(ots) - Das Thema: "Tage der Uneinheit - Ist Deutschland
gespalten?"
"Die Wahl hat die Deutschen daran erinnert, wie geteilt ihr Land
noch immer ist", analysiert die "Neue Zürcher Zeitung". Über 25 Jahre
nach der Wiedervereinigung sind in Ostdeutschland der linke und der
rechte Rand des Parteienspektrums, also Linke und AfD, mit fast 40
Prozent annähernd so stark wie die sogenannte Mitte. Die
Rechtspopulisten der AfD schockierten die etablierten Parteien
allerdings auch im Westen der Republik mit deutlich zweistelligen
Ergebnissen. Ist die wohlsortierte Berliner Republik von den
politischen Rändern her bedroht? Verstehen Politiker allen
Beteuerungen zum Trotz die Sorgen der Bürger nicht mehr? Und ist die
Jamaika-Koalition dazu geeignet, die politische Uneinigkeit im Land
zu überwinden?
Die Gäste:
Kerstin und Frank Hansen (Ehepaar) Ralf-Dieter Brunowksy
(ehemaliger "Capital"-Chefredakteur) Boris Palmer, B'90/Grüne
(Tübinger Oberbürgermeister) Martin Patzelt, CDU
(Bundestagsabgeordneter) Bettina Gaus ("taz"-Journalistin)
Kerstin und Frank Hansen
Eine ungewöhnliche Ehe: Sie in der SPD, er in der AfD. Seit über
zehn Jahren sind die Tierärztin Kerstin und der Marineoffizier Frank
Hansen verheiratet. Beide sind im Kreisvorstand ihrer jeweiligen
Partei. Beide werden dafür in ihrer schleswig-holsteinischen Heimat
öffentlich angefeindet; die Scheiben des Autos wurden eingeschlagen,
das Haus mit Farbbeuteln beworfen. Enttäuscht zeigte sich Kerstin
Hansen, Mutter von drei Kindern, von ihrer eigenen Partei im
Landkreis und trat als Pressesprecherin zurück: "Nach den Anschlägen
erhielt ich von allen Parteien Anteilnahme, nur nicht von meiner
eigenen. Hier hieß es nur, ich sei selber schuld und solle mich
scheiden lassen."
Ralf-Dieter Brunowksy
Der Journalist sieht am Tag der Einheit dieses Jahr kein Grund zum
Feiern: "Selten ist Deutschland so wenig wiedervereinigt gewesen wie
nach dieser Wahl", glaubt Ralf-Dieter Brunowsky, Dass die
Rechtspopulisten in den neuen Bundesländern solche Zustimmungswerte
erhält, sei eine Zumutung für alle Demokraten. "Viel Geld ist von
West nach Ost geflossen. Dankbarkeit muss man dafür nicht erwarten.
Aber wenigstens Vernunft statt Anti-Merkel-Geschrei", klagt der
langjährige Chef des Wirtschaftsmagazins "Capital" und ergänzt: "Man
kann sich gar nicht sicher sein, ob der Osten die Einheit überhaupt
noch gut findet."
Boris Palmer
Im Wahlkampf hat der Grünen-Politiker wegen seines Kurses in der
Flüchtlingspolitik heftige Kritik von Parteifreunden einstecken
müssen. Jetzt sieht sich Boris Palmer durch den Erfolg seiner Partei
in Tübingen und das schwache Ergebnis der AfD bestätigt. "Meine
Politik ist das beste Rezept gegen die AfD", sagt der langjährige
Bürgermeister der Universitätsstadt. Boris Palmer rät davon ab,
Missstände in der Migrationspolitik totzuschweigen. Er zeigt sich
offen für eine Jamaika-Koalition: "Wir waren immer realpolitisch,
wenn es um Regierungen geht."
Martin Patzelt
Eigentlich wollte der CDU-Politiker aus Frankfurt (Oder) nicht
erneut bei der Bundestagswahl kandidieren. Doch als er erfuhr, dass
Alexander Gauland in seinem Wahlkreis antritt, wollte der 70-jährige
ein Zeichen setzen und gewann mit deutlichem Abstand vor dem
AfD-Spitzenkandidaten. "Wir sind nicht Dunkeldeutschland und wollen
auch nicht so erscheinen", betont Martin Patzelt. Dennoch gebe es
nachvollziehbare Gründe für die Erfolge der AfD im Osten
Deutschlands: "Wir haben gegenüber dem Westen einen
Minderwertigkeitskomplex", sagt der Bundestagsabgeordnete, der 2015
bundesweit Schlagzeilen machte, als er zwei Flüchtlinge aus Eritrea
in seinem Privathaus aufnahm.
Bettina Gaus
"Es ist zutiefst deprimierend, dass eine völkische Partei mit weit
über 12 Prozent im Bundestag vertreten ist", sagt die politische
Korrespondentin der "taz". Dennoch sei diese Entwicklung noch kein
Grund zur Panik. Zwar würden rechtspopulistische Ansichten bis weit
in die Mitte der Gesellschaft geteilt, aber das bedeute nicht, dass
die Bevölkerung insgesamt rechts stünde. Die Journalistin bezweifelt,
dass eine Jamaika-Koalition etwas gegen die wachsende Kluft zwischen
Arm und Reich im Land tun würde: "Eine solche Regierung würde den
Abschied von der sozialen Komponente in der Politik bedeuten."
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hergestellt vom WDR in Zusammenarbeit mit der Vincent TV GmbH.
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Redaktion: Elke Maar (WDR)
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