(ots) -
Das Volumen der weltweiten bargeldlosen Zahlungen wird
voraussichtlich um durchschnittlich 10,9 Prozent bis 2020 ansteigen
und damit fast 726 Milliarden Transaktionen erreichen, so die
Prognose des World Payments Report 2017 (WPR 2017). Der heute vom
Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini zusammen mit
dem Finanzdienstleister BNP Paribas veröffentlichte WPR 2017 sagt
voraus, dass das Volumen der bargeldlosen Zahlungen in den
Schwellenländern um 19,6 Prozent steigen wird, dies ist das dreifache
der vorausgesagten Wachstumsrate für die Industriestaaten (5,6
Prozent). So wird im aufstrebenden Teil Asiens*, mit China und Indien
an der Spitze, das Volumen voraussichtlich um 30,9 Prozent steigen.
Auch bargeldlose Zahlungen zwischen Unternehmen (Business to
Business/B2B), mittelständischen Firmen und Behörden nehmen weltweit
zu. Bei der Anzahl dieser Zahlungen wird eine jährliche
Wachstumsrate** von 6,5 Prozent in den Jahren 2015 bis 2020
vorhergesagt, das sind mehr als 122 Milliarden Transaktionen im Jahr
2020.
Bargeldlosen Zahlungen sind zwischen 2014 und 2015 um 11,2 Prozent
auf 433,1 Milliarden Transaktionen weltweit gestiegen. Das ist das
stärkste Wachstum in den letzten zehn Jahren. Für die
Entwicklungsmärkte bedeutet dies einen Anstieg von 21,6 Prozent,
während die bargeldlosen Zahlungen in den etablierten Märkten um 6,8
Prozent zunahmen und somit einen nominalen Anstieg von über 6 Prozent
im Jahr 2014 verzeichneten. In Deutschland gab es im Vergleich zu den
entwickelten Märkten überdurchschnittlich mehr bargeldlose Zahlungen.
Diese stiegen von 2014 bis 2015 um 8,8 Prozent auf insgesamt 19,6
Milliarden Transaktionen an. Das Elektronische Lastschriftverfahren
(Zahlung mit einer Debitcard und Unterschrift im Einzelhandel) ist in
Deutschland das am meist genutzte bargeldlose Zahlungsverfahren 51
Prozent aller bargeldlosen Zahlungen (insgesamt fast 10 Milliarden)
wurden 2015 mit diesem Verfahren getätigt.
Ungeachtet der stetigen Zunahme digitaler Zahlungen bleiben
Barzahlungen die Norm, besonders bei niedrigwertigen Transaktionen.
Der diesjährige WPR geht davon aus, dass verschiedene Faktoren das
bargeldlose Zahlen auch in der Zukunft vorantreiben. Dazu gehören
unter anderem vernetzte Häuser, Mobilität und Unterhaltungsmedien
ebenso wie unterschiedliche Zahlungskanäle, die kontaktlos, in
Kleidung integriert oder in der erweiterten Realität (augmented
Reality) sein können.
Die zunehmende Digitalisierung der Zahlungen zwischen Unternehmen
(B2B) beeinflusst regionale Trends. In den entwickelten Märkten der
Asien-Pazifik-Region*** (APAC) nutzen kleine und mittelständische
Unternehmen digitale Rechnungen, virtuelle Karten sowie ein
Cloud-basiertes Finanz- und Rechnungswesen. Im aufstrebenden Teil
Asiens sind aufladbare Karten bei Unternehmen beliebt, um die
Zahlungen in der Lieferkette zu vereinfachen und zu sichern.
Ein neues Zahlungs-Ökosystem entsteht
Der WPR 2017 betont besonders die Entstehung eines neuen
Zahlungs-Ökosystems. Zu diesem Wandel tragen vor allem die dynamische
Regulierungslandschaft einschließlich der Anforderungen der
EU-Zahlungsdiensterichtlinie PSD2****, FinTechs, steigende
Unternehmens- und Kundenerwartungen an Mehrwertdienste sowie neue
Zahlungs-Technologien bei.
"Innerhalb dieses dynamischen Ökosystems müssen die Teilnehmer der
Zahlungsdienste-Branche ihre Rollen strategisch immer wieder neu
beurteilen", so Markus Nenninger, Head of Payments bei Capgemini in
Deutschland. "Banken bietet sich die Gelegenheit, ihre Angebote in
Zusammenarbeit mit FinTechs und Drittanbietern zu verbessern.
Innovative Technologien und damit verbundene Branchenvorteile wie
offene APIs*****, Echtzeitüberweisungen, Blockchain und
regulatorische Standardisierung bieten die große Chance, in einem
kompetitiven Umfeld, Umsätze zu steigern."
