(ots) - Die IG Metall ist eine alte Gewerkschaft, die vor
vielen Jahren erkannt hat, dass sie von ihrer Tradition nicht leben
kann. Mit Kampagnen für Leiharbeiter und Azubis hat sie Zigtausende
neue Mitglieder gewonnen und so den allgemeinen Schrumpfkurs der
Gewerkschaften im eigenen Laden gestoppt. Mit der Forderung nach
einem individuellen Recht auf kürzere Arbeitszeit und anschließende
Rückkehr in Vollzeit trifft sie den Zeitgeist einmal mehr.
Nicht zum ersten Mal will die IG Metall tariflich durchsetzen,
woran die Politik gescheitert ist. So war es bei der Leiharbeit, so
soll es nun bei der selbstbestimmten Arbeitszeit sein. Die soziale
Komponente, dass Geringverdiener am wenigsten Nettolohn verlieren,
wäre vorbildlich. Ob jemand Zeit für sein Kind oder die demente
Mutter erhält, darf nicht von der Lohnhöhe abhängen.
Die Arbeitgeber wissen, dass sie im Kampf um die Fachkräfte
ohnehin etwas mehr bieten müssen. Viele tun das freiwillig längst.
Doch natürlich hätte die je nach persönlicher Lebenslage gewonnene
Zeit ihren Preis. Die Höhe des Lohnausgleichs, die allgemeine
Tariferhöhung und Ausnahmen bieten reichlich Verhandlungsspielraum.
Sollte es einen Kompromiss geben, wäre er eine Steilvorlage für alle
anderen Gewerkschaften und ihre Branchen.
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