzeile zu Joachim Stücke:
Joachim Stücke, ehemaliger Vorstand
des Armaturenherstellers Hansa, hat 2016 den Verband Partner für
Wasser e.V. ins Leben gerufen, der sich für mehr Hygiene und
Sicherheit im Umgang mit Trinkwasser in Krankenhäusern, Pflegeheimen,
Kindergärten und andere Fürsorgeeinrichtungen einsetzt.
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Die Partner für Wasser e.V. haben sich im Januar 2016 in Berlin
mit dem Ziel gegründet, für mehr Hygiene und Sicherheit im Umgang mit
Trinkwasser in den sensiblen Einrichtungen der Daseinsvorsorge
einzutreten. Zu den Gründungsmitgliedern gehören die Firmen Grünbeck
Wasseraufbereitung, Hansa Armaturen und Uponor als
Installationsspezialist. Der Expertenbeirat setzt sich fachlich
versierten Persönlichkeiten zusammen.
Die Neven Subotic Stiftung sieht ihre Aufgabe darin, Kindern in
den ärmsten Regionen der Welt eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Mit Hilfe unserer Projekte erhalten sie sicheren Zugang zu sauberem
Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene. Als Folge nehmen auch wieder mehr
Kinder am Schulunterricht teil, weil ihre Gesundheit nicht länger
durch mangelnde Hygiene gefährdet ist.
Pressekontakt:
Kontakt für Presseanfragen: Fabian Haun
Partner für Wasser e.V. - Geschäftsstelle
Schiffbauerdamm 8, 10117 Berlin
Fon: +49 30 8471 2268 43
Mail: presse(at)partnerfuerwasser.de
www.partnerfuerwasser.de
Kontakt für Presseanfragen: Silke Kuhlke
Neven Subotic Stiftung
Westenhellweg 17, 44137 Dortmund
Fon: +49 231 177 21010
Mail: info(at)n2s.ngo
www.n2s.ngo
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