Neue Chancen für Finanzabteilungen in Unternehmen
Welche Chancen und Herausforderungen sich für die Finanzverwaltung
in Unternehmen durch das neue Zahlungsökosystem ergeben, wird im
Report anhand einer Expertenbefragung untersucht. Die Forderungen der
Finanzabteilungen nach besseren, zuverlässigeren End-to-End-Diensten
wirken sich auf das Zahlungsökosystem aus. In Zeiten des intensiven
Wettbewerbs können Banken die Chance nutzen, um das Geschäft mit
bestehenden Firmenkunden zu pflegen und gleichzeitig neues Klientel
anzuwerben. Das Finanz-Management wird digital: Sich wiederholende
Aufgaben werden automatisiert bearbeitet, wodurch sich Finanzleiter
mehr auf die Prognose benötigter Barmittel und auf Betrugsprävention
konzentrieren können. In der Handelsfinanzierung untersuchen Banken
und FinTechs Blockchain-basierte Verträge zur Optimierung von
Prozessen. Bei grenzüberschreitenden Zahlungen experimentieren die
Banken bereits intern mit Blockchain-Modellen, um skalierbare
digitale Zahlungsplattformen zu entwickeln.
Durch Kooperationen und offene Systeme ergeben sich innerhalb von
Finanzabteilungen auch immer größere Sicherheitsrisiken. Dennoch
erwarten Unternehmen, dass die Banken ihnen bei der Verbesserung der
eigenen Sicherheitsinfrastruktur helfen. Im neuen Zahlungs-Ökosystem
interagieren Drittanbieter direkt mit den Kunden der Partnerbanken
und stellen dort Fragen zu Datenschutz sowie Sicherheit und
identifizieren Angreifer.
Der Report thematisiert auch die zentrale Herausforderung des
neuen Zahlungs-Ökosystems: Es fehlt eine Standardisierung. Als Gründe
werden die unterschiedlichen Standards und die individuelle
Interpretationen dieser durch nationale Regulierungsbehörden genannt.
Bruno Mellado, Global Head of Payments und Receivables bei BNP
Paribas, kommentiert: "Multinationale Banken und Unternehmen streben
bessere branchenweite Standardisierungen und harmonisierte
Regulierungen an. Wenn sich Sicherheitsfragen überwinden lassen, kann
sich durch mehr Zusammenarbeit und Partnerschaften innerhalb des
neuen Zahlungs-Ökosystems ein Mehrwert für Unternehmen, Banken und
FinTechs ergeben. Das neue Ökosystem mag einen Großteil, aber nicht
alle Herausforderungen, denen sich Banken und Unternehmen stellen
müssen, abbauen. Branchenteilnehmer können sich auf Ungewissheiten
durch die Zusammenarbeit mit Banken und Partnern und mit
entsprechender fachlicher Expertise vorbereiten, während sich das
Zahlungs-Ökosystem entwickelt."
Auswirkungen von zentralen Regulierungs- und Brancheninitiativen
Der Report macht zentrale Regulierungs- und Brancheninitiativen,
die auf Wettbewerb und Risikominderung ausgerichtet sind, für ein
komplexes Regulierungsumfeld verantwortlich, da sie den Wettbewerb
unter den Dienstleistern anregen und traditionelle Segmente der
Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr stören. Allerdings haben diese
Initiativen auch das Potenzial, die Standardisierung und Transparenz
zu verbessern, wodurch sich für den Kunden wesentliche und
langfristige Innovationen ergeben könnten. Die Richtlinien, die seit
der Veröffentlichung des World Payments Report 2016 eingeführt
wurden, konzentrieren sich auf digitale Währung und auf die
Reduzierung von Bargeld, FinTechs sowie APIs.
Der Bericht thematisiert außerdem auch die Herausforderungen, mit
denen sich die Interessenvertreter bei der Umsetzung der
PSD2-Richtlinie in Europa konfrontiert sehen. Wenn die überarbeitete
PSD2 im Januar 2018 eingeführt wird, geht Europa einen wichtigen
Schritt in Richtung eines kompatiblen digitalen Marktes. Es werden
weitreichende Effekte für den Bankensektor, Zahlungsdienstleister,
FinTechs und Unternehmen erwartet. Im WPR 2017 wir allerdings auch
betont, dass ein Mangel an regulatorischer Koordination und ein
integriertes Datenmanagement unter den EU-Banken zu widersprüchlichen
Zielen sowie konkurrierenden Agenden führen könnte und damit die
erwartete Standardisierung und Transparenz ausbleibt. Auf
Echtzeitüberweisungen, Bargeldreduktion und Cybersecurity bezogene
Richtlinien könnten für Zahlungsdienstleister wie Katalysatoren
wirken, indem sie Lösungen schaffen, die die Kundenzufriedenheit
erhöhen.
Der ausführliche World Payments Report 2017 steht hier zum
Download bereit: www.worldpaymentsreport.com
*Aufstrebender Teil Asiens bezieht China, Hong Kong, Indien und
andere asiatische Märkte.
**Compound Annual Growth Rate (CAGR) misst die durchschnittliche
Wachstumsrate einer Investition über einen variablen Zeitraum.
***APAC-Märkte beinhalten Australien, Japan, Singapur und Süd-Korea.
****Die Payment Services Directive 2 (PSD2) ist eine EU-Richtlinie
der Europäischen Kommission, die es Finanzdienstleistern ermöglicht
auf die Kundendaten bei Banken zuzugreifen, dies soll den Wettbewerb
der Zahlungsdienstleistungen anregen.
*****API steht für Application Programming Interface und ist eine
Schnittstelle zur Anwendungsprogrammierung.
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