(ots) - Mehr als 80 Prozent der Arbeitsmigranten aus
Myanmar und Kambodscha fallen Menschenhandel oder Arbeitsausbeutung
in der thailändischen Fischereiindustrie zum Opfer. Das ist das
Ergebnis einer von International Justice Mission (IJM) in Auftrag
gegebenen Studie. Die Forschungsergebnisse bilden das Ausmaß von
Menschenhandel und Ausbeutung auf Fischereibooten in Thailand
erstmals messbar ab.
Die von der Walmart Foundation ermöglichte Studie "Not in the same
boat" zeigt auf, dass 37,9 Prozent der befragten Fischer eindeutig
Opfer von Menschenhandel wurden. Weitere 49,2 Prozent berichteten von
Ausbeutung und verheerenden Arbeitsbedingungen. "Diese Studie
bestätigt die lange vermuteten prekären Zustände erstmals in Zahlen
und zeigt deutlich, dass verstärkte Anstrengungen unternommen werden
müssen, um dieser Form von Sklaverei ein Ende zu bereiten", sagt
Dietmar Roller, Vorstandsvorsitzender von IJM Deutschland.
Die Grundlage dieser Studie bilden 260 Befragungen von
Arbeitsmigranten aus Myanmar und Kambodscha, die zwischen 2011 und
2016 in der thailändischen Hochseefischerei beschäftigt waren. Nicht
nur die Verbreitung des Menschenhandels, auch die dortigen
Arbeitsbedingungen sind alarmierend: Dreiviertel der Befragten
berichteten von exzessiven Arbeitszeiten von mindestens 16 Stunden am
Tag. Auch körperlicher Missbrauch, Freiheitsbeschränkungen sowie
wenig oder gar kein Lohn waren für viele der Fischer Alltag.
Diese Arbeitsrealität verstößt weitestgehend gegen thailändische
Gesetze. Durch die Verabschiedung des Anti-Human Trafficking Act und
der Schaffung von Spezialeinheiten innerhalb des Rechtssystems
stellte sich die thailändische Regierung dem Verbrechen bereits
entschieden entgegen. Um die Bemühungen zu unterstützen, eröffnete
IJM mithilfe der Walmart Foundation Anfang 2017 ein Projektbüro in
Bangkok. "Die Ergebnisse der Studie sollen zusätzlich dazu beitragen,
wirkliche und nachhaltige Veränderung für die Arbeiter in den
Fischerei-Lieferketten zu bewirken", so Kathleen McLaughlin,
Präsidentin der Walmart Foundation.
"IJM steht an der Seite der thailändischen Behörden, um Sklaverei
dort zu beenden. Aber es braucht noch mehr Unterstützung, auch von
Seiten der deutschen Regierung", fordert Dietmar Roller. "In unserer
globalisierten Welt stehen auch wir als Konsumenten in Deutschland in
direktem Zusammenhang damit. 87 Prozent des Fischs in deutschen
Kühlregalen stammt aus dem Ausland, unter anderem aus Thailand."
IJM Deutschland fordert eine finanzielle Beteiligung Deutschlands
am neu eingerichteten globalen Fond zur Beendigung der Sklaverei. Im
September hatten dafür bereits Großbritannien und die USA jeweils 25
Millionen US-Dollar zugesagt.
IJM Deutschland ist der deutsche Zweig der
Anti-Sklaverei-Organisation International Justice Mission (IJM).
Projekte in Asien, Afrika und Lateinamerika decken Fälle von
Sklaverei auf, befreien Betroffene und setzen sich mit den lokalen
Behörden für die strafrechtliche Verfolgung der Täter ein. In
Deutschland führt IJM Aufklärungskampagnen zum Thema Sklaverei durch
und sucht das Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern.
Studie:
www.ijm.org/sites/default/files/studies/IJM-Not-In-The-Same-Boat.pdf
Pressekontakt:
IJM Deutschland e. V., Judith Kühl, Tel: 030 24636900, Email:
jkuehl(at)ijm-deutschland.de
www.ijm-deutschland.de
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