PresseKat - Zusammen Leben retten (FOTO)

Zusammen Leben retten (FOTO)

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(ots) -
Der neunjährige Markus Rud aus Korbach erhielt den
Johanniter-Juniorenpreis und die Bundeswehrsoldaten Marcel Dewitt,
Marco Lindenhahn aus Wunstorf und Nico Lüttich aus Bad Frankenhausen
wurden mit dem Hans-Dietrich-Genscher-Preis geehrt.

Die Auszeichnungen 2017 haben nicht nur das rettende Handeln
gemein, sondern auch das gemeinschaftliche Vorgehen. Die Preisträger
haben zusammen Leben gerettet. In beiden Fällen konnten die
Ersthelfer durch Verteilung der Aufgaben und durch Interaktion die
passende Hilfe leisten bis die professionellen Retter eintrafen.

Der Johanniter-Juniorenpreisträger 2017

Markus Rud, der damals Neunjährige, hatte einen starken Partner an
der Seite. Einen Partner, den das Schicksal sandte: Michael Seebold,
Rettungsassistent und Leitstellendisponent in der Zentralen
Leitstelle des Landkreises Waldeck-Frankenberg in Korbach. Er
geleitete via Telefon den Jungen durch die Reanimation und rettete
zusammen mit Markus dem zweijährigen Bruder Rudolf das Leben.

Es war ein ruhiger Septemberabend vor einem Jahr in Korbach.
Markus und Rudolf befanden sich in der Obhut von Oma Lydia. Als diese
eine Windel für den Jüngsten holte, entwischte der sehr agile Knabe
in den Garten. Als Oma und der Bruder ihn suchten, fanden sie ihn im
Pool treibend. Sie zogen ihn aus dem Wasser, aber Rudi atmete nicht
mehr. Da die Oma als Spätaussiedlerin aus Russland nur ein altes,
schwer mundartlich gefärbtes Deutsch spricht, wählte Markus weinend
die 112, so wie er es in der Schule gelernt hatte. Am anderen Ende
der Leitung war Michael Seebold, zweifacher Familienvater, erfahrener
Leitstellenmitarbeiter und Rettungsprofi mit einem Gespür für die
besonderen Fälle. Das war das Glück für alle Beteiligten.

Markus berichtet schluchzend, was vorliegt. Michael Seebold weiß




in diesem Moment genau, dass er erst einmal das Kind beruhigen muss,
damit er dem Kleinen helfen kann. Und dann auf die Seite legen und
über den Mund beatmen. Kurz darauf hustet Rudi und beginnt wieder zu
atmen. Zu diesem Zeitpunkt trifft auch der Notarzt ein und alles wird
gut. Erleichterung auf allen Seiten.

Bei dieser Rettungstat kommen viele Komponenten zum Tragen: Markus
tat genau das Richtige und holte unverzüglich Hilfe. Er blieb bei
seinem kleinen Bruder und konnte dank der Anweisung von Seebold genau
das Passende ausführen. Das Kind handelte trotz der Aufregung, der
Angst und der anfänglichen Hilflosigkeit, die er verspürte. "Für mich
ist es einfach bewundernswert, dass ein Neunjähriger trotz seiner
emotionalen Anspannung so vernünftig und klug handelt", sagte
Sebastian Dietz, Laudator des Johanniter-Juniorenpreises. "Diese
Tapferkeit, die Markus an den Tag gelegt hat, und, trotz der fast
erdrückenden Verantwortung, die auf seinen jungen Schultern lastete,
zuzuhören und das Richtige zu tun, ist phänomenal. Manch Erwachsener
hätte damit Schwierigkeiten!" Der Paralympics-Goldmedaillengewinner
von Rio und Para-Weltmeister im Kugelstoßen, der selbst einen
schweren Verkehrsunfall hatte, überreichte den
Johanniter-Juniorenpreis Markus Rud, der in Begleitung von Markus
Seebold die Bühne betrat.

Die Jury sprach sich, obwohl weitere Nominierungen von
beeindruckenden Hilfeleistungen junger Menschen vorlagen, für diesen
Fall aus, weil das Zusammenwirken von Ersthelfer und Leitstelle hier
auch exemplarisch durchgeführt wurde. Die telefonische Reanimation
ist zum Beispiel in der Region Hannover in der Rettungsleitstelle
bereits eingeführt, dies ist aber nicht überall in Deutschland so.
"Dieser Fall von Markus und seinem Bruder belegt, wie wichtig es ist,
dass gewisse Notfallregeln - wie das Wählen der 112, das
Dabeibleiben, die Beschreibung des Vorfalls - verinnerlicht sind, um
dann gemeinsam mit dem Profi die geeigneten Maßnahmen zu ergreifen",
bestätigte Thomas Mähnert, Mitglied des Bundesvorstands der
Johanniter-Unfall-Hilfe. "Das Zusammenspiel von Ersthelfer und
Rettungspersonal ist ausschlaggebend."

Die Hans-Dietrich-Genscher-Preisträger

Auch bei der jetzt ausgezeichneten Rettungstat vom Juni letzten
Jahres gab es ein beispielloses gemeinschaftliches Handeln: Die drei
Bundeswehrsoldaten Marcel Dewitt, Marco Lindenhahn und Nico Lüttich
waren auf der A2 unterwegs und fuhren auf einen Unfall zu, der sich
an einem Stauende zugetragen hatte. Sie leisteten Erste Hilfe,
löschten Feuer, sprachen mit den Unfallopfern und stiegen in ein
brennendes Auto, um der eingeklemmten Annika Lahn (15 Jahre) zu
helfen. Dieses Zusammenwirken, die parallelen Handlungen führten zur
Überbrückung bis Feuerwehr und Rettungsdienst vor Ort eintrafen. Die
ruhige Anwesenheit der Helfer, das Nicht-allein-lassen und das
Sprechen mit dem Mädchen zeigen auch auf, dass aktives Helfen und
nicht passives Herumstehen um den Unfallort, betroffenen Menschen die
Kraft gibt, die Situation zu überstehen - auch im Nachhinein.
"Vermeintlich einfache Handlungen können letztlich dazu beitragen,
dass ein Mensch die Chance erhält, zu überleben bzw. Hoffnung zu
schöpfen und damit mental stabilisiert wird", unterstrich Thomas
Mähnert.

Feldwebel Dewitt und Oberfeldwebel Lindenhahn,
Fluggerätemechaniker vom Fliegerhorst Wunstorf, eilten nachdem sie
ihr Fahrzeug gestoppt hatten, sofort an den Unfallort. Sie sahen
einen aufgelösten Vater Michael Lahn, sprachen beruhigend mit ihm und
verschafften sich einen Ãœberblick. Um den verunfallten PKW waren die
Ãœberreste des Caravans zu sehen und der LKW, der das Stauende
übersehen hatte und ungebremst aufgefahren war. Im PKW, dessen
Motorraum angefangen hatte zu brennen, sehen sie das Mädchen. Sie
steigen ins Auto ein, sprechen mit ihr, steigen wieder aus,
organisieren Feuerlöscher und Erste-Hilfe-Kasten von den
herumstehenden LKW-Fahrern. Sie löschen das Feuer, versorgen die
Ellenbogenverletzung von Annika und versuchen mit allen Mitteln die
Tür aufzuhebeln und Annika aus dem Auto zu bekommen. Währenddessen
kommt ein weiterer, für sie fremder Soldat hinzu: Oberstabsgefreiter
Nico Lüttich, aktuell beim Panzerbataillon 393 in Bad
Frankenhausen/Thüringen stationiert, setzt sich wie
selbstverständlich auf die Rückbank des Wagens und bleibt bei dem
Mädchen und lenkt sie mit Fragen nach alltäglichen Dingen ab - auch
als das Feuer ein zweites Mal aufflackert. Diese ineinandergreifenden
Aktionen und die seelische Unterstützung überbrücken die Wartezeit
auf die Feuerwehr und den Rettungsdienst, die wegen einer nicht
gebildeten Rettungsgasse starke Schwierigkeiten hatten, überhaupt zum
Unfallort vorzudringen.

