(ots) - Der Deutsche Gehörlosen-Bund e.V. organisierte am
12. September 2017 die Fachtagung "Barrierefreie Medien" im
ZDF-Kongresszentrum in Mainz, bei welcher über 80 Teilnehmer anwesend
waren. Unter den Teilnehmern waren Bundestagsabgeordnete,
Landtagsabgeordnete, Landesbehindertenbeauftragter, Vertreter des
Bundesministeriums Arbeit und Soziales, Rundfunkräte,
Medienbeauftragte und Vertreter der Hörbehindertenverbände.
Schirmherrin der Fachtagung war Malu Dreyer, Ministerpräsidentin
von Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der Rundfunkkommission der
Länder. Grußworte sprachen Heike Raab (Staatssekretärin und
Bevollmächtigte beim Bund und in Europa für Medien und Digitales),
Dr. Eckart Gaddum (Hauptredaktionsleiter Neue Medien ZDF), Matthias
Roesch (Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung des Landes
Rheinland-Pfalz), Prof. Dr. Ulrich Hase (Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft der Hörgeschädigten - Selbsthilfe und Fachverbände e.V.)
und Helmut Vogel (Präsident des Deutschen Gehörlosen-Bundes e.V.).
Bernd Schneider (Referatsleiter barrierefreie Medien in der
Deutschen Gesellschaft) referierte über die Entwicklung der
Untertitel und der Gebärdensprache im Fernsehen. Seit 2013 sind
Gehörlose nicht mehr vom Rundfunkbeitrag befreit. Es gab kurzzeitig
einen starken Anstieg der barrierefreien Angebote, aber seitdem
stagniert der Ausbau der Untertitelung. Die Verbände fordern eine
jährliche Steigerung um 10%, bis 100% erreicht sind, um keine
weiteren 30 Jahre auf ein vollständig barrierefreies Angebot warten
zu müssen. Von der Teilhabe am Medienangebot, wie sie in der 2009 von
Deutschland ratifizierten "UN-Konvention für Menschen mit
Behinderung" gefordert wird, ist man noch ein gutes Stück entfernt.
Annegret Haage (Wiss. Mitarbeiterin der technischen Universität
Dortmund) stellte die repräsentative Studie zur Mediennutzung von
Menschen mit Behinderungen vor. Diese wurde im Auftrag der Aktion
Mensch und der Medienanstalten durch die Technische Universität
Dort-mund und das Hans-Bredow-Institut durchgeführt. 86% der
Zuschauer mit Hörbehinderung gaben an, dass sie dem Programm nicht
immer folgen können. Das lineare Fernsehen ist der Ort, an dem
gleichberechtigte Teilhabe gewünscht wird. Es reicht nicht aus,
Angebote in Gebärdensprache ausschließlich im Internet anzubieten.
H.- Günter Heiden, Publizist und Koordinator der BRK-Allianz von
2011 - 2015 stellte das Ergebnis der Staatenprüfung zur Umsetzung der
UN-Behindertenrechtskonvention in Bezug auf Untertitel und
Gebärdensprache bei öffentlich-rechtlichen und privaten TV-Sendern
dar. Er betonte, dass eine Konkretisierung und Verschärfung des
Rundfunkstaatsvertrages unbedingt erforderlich ist. Hierzu sollten
auch die Landesrundfunkgesetze und Landesmediengesetze einbezogen
werden.
Nach der Mittagspause stellten Georg Schmolz (ARD), Jürgen
Kleinknecht (ZDF), Ferdinand Sacksofsky (ProSiebenSat. 1 Media SE)
und Maren Rolfes (Mediengruppe RTL Deutschland GmbH) die
barrierefreien Angebote ihrer Rundfunkanstalt vor. Sie nahmen
zusammen mit den Medienpolitischen Sprechern Josef Dötsch (CDU) und
Daniel Schäffner (SPD) sowie der behindertenpolitschen Sprecherin der
Fraktion DIE LINKE, Katrin Werner, und Bernd Schneider von der
Deutschen Gesellschaft, auf dem Podium Platz und diskutierten den Weg
zu einem barrierefreien Medien-Angebot.
Nach dem 21. Geschäftsbericht der KEF (Kommission zur Ermittlung
des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten) ist bis 2020 eine jährliche
Steigerung von ca. 3,4 % für den Ausbau der Barrierefreiheit geplant.
Bei Sendern, die bisher noch keine bis wenig Untertitel ausstrahlen
wie z.B. Phoenix, Arte oder ARD Alpha müssten Gehörlose weitere 30
Jahre warten, bis 100% erreicht sind.
Der Bayerische Rundfunk finanziert "Sehen statt Hören", die
einzige vollständig inklusive Sendung im linearen TV-Programm, zu
über 90% allein. Dadurch steht dem Sender weniger Geld für den Ausbau
der Untertitelung zur Verfügung. Da erfreulicherweise nahezu alle
Dritten Programme der ARD die Sendung übernehmen, sollten sich aus
Gründen der Gleichbehandlung auch alle ARD-Rundfunkanstalten
entsprechend ihrem Anteil an den Gebühreneinnahmen an der
Finanzierung beteiligen.
Pressekontakt:
Daniel Büter
Referent für politische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit
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