(ots) - Vorderasien kommt nicht zur Ruhe. Mitten in den
Erfolgen im Kampf gegen den IS-Terrorstaat bricht der alte Konflikt
zwischen Kurden und Irakern wieder auf. Die Kurden haben per
Referendum beschlossen, unabhängig zu werden. Ein lang gehegter
Traum, der so auch im Osten der Türkei geträumt wird. Ein Alptraum
für die Regierung in Bagdad, die nun gegen die Kurden militärisch
vorgehen will. Aus den Kampfgefährten gegen den IS sind wieder Feinde
geworden. In diesen Konflikt will die Bundesregierung nicht
verwickelt werden. Sie stellt die militärische Zusammenarbeit mit den
kurdischen Peschmerga ein. Drei Jahre lang hatte Deutschland
Ausbilder und Ausrüstung gestellt. Mit Erfolg, denn die Peschmerga
waren maßgeblich an der Vertreibung des IS beteiligt. Doch nun
verhalten sie sich anders, als man das in Berlin wünscht. Schluss ist
mit der Kooperation. Das Ganze erinnert fatal an den Satz "der Mohr
hat seine Schuldigkeit getan" - und an frühere Beispiele. Wie
Afghanistan, wo die USA in den 1980er Jahren die aufständischen
Mudschaheddin unterstützten und so den Weg für den Fundamentalismus
und ihre späteren Erzfeinde Taliban und El Kaida, ebneten. Es
erinnert an Saddam Hussein, der erst vom Westen im Kampf gegen den
Iran aufgebaut wurde, und später selbst zum Problem wurde, als er
Kuwait überfiel. Und im syrischen Bürgerkrieg machte einst in
Großbritannien die Meldung die Runde, man habe erstaunt festgestellt,
dass eine der von London unterstützten Rebellengruppen einem
Terrornetzwerk angehöre. Nun ist es bei der unübersichtlichen Lage in
Vorderasien nicht so, dass von einer westlichen Regierung erwartet
werden kann, alle Entwicklungen vorherzusehen. Allerdings kommen die
Autonomiebestrebungen der Kurden wirklich nicht überraschend. Sie
versuchen, die Gelegenheit zu nutzen, um ihr Ziel eines eigenen
Staates zu erreichen. Das trägt nach der Vertreibung des IS nicht zur
Stabilisierung der Region bei und die ist das Ziel des Westens. Damit
kein Missverständnis aufkommt: Die Unterstützung der Betroffenen im
Kampf gegen den IS war richtig. Genauso richtig wäre es jetzt, sich
nicht zurückzuziehen und rauszuhalten, sondern mit
Fingerspitzengefühl daran zu arbeiten, dass die Lage nicht eskaliert.
Nichts wäre schlimmer, als dem Chaos in der Region seinen Lauf zu
lassen, um in einigen Jahren mit katastrophalen Konsequenzen
konfrontiert zu werden.
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