(ots) - Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime
Aiman Mazyek hat sich für eine "inhaltliche Auseinandersetzung" mit
der AfD im Bundestag ausgesprochen. "Nur wenn die demokratischen
Parteien diese suchen, wird es gelingen, das menschenverachtende und
rassistische Weltbild hinter der AfD zu entlarven", sagte Mazyek der
"Heilbronner Stimme" (Donnerstag). "Dann wird sich zeigen, dass ihre
Politik nichts mit unseren gemeinsamen deutschen Werten zu tun hat."
Mazyek warnte: "Mit dem Einzug der AfD spüren einige Hetzer
sicherlich eine Art Aufbruchsstimmung. Wie sich das im Bundestag
bemerkbar machen wird, lässt sich aber noch nicht genau absehen." Der
Einzug der AfD in den Bundestag sei absehbar gewesen. "Er ist ein
vorläufiger Höhepunkt einer Entwicklung, die ich seit etwa zehn
Jahren beobachte, und die sich auch gegen den Islam wendet. Der
Rassismus ist seitdem wieder salonfähig geworden. Das ist eine
gesellschaftliche Entwicklung, die sich jetzt im Parlament
widerspiegelt." Viele warnende Stimmen seien zu lange nicht gehört
worden.
Von Teilen der AfD wird Mazyek angefeindet. "Ein gefälschtes
Zitat, wonach ich Deutschland verlassen werde, wenn die AfD in den
Bundestag einzieht, wird jetzt wieder hervorgekramt", erzählte er.
Der AfD-Kreisverband Rosenheim hatte die Fälschung nach der Wahl via
Facebook verbreitet. Mazyek habe angekündigt dafür zu sorgen, dass
"sämtliche Muslime Deutschland umgehend verlassen", sollte die AfD
ins Parlament einziehen, heißt es darin. Mazyek wehrt sich gegen
diese Lüge: "Deutschland ist mein Land, und ich bin Deutscher."
Für Mazyek ist es wichtig, den Umgang mit der AfD zu ändern. Man
dürfe nicht über jedes Stöckchen springen, das die Partei hinhalte.
"So lange Rassisten, die Angst haben vor einer Ãœberfremdung mehr
Aufmerksamkeit bekommen, als Menschen, die Angst vor Rechtextremisten
und Rassisten haben, läuft etwas schief."
Als Gründe für ein Sinken der Hemmschwelle für Hass und Rassismus
nannte Mazyek etwa die mangelhafte Aufarbeitung der NSU-Morde, immer
wieder erlebbare Beschwichtigungen bei Rassismus oder die
Verharmlosung von rassistischen Straftaten in der Berichterstattung.
"Wir müssen aufklären, Begegnungen schaffen, die Nachbarschaft
stärken." Mazyek warb für den Tag der offenen Moschee am 3. Oktober
als wichtigen Ort des Austausches. Auf die Frage, ob auch AfD-Wähler
willkommen seien, sagte Mazyek der "Heilbronner Stimme": "Jeder ist
willkommen, egal welche Partei er gewählt hat. Wir machen ja keine
Gesinnungskontrolle am Eingang."
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