(ots) -
Die Entführung und Befreiung der Lufthansa-Verkehrsmaschine
"Landshut" spielte bei den Ereignissen des Deutschen Herbstes 1977
eine zentrale Rolle. Erstmals rückten damals deutsche "Normalbürger"
ins Visier von Terroristen. Für die politisch Verantwortlichen galt
es, zu entscheiden, ob sich der Staat von Terroristen erpressen
lässt. Anlässlich des 40. Jahrestages der Befreiung der "Landshut"
und ihrer Insassen erinnert Das Erste an dieses Kapitel der jüngeren
deutschen Geschichte. "Die Geiseln von Mogadischu - Das Leben nach
der 'Landshut'-Entführung" zeigt das Erste am Montag, 9. Oktober, um
23:30 Uhr.
40 Jahre nach der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" im
Oktober 1977 lebt das Drama bei den Insassen von damals fort. Als
Geisel palästinensischer Terroristen fünf Tage lang eingepfercht in
einer Flugzeugkabine, in der es mit jedem Tag mehr nach Angst,
Schweiß und Tod roch - für die meisten der Insassen blieb dies ein
Trauma für den Rest ihres Lebens. "Es war ein einschneidender Moment
in meinem Leben und das hat alles verändert, alles", sagt Gabriele
von Lutzau, damals Stewardess an Bord der "Landshut". "Dieses Gefühl
der Hilflosigkeit, eine Ware zu sein, möglicherweise erschossen zu
werden, das kann nur einer verstehen, der in dieser Lage war."
Spießrutenlauf auf der Suche nach Hilfe
Viele fanden kaum - manche gar nicht - in ein "normales" Leben
zurück. Ihre Bemühungen um therapeutische Hilfe und materielle
Entschädigung gerieten zum Spießrutenlauf. Dass sie als Terroropfer
einen Anspruch auf Entschädigung haben, dafür hatten die handelnden
Politiker damals wenig Verständnis. Gerhart Baum, 1977 Staatssekretär
im Innenministerium, räumt im ARD-Film durchaus selbstkritisch ein:
"Lange hat sich überhaupt kein Bewusstsein bei uns gebildet, dass es
traumatische Folgeschäden gibt, über Jahre und Jahrzehnte. Das ist
ausgeblendet worden. Also eine Kultur, mit den Opfern umzugehen und
für sie zu sorgen, hat sich erst langsam entwickelt und sicher noch
nicht voll entwickelt in unserem Lande."
Traumatisiert seit vier Jahrzehnten
Wie wäre das Leben der früheren "Landshut"-Passagiere wohl sonst
verlaufen, wenn sie nicht zufällig an einem bestimmten Tag an einem
bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeit in einem Flugzeug gesessen
hätten? Und warum kann das Erlebte eine solche Macht über Menschen
haben - selbst mit weitem Abstand von vier Jahrzehnten? Der Film
erzählt die weitgehend unbekannte Geschichte der "Landshut"-Insassen
40 Jahre nach ihrer Entführung und Befreiung. Er zeigt, wie
Passagiere und Besatzung durch dieses Ereignis für immer Geisel
blieben. Als Protagonisten wirkten die früheren Geiseln Jutta Knauf,
Beate Keller und Diana Müll mit, außerdem Gabriele von Lutzau, die
als Stewardess auf der "Landshut" war und wegen ihres couragierten
Verhaltens als "Engel von Mogadischu" bekannt wurde, sowie Jürgen
Vietor, Co-Pilot auf dem entführten Flug.
Fatale Entscheidungssituation für die Bundesregierung Über das
Wohl und Wehe der "Landshut"-Geiseln wurde im fernen Bonn
entschieden, im kleinen und großen Krisenstab der Bundesregierung
unter Leitung des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt. Der
damalige Justizminister Hans-Jochen Vogel, ein enger Vertrauter
Helmut Schmidts, erinnert noch einmal an die fatale
Entscheidungssituation während der dramatischen Entführungstage:
Sollen wir - um kurzfristig Menschen zu retten - Terroristen
freilassen, von denen weitere schwere Straftaten zu erwarten sind?
Und: Darf der Staat sich durch Terror erpressen lassen? Heute, da der
Terrorismus immer öfter in den Alltag jedes einzelnen eingreift, ist
das Thema nicht weniger aktuell als vor 40 Jahren. Am Mittwoch,
18.10., wird der Film ab 20:15 Uhr im SWR Fernsehen wiederholt.
Entführung und Rückkehr der "Landshut" Im Ersten 9.10., 23:30 Uhr,
Geschichte im Ersten: "Die Geiseln von Mogadischu - Das Leben nach
der 'Landshut'-Entführung" (45 Min.) 14.10., 16:30 Uhr, Die
Deutschland-Reportage: "Die letzte Reise der 'Landshut' - Eine
Flugzeug-Legende kommt ins Museum" (30 Min.)
Themenabend im SWR Fernsehen
18.10., 20:15 Uhr: "Die Geiseln von Mogadischu - Das Leben nach
der 'Landshut'-Entführung" (45 Min.). anschließend ab 21 Uhr:
"betrifft: Die Rückkehr der Landshut" (45 Min.)
Der Film "Die Geiseln von Mogadischu - Das Leben nach der
'Landshut'-Entführung" ist in einer Vorab-Version im Vorführraum des
SWR Presseportals zu sehen: www.SWR.de/kommunikation. Voraussichtlich
ab Freitagabend, 6. Oktober, befindet sich hier die Sendefassung.
Fotos auf ARD-Foto.de
Pressekontakt: Sibylle Schreckenberger, Tel. 06131 929 32755,
sibylle.schreckenberger(at)SWR.de
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