(ots) - Von verantwortungsvollen Politikern sollte man
erwarten, dass sie dem Gegenüber zuhören, dass sie nicht
rechthaberisch sind und dem anderen die Würde belassen. Nichts davon
haben der spanische Regierungschef Rajoy und der katalanische
Landesvater Puigdemont beherzigt. Beide tragen Schuld daran, dass die
gestrige Volksabstimmung in ein Desaster endete. Was ist das für ein
Staatschef, der die eigenen Landsleute von der Polizei verprügeln und
Bürgermeister einsperren lässt? Jede Hieb der "Guardia Civil" hat die
Katalanen weiter von Madrid entfernt. Aber auch Puigdemont hat mit
seinen Provokationen überzogen. Es ging ihm zuletzt nicht mehr um die
berechtigte Wertschätzung seines Kataloniens, er wollte mit dem Kopf
durch die Wand. Er musste wissen, dass ein Landesteil sich nicht
einfach abspalten kann. Das gestrige Referendum hat er zwar gewonnen,
aber am Ende nur Verlierer hervorgebracht. Die Abstimmung hat
zeitweise wie eine Art Bürgerkrieg gewirkt: mitten in Europa. Und nur
ein Mann wie Erdogan kann sich darüber freuen. Mit Blick auf die
Kurden wird er nun sagen: Ihr macht es doch auch... Derzeit scheint
es kaum möglich, die Eskalation abzukühlen. Rajoy und Puigdemont
haben sich verbissen und verrannt. Hilfe kann nur aus Europa kommen;
ein kluger Vermittler muss her. Ansonsten wird sich der Streit
zwischen Katalanen und Zentralregierung in Madrid zu einem
Flächenbrand ausweiten.
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