(ots) - Der katalanische Regierungschef Puigdemont hat im
Angesicht der drohenden Katastrophe den letztmöglichen Ausweg
genommen. Unabhängigkeit ja, aber auf unbestimmte Zeit verschoben -
verschoben ist damit die Eskalation eines Konflikts, der für Spanien
Explosionsgefahr birgt und für die Rest-EU dramatische Folgen haben
kann. Die Rede des Katalanen ist ein angesichts der Zuspitzung der
vergangenen Wochen kaum noch für möglich gehaltenes Zugeständnis an
die politischen Realitäten, das den Konfliktparteien nun vor allem
eines verschafft: Zeit. Zeit, in der sich beide Seiten sammeln
können, und in der sich tatsächlich so etwas wie Dialogbereitschaft
entwickeln kann. Auch wenn eine Einigung - Stand heute - völlig
ausgeschlossen scheint. Zu unterschiedlich sind die Positionen, und
es ist derzeit nicht erkennbar, wie sich daran etwas ändern soll.
Immerhin hat Puigdemont aber erkannt, dass er entgegen seiner
früheren, vollmundigen Verlautbarungen mitnichten die Katalanen
hinter der Forderung nach Unabhängigkeit vereinen kann; offenbar hat
die Großdemonstration für die Einheit Spaniens Wirkung gezeigt, und
auch der angekündigte Abzug großer Firmen wird mit zum Sinneswandel
beigetragen haben. Nach seinem vergleichsweise moderaten Auftritt ist
nun Madrid am Zug - dort hat man zuletzt alles getan, um den Konflikt
anzuheizen. Die Zentralregierung muss jetzt unbedingt abrüsten, und
es ist auch an König Felipe, einen versöhnlicheren Ton anzuschlagen.
Nicht zuletzt ist die Rede Puigdemonts auch ein - unausgesprochener -
Hilferuf an die EU, endlich vermittelnd tätig zu werden. Die zu lange
zu passive (Vermittler-)Rolle Brüssels hat jedenfalls garantiert
nicht zur Deeskalation beigetragen.
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