(ots) -
Die Folgen des Braunkohle-Tagebaus für den Wasserhaushalt des
Rheinlandes werden noch in mehr als 300 Jahren zu spüren sein. Das
geht aus einem von RWE in Auftrag gegebenen Gutachten hervor, das die
Bezirksregierung Arnsberg auf Antrag des WDR jetzt veröffentlicht
hat. Für die Beseitigung dieser Schäden wie austrocknende
Feuchtgebiete, absinkendes Grundwasser und Verunreinigung von
Trinkwasservorräten hat Tagebau-Betreiber RWE nach eigenen Angaben
165 Millionen Euro eingeplant.
Der Umweltverband BUND hält diese Summe für unangemessen. "Wir reden
hier über Zeiträume von mehreren hundert Jahren", erklärt
BUND-Braunkohle-Experte Dirk Jansen. "Was fehlt, ist ein unabhängiges
Gutachten, das explizit auflistet: Welche Folgemaßnahmen zur
Bewältigung der Probleme sind für die nächsten Jahrzehnte,
Jahrhunderte wahrscheinlich? Was kostet es, diese Folgen zu
begleichen, und wer kann es und soll es bezahlen?", so Jansen
gegenüber dem WDR.
Insgesamt hat RWE für die Wiedernutzbarmachung der Tagebaue im
Rheinland rund 1,6 Milliarden Euro in seinen Bilanzen vorgesehen -
den größten Teil davon für die Verfüllung der gigantischen
Restlöcher, die nach Ende des Braunkohlebergbaus in der Region
verbleiben. Ein Sprecher des Essener Energiekonzerns erklärte dazu
auf Anfrage des WDR: "Unsere bergbaubedingten Rückstellungen decken
alle für eine geordnete Wiedernutzbarmachung erforderlichen Maßnahmen
ab. Sie sind der Höhe nach angemessen und sicher. Sie werden jährlich
durch unabhängige Wirtschaftsprüfer testiert und der zuständigen
Bergbehörde erläutert."
In verschiedenen Schreiben, die dem WDR vorliegen, bewertet die
Bezirksregierung diese Rückstellungen ebenfalls als sicher -
allerdings unter anderem unter der Voraussetzung, dass die Braunkohle
noch bis Mitte des Jahrhunderts zur Stromerzeugung genutzt wird.
Diese politische Vorgabe ist jedoch keineswegs sicher. Die Grünen
etwa haben einen früheren Kohleausstieg zur Bedingung für eine
Regierungsbeteiligung gemacht. Für ein solches früheres
Ausstiegsszenario hat RWE nach eigenen Angaben keine Vorsorge
getroffen.
Der WDR hatte bereits im Februar dieses Jahres bei der
Bezirksregierung Arnsberg Einsicht in die Unterlagen zu den
langfristigen Folgekosten des Braunkohletagebaus beantragt. RWE hat
jedoch mit Einsprüchen und einer Klage vor dem Verwaltungsgericht die
Herausgabe der Dokumente blockiert. Ende August zog das Essener
Unternehmen seine Klage zurück und machte so den Weg zur
Veröffentlichung der Dokumente frei.
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