(ots) - Es ist ein Dauerärgernis für alle, die in der
Schulpolitik oder im Lehrbetrieb Verantwortung tragen. Längst nicht
alle Schulstunden, die in den Plänen vorgesehen sind, finden in den
unterschiedlichen Schulformen auch tatsächlich statt. Nun wissen wir
erstmals repräsentativ für das gesamte Bundesgebiet, dass dieser
strukturelle Bildungsnotstand weit heftiger ausfällt als bisher
gedacht. Zehn Prozent der Schulstunden finden danach gar nicht oder
irregulär statt. Ja, jetzt werden viele Experten der Szene nach der
Methode und den Kriterien fragen, die bei der Umfrage der Zeit
angewendet wurden. Die war repräsentativ: Befragt wurden im August
1.787 Lehrer, 1.110 Eltern und 746 Schüler mit einem einheitlichen
Fragebogen. Das Ergebnis für NRW ist alarmierend: Acht Prozent der
Schulstunden fielen danach im Monat zuvor ersatzlos aus. Diese
Botschaft sollte insbesondere die Politik ernst nehmen, denn der
Ausfall von Stunden gehört mit zu den Dingen an bundesdeutschen
Schulen, die Eltern am meisten ärgern. Und damit haben sie völlig
recht. Denn den Schülern stehen die im Plan festgelegten Stunden zu;
Ausfall ist zwangsweiser Bildungsentzug und führt zu unzureichender
Vorbereitung auf den Schulabschluss, was sich insbesondere bei
lernschwächeren Schülerinnen und Schülern negativ bemerkbar macht.
Die in der Erhebung zusammengetragenen Erkenntnisse haben eine
weitere soziale Komponente: Schüler aus Haushalten mit einem
Nettoeinkommen unter 3.000 Euro sind vom Unterrichtsausfall viermal
so stark betroffen wie Schüler aus Haushalten, in denen das
Nettoeinkommen bei über 5.000 Euro liegt. Die Werte liegen hier bei
rund zwölf im Vergleich zu knapp drei Prozent. Bildungsgerechtigkeit
durch eine Verringerung des Unterrichtsausfalls herzustellen, hat
also auch eine überragende soziale Bedeutung. Die Politik muss dieses
Problem zeitnah angehen. Schon jetzt gibt es viel zu wenige
Bewerberinnen und Bewerber für neue Stellen. Potenzielle Kandidaten
alle mit dem gleichen Einstiegsgehalt zu vergüten, wäre ein erster
Schritt, um den Bildungsnotstand abzumildern. Das kostet Geld, das
uns die Bildung der kommenden Generationen aber wert sein muss. Denn
wir können es uns erst recht nicht leisten, eine unzureichend
ausgebildete Jugend ins High-Tech-Zeitalter zu schicken.
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