(ots) - "Immer mehr Kinderflüchtlinge in Europa werden aus
Not abtauchen und so größten Risiken ausgesetzt sein", warnt Susanna
Krüger, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland. "Das ist
eine der beschämenden Folgen, die die EU mit ihrer Flüchtlingspolitik
riskiert. Die Staaten werden zusehends unsolidarisch und betreiben
Abschottung auf Kosten hunderttausender Kinder und der eigenen
humanitären Prinzipien. Mädchen und Jungen riskieren ihr Leben auf
dem Meer oder in Wüsten und erleiden auch in der EU noch Not und
Elend." Zu diesem Schluss kommt der neue Bericht von Save the
Children "Keeping Children at the Centre", der die europäische
Flüchtlingspolitik der vergangenen zwei Jahre und die damit
verbundenen Folgen und Risiken für Kinder untersucht.
Jeder dritte Asylantrag in Europa kommt mittlerweile von einem
Kind. Seit 2015 haben rund 800.000 Kinder und Jugendliche einen
Antrag gestellt, 150.000 von ihnen kamen ohne Begleitung eines
Verwandten oder sogar ganz alleine. "Für viele von ihnen bedeutet die
Ankunft in Europa aber leider längst nicht das Ende von dem, wovor
sie geflohen sind: Angst, Gewalt und Perspektivlosigkeit", so Susanna
Krüger.
Vier besorgniserregende Tendenzen zeigt der Bericht von Save the
Children. Erstens: Es gibt kaum noch legale oder sichere Zugangswege
für Kinder. Zweitens: Die Abschiebepolitik nimmt zu, oftmals finden
Rückführungen in Länder statt, wo den Mädchen und Jungen weiterhin
Gewalt, Ausbeutung und Kinderhandel droht. Drittens: Einige
EU-Staaten schrecken immer weniger davor zurück, Kinderflüchtlinge in
gefängnisähnlichen Aufnahmezentren einzusperren, bis über ihren
Asylantrag entschieden wurde. Viertens: Enorm viele Kinder sind
weiterhin viel zu wenig geschützt und leiden unter unbehandelten
psychischen Belastungen. In griechischen Aufnahmezentren etwa haben
schon Neunjährige versucht sich das Leben zu nehmen oder sich selbst
zu verletzen. In Schweden haben sich drei Kinderflüchtlinge
umgebracht, vier weitere haben es versucht.
"All das treibt im schlimmsten Fall immer mehr Kinder dazu
abzutauchen", sagt Krüger. "Vor zwei Jahren war die Sorge groß, dass
10.000 Kinderflüchtlinge verschwunden waren, die Wahrheit heute ist:
Durch die restriktive EU-Flüchtlingspolitik drohen es noch viel mehr
zu werden." Mitarbeiter von Save the Children berichten aus
verschiedenen Ländern, dass Minderjährige sich eher ohne Dokumente