In einem außergewöhnlichen Augenblick ihres Lebens kamen sich hier
völlig fremde Menschen ganz nah. "Diese drei jungen Männer haben
instinktiv, schnell und beispielhaft reagiert, und damit einer in
einem brennenden Auto eingeklemmten Jugendlichen in einer ausweglosen
Situation geholfen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes
Lebensretter und haben den Hans-Dietrich-Genscher-Preis, der ihnen
für ihr heldenhaftes Handeln verliehen wird, mehr als verdient",
sagte der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius. Der
Laudator des diesjährigen Hans-Dietrich-Genscher-Preises betonte
weiter: "Noch dramatischer wird dieser Fall dadurch, dass die
Feuerwehr das in einem brennenden Auto eingeklemmte Opfer nicht
erreichen konnte, weil keine korrekte Rettungsgasse gebildet wurde.
Darum müssen wir immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig die
Rettungsgasse ist. Die linke Spur links, alle anderen rechts, es ist
so einfach. Wer diese einfache Regel nicht beachtet, gefährdet, wie
wir an diesem Fall mal wieder sehen, Leben."

Die Veranstaltung 2017

Beim Festakt im Convention Center auf dem hannoverschen
Messegelände begrüßte JUH-Bundesvorstand Thomas Mähnert die Gäste und
gibt einen Einblick in die Bedeutung des Preises. "Helfen ist eine
wunderbare Geste der Menschlichkeit und der Verantwortung und dies
muss anerkannt und gewürdigt werden", dieses Zitat von Hans-Dietrich
Genscher (2009) bildet das Dach der Veranstaltung und gilt auch als
Weisung für die Zukunft.

Der Präsident der Vereinigung zur Förderung des Deutschen
Brandschutzes e.V. (vfdb), Dirk Aschenbrenner, berichtete über die
schwierige Entscheidungsfindung der Jury. Als Direktor der Feuerwehr
Dortmund und damit Fachmann im Rettungswesen lobte er die Güte der
Nominierungen, sie seien eigentlich alle preiswürdig.

Oberbürgermeister Stefan Schostok sprach das Grußwort für die
Landeshauptstadt Hannover und bedankte sich bei den Johannitern für
die Ausrichtung des Preises. Auch stellte er den großen Politiker
Hans-Dietrich Genscher in den Fokus, der bei einer vergangenen
Laudatio von "Heldinnen und Helden der Menschlichkeit" gesprochen
hatte.

Unterstützt wird die Veranstaltung von Partnern und Förderern:
Deutsche Messe AG, INTERSCHUTZ, Vereinigung zur Förderung des
Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb), VW Nutzfahrzeuge, Georg Buro
Assecuranz GmbH & Co. KG und Doro Care DACH.

Ludger Abeln führte durchs Programm. Lothar Krist B3 und Tokunbo
Akinro sorgten für den musikalischen Rahmen.

Ãœber den Hans-Dietrich-Genscher-Preis und den
Johanniter-Juniorenpreis

Der Hans-Dietrich-Genscher-Preis wird unter diesem Namen seit 1997
verliehen und ist mit 2.500 Euro dotiert. Seit 2003 wird der
Johanniter-Juniorenpreis vergeben, der mit einem Sachpreis honoriert
wird. Beide Auszeichnungen werden nun nicht mehr vom Landesverband
Niedersachsen/Bremen, sondern seit diesem Jahr vom Bundesverband der
Johanniter-Unfall-Hilfe ausgelobt. Die nächste Verleihung wird im
Rahmen der INTERSCHUTZ 2020, der Weltleitmesse für Brand- und
Katastrophenschutz, Rettung und Sicherheit, in Hannover stattfinden.



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Datum: 16.10.2017 - 18:07 Uhr
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