(ots) - Es war ein mitternächtlicher Paukenschlag, mit
dem Airbus und Bombardier die Luftfahrtindustrie in Aufruhr
versetzten. Der europäische Flugzeugbauer kündigte an, er werde eine
Mehrheitsbeteiligung an dem C-Series-Programm der Kanadier
übernehmen. Ohne einen Cent zahlen zu müssen, erhält er so Zugriff
auf eine komplett neue, moderne, treibstoffeffiziente
Technologieplattform. Airbus kann sich dafür bei ihrem Rivalen Boeing
und der US-Regierung bedanken, denn ohne ihre Drohung, in die USA
importierte C-Series-Modelle mit Strafzöllen von 300 Prozent zu
belegen, wäre die Partnerschaft mit Bombardier sicher nicht in einer
solchen Rekordzeit zustande gekommen.
Boeing hat sich in ihrer Position zu sicher gefühlt, als sie
klagte, der kanadische Hersteller verkaufe sein Modell wegen
ungerechter Subventionen deutlich unter dem üblichen Preis, nachdem
die US-Airline Delta 75 Maschinen der C-Series bestellte. Dabei ist
der US-Flugzeugbauer in dem Segment von Flugzeugen mit Platz für 100
bis 140 Passagiere gar nicht selber tätig. Durch den Einstieg von
Airbus kann Bombardier nun die Argumente von Boeing ad absurdum
führen. Denn sie kann die Strafzölle umgehen und sich in den USA
dadurch legitimieren, dass sie in Alabama, einem Schlüsselstaat für
die Republikaner, durch die nun von Airbus dort geplante
Endfertigungslinie für die C-Series für neue Arbeitsplätze sorgt.
Gleichzeitig dürfte die Unterstützung durch Airbus bisher zögerliche
Airlines überzeugen, die C-Series zu bestellen.
Der europäische Flugzeugbauer wiederum sichert sich nicht nur zum
Nulltarif ein hochmodernes, zertifiziertes Flugzeug, sondern er
schlägt auch seinem Erzrivalen Boeing ein Schnippchen und verkündet
mitten in der Negativberichterstattung über Korruptionsermittlungen
eine positive Nachricht. Er kann sich zudem künftig auf die größeren
Jets der A320-Familie konzentrieren und die kleinste Variante, den
A319, fallenlassen. Seit 2012 hat Airbus keine Maschine mehr davon
gekauft.
Die Partnerschaft Airbus und Bombardier könnte jedoch noch viel
weitreichendere Folgen haben. Sie könnte den Anstoß für weitere
Annäherungen geben. Immerhin hegen auch China und Russland Ambitionen
im Markt für Mittelstreckenjets, während Embraer, Bombardier, ATR und
Mitsubishi bei Regionaljets miteinander konkurrieren. Nach Ansicht
einiger Experten sind das zu viele Anbieter. Das letzte Wort von
Boeing dürfte deshalb noch nicht gesprochen sein. Eine Annäherung mit
Embraer ist nicht ausgeschlossen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell