PresseKat - Börsen-Zeitung: Dax im Steilflug, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

Börsen-Zeitung: Dax im Steilflug, Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

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(ots) - Eine schwierige Regierungsbildung nach der
Bundestagswahl, die Krise in Katalonien oder der weiter schwelende
Konflikt zwischen Nordkorea und den USA: Es scheint mehr als genug
Gründe zu geben, für den Aktienmarkt skeptisch zu sein. Dennoch
scheint derzeit nichts den Dax aufhalten zu können - mit Ausnahme
vielleicht der Schwelle von 13000, vor der der Index am Freitag mit
einem Rekord von rund 12993,5 Punkten zum wiederholten Mal
zurückschreckte. Weltweit ziehen die Indizes an und lassen sich dabei
auch von den sich allmählich von der ultralockeren Geldpolitik
abkehrenden Zentralbanken nicht beeindrucken.

Getragen wird der Aufschwung von der über Erwarten positiven
Entwicklung ihrer fundamentalen Basis. Das weltweite Wachstum fällt
höher aus als noch zu Jahresbeginn prognostiziert wurde, auch wenn
die Hurrikan-geschädigten Daten aus den USA das derzeit nicht
widerspiegeln können. Zudem zieht die Konjunktur - erstmals seit
vielen Jahren - global synchron an. In der Folge überraschen auch die
Unternehmensergebnisse nach oben und steigen die Gewinnerwartungen
der Marktteilnehmer. Das wiederum lässt die vor allem in den USA
hohen Bewertungen etwas weniger beunruhigend aussehen, als sie dies
auf den ersten Blick tun, zumal noch positive Impulse durch die von
Donald Trump geplante Steuerreform hinzukommen könnten. Im
Hintergrund wirkt zudem das Niedrigzinsumfeld als stützender Faktor.

Zum Outperformer mutiert

Das bessere konjunkturelle Umfeld ist gerade für den stark
zyklisch geprägten und auslandsorientierten Dax positiv. Seit seinem
Tief vom 29. August hat der Index steil um mehr als 1000 Punkte bzw.
um mehr als 9% zugelegt. Getrieben wird er auch dadurch, dass der
Euro seinen Höhenflug Ende August abgebrochen hat und leicht gesunken
ist. In den Monaten zuvor hatte die Stärke der Währung den Index




gehemmt und ihn im Vergleich zum amerikanischen S&P 500 deutlich
unterdurchschnittlich abschneiden lassen. In den zurückliegenden
Wochen hat sich dies komplett gedreht. Seit Ende August hinkt der S&P
500 mit Gewinnen von bis zu 4,4% dem deutschen Leitindex hinterher.

Aus ebendiesem Grund könnte die Schwelle von 13000 Dax-Zählern
demnächst fallen. Denn die Zeichen stehen gut, dass der
Euro-Höhenflug nicht nur abgebrochen ist, sondern die Währung in den
kommenden Wochen weiter nachgibt. Trotz der in diesem Monat wohl
anstehenden Ankündigung der Europäischen Zentralbank, das Volumen
ihrer Anleihekäufe zu reduzieren, wird ihre Geldpolitik noch geraume
Zeit überaus akkommodierend bleiben. Insbesondere wird eine erste
Leitzinsanhebung noch lange auf sich warten lassen, nach allgemeiner
Ãœberzeugung der Experten bis mindestens zum Ende des kommenden
Jahres.

Ganz anders sieht die Lage in den Vereinigten Staaten aus. Ihre
Zentralbank Fed hat klar signalisiert, dass sie im Dezember ein
weiteres Mal an der Zinsschraube drehen will, und hält auch eisern
daran fest, für das kommende Jahr drei weitere Anhebungen ihres
Leitzinses zu prognostizieren. Letzteres will ihr der Markt, der ein
deutlich gemächlicheres Zinserhöhungstempo einpreist, derzeit noch
nicht glauben. Wenn man die US-Währungshüter aber halbwegs ernst
nimmt, wird das transatlantische Zinsgefälle bis Ende 2018 um 100
Basispunkte steigen - eine starke Stütze für den Dollar.

Ob der Index im laufenden Zyklus wesentlich höhere Niveaus
erreichen kann - die DZBank rechnet mit einem Hoch von 14000, das
Bankhaus Sarasin erwartet den Index Ende 2018 bei 15000 Zählern -,
hängt wesentlich davon ab, dass die positive Entwicklung der
Weltwirtschaft und der Unternehmensergebnisse sich fortsetzt. Gerade
in einem Umfeld, in dem die Bewertungen hohe Niveaus erreicht haben
und gleichzeitig der geldpolitische Wind zu drehen begonnen hat, sind
die Spielräume für Enttäuschungen mittlerweile recht eng geworden.
Damit rückt die demnächst in den USA startende Quartalsberichtssaison
zum dritten Quartal ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nicht nur die
Zahlen der Berichtsperiode werden die weitere Tendenz an den
Aktienmärkten bestimmen, sondern insbesondere auch die Ausblicke der
Unternehmen auf das kommende Jahr. Bricht der positive Trend der
zurückliegenden Quartale nicht ab, könnte die nächste Stufe des
Rekordflugs an den Aktienmärkten gezündet werden. Neben einem
weiteren Abbröckeln des Euro-Außenwerts könnte somit die
Unternehmensberichterstattung den letzten kleinen Schubser über die
Schwelle von 13000 Dax-Punkten bringen.



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Datum: 06.10.2017 - 20:55 Uhr
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