(ots) - Müttergenesungswerk stellt Zahlen und Fakten für
das Berichtsjahr 2016/17 auf Jahrespressekonferenz vor
- Etwa 49.000 Mütter und 72.000 Kinder haben die Kurmaßnahmen in
Anspruch genommen, der Bedarf ist aber weitaus höher.
- Zwei Drittel aller Widersprüche für Kuranträge sind erfolgreich.
- Bedarf steigt, Beratung sinkt? Erforderliche gesetzliche
Regelung für Beratungsstellen.
Bessere Bezahlung von Frauen, kostenfreie Kinderbetreuung und
Familienunterstützung: Im Wahlkampf wurden viele dieser
familienbezogenen Themen diskutiert. Der Bedarf wurde erkannt, doch
wie sieht es 2016/2017 in den Familien in Deutschland aus? Das
Müttergenesungswerk (MGW) stellt am 10. Oktober 2017 im Rahmen der
Jahrespressekonferenz in Berlin die aktuellen Zahlen und Fakten zur
Müttergesundheit vor. Die Unterstützung von belasteten Frauen, die
Kinder erziehen, die Hausarbeit erledigen, teils zusätzlich
Angehörige pflegen und oftmals berufstätig sind, ist eine
gesellschaftspolitische Aufgabe. "Es fehlt an gesellschaftlicher
Wertschätzung und oftmals auch am eigenen Selbstwertgefühl. Beide
Komponenten sind aber wichtig, um Mütter stark zu machen", so Elke
Büdenbender, Schirmherrin des MGW. Das Müttergenesungswerk stellt
drei Themenschwerpunkte und Forderungen in den Mittelpunkt der
diesjährigen Jahrespressekonferenz.
Realität von Müttern: Zwischen modernem Frauenbild und
traditioneller Mutterrolle
In der heutigen Gesellschaft könnte man davon ausgehen, dass sich
die Gleichberechtigung von Frauen und Männern als allgemeiner
gesellschaftlicher Konsens auch in der Familie widerspiegelt. Doch so
sehr sich die Rolle von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten
geändert hat, mit der Geburt eines Kindes dominiert ein
traditionelles Familienmodell. Zwar engagieren sich Väter stärker in
der Erziehung, die Hausarbeit wird jedoch nachweislich zu einem
überwiegenden Teil von Frauen erledigt. Trotz Berufstätigkeit stehen
viele Mütter daher nach wie vor als Hauptverantwortliche für
Familienarbeit in einer permanenten Ãœberlastungssituation mit
Zeitstress und hohem Erwartungsdruck. Von ca. 49.000 Müttern, die
2016 an einer Mütter- oder Mutter-Kind-Kurmaßnahme im
Müttergenesungswerk teilgenommen haben, leiden über 87 Prozent unter
Erschöpfungszuständen bis zum Burnout. Die Kurmaßnahmen im MGW
beschäftigen sich auch mit diesem Rollenbild in der Therapie.
"Es ist in Ordnung, wenn Mütter sich nicht immer stark fühlen.
Damit sind sie nicht alleine. In den Kurmaßnahmen im
Müttergenesungswerk wird dieser Bewusstseinsprozess gefördert. Davon
berichteten mir Mütter, mit denen ich bei meinem Besuch in einer
Mutter-Kind-Klinik diesen Sommer sprach. Die Effekte der Kurmaßnahmen
sind also sehr nachhaltig und können in den Alltag übertragen
werden.", so Büdenbender.
Das Antragsverfahren: Mehr Transparenz und Abbau von Hürden
Wenn Mütter einen Kurantrag stellen, haben sie die
Belastungsgrenze längst erreicht. Der Antrag sollte daher ein
einfaches Verfahren sein. 2016 hat gezeigt, dass sich der Zugang zu
Kurmaßnahmen - im Vergleich zu 2010 - zwar verbessert hat, aber immer
noch Hürden im Antragsverfahren bremsen. Der Zugang könnte z. B.
durch ein bundeseinheitliches Attestformular deutlich erhöht werden.
Zwar ist die Ablehnungsquote mit 12 Prozent relativ moderat, aber
zwei Drittel aller Widersprüche gegen diese Ablehnungen sind
erfolgreich. Das belegt eine hohe Zahl an Fehlentscheidungen der
Krankenkassen. Gleiches gilt für die 2015 politisch gewollte
gesetzliche Stärkung des Wunsch- und Wahlrechts der Versicherten, das
selten durchgesetzt werden kann.
Steigender Bedarf, sinkende Beratung? Gesetzliche Bedingungen
schaffen
Mütter und Väter haben einen hohen Informations- und
Aufklärungsbedarf. Im Antragsverfahren ist es sehr wichtig, keine
zusätzlichen Belastungen zu schaffen, sondern kompetente
Unterstützung zu bieten. Doch das Netz bröckelt: Rund 1.200
Beratungsstellen beraten jährlich 130.000 Mütter und Väter bei
Kuranträgen und Nachsorge. Vor 10 Jahren waren es noch 1.400 Stellen.
Der Hintergrund: Es gibt keine öffentliche Finanzierung für diese
Beratungsarbeit. Es bedarf einer Zukunftssicherung mit gesetzlichen
Rahmenbedingungen für diese Aufgabe: "Wenn wir von rund 2 Millionen
kurbedürftigen Müttern in Deutschland ausgehen, aber nur 130.000 sich
beraten lassen, sehen wir, dass das Potential der
Beratungsmöglichkeiten nicht ausgeschöpft ist und leider nur ein
Bruchteil eine Kurmaßnahme beantragt. Breitere Information und
individuelle Beratung sind daher wesentlich, damit die Mütter und
Väter ihren gesetzlichen Anspruch auch wahrnehmen können", so Dr.
Kirsten Soyke, Kuratoriumsvorsitzende beim MGW. "Als Korrektiv und
politische Stimme für die Rahmenbedingungen und den Zugang zu
Kurmaßnahmen empfiehlt das MGW dringend eine gesetzliche Sicherung
der Beratung in Deutschland."
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Anne Schilling
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