(ots) - Bevor es so richtig anfängt, geht Siemens Gamesa
schon die Puste aus. Im April war der deutsch-spanische Hersteller
von Windkraftanlagen mit hohen Erwartungen gestartet. Doch gleich das
erste gemeinsame Quartal endete mit einem Tiefschlag: Umsatz und
Ergebnis gaben kräftig nach. Das zweite brachte sogar einen Verlust.
Innerhalb von nur einem Vierteljahr musste das fusionierte
Unternehmen zwei Mal seine Ergebniserwartungen senken. Schlimmer
konnte der Fehlstart kaum sein.
Freilich, der Markt ist schwierig und hart umkämpft und muss
gerade das Laufen neu lernen. Denn Fördermittel für die erneuerbaren
Energien verzerrten lange das Geschehen. Inzwischen verdrängen
Auktionen die langfristig garantierten Einspeisetarife. Die Betreiber
von Windparks stehen unter Preisdruck. Die Hersteller der Anlagen
können sich deshalb nur behaupten, wenn sie effiziente Geräte
anbieten, mit denen sich Energie kostengünstig erzeugen lässt. Der
Zwang zu raschen Innovationen ist groß.
In einer solchen Gemengelage kann Siemens Gamesa von
Größenvorteilen und ihrer globalen Präsenz profitieren. Doch bis das
Unternehmen die Synergien vollständig hebt, vergehen nach eigener
Planung drei Jahre. Aktuell kämpft der Dritte der Weltrangliste mit
dem Umbruch im Markt. Zum Beispiel bereiten die USA und Südafrika
Probleme.
Die entscheidende Wachstumsregion für Gamesa war jahrelang Indien.
Dort erzielten die Spanier vor der Fusion fast 40 Prozent ihres
Konzernumsatzes. Aber der Wind hat gedreht: Auch Indien stellte auf
Auktionen um, womit die Vergütungen für den produzierten Strom
kräftig sinken. Das Siemens-Management bleibt bisher die Antwort
schuldig, ob das Gewicht dieses Landes in der Entscheidung für den
Zusammenschluss mit Gamesa vernachlässigt wurde.
Das flaue Windkraftgeschäft verschärft zudem die Schwierigkeiten,
mit denen Siemens im Energiesektor ohnehin kämpft. Der Sparte
Konventionelle Kraftwerke steht ein herber Einschnitt mit
Stellenabbau bevor, da die Nachfrage nach Gasturbinen am Boden liegt.
Anders als in diesem Fall besitzt Siemens im gemeinsamen Unternehmen
mit Gamesa jedoch nur einen Teil der Kontrolle. Das Senken der
Ergebnisprognose deutet die Nachteile an. Vor derselben
Herausforderung steht Siemens, wenn der Bahntechnikkonzern mit Alstom
ins Rollen kommt. Die Strategie, mit Partnern einen Flottenverbund zu
schaffen, birgt erhebliche Risiken.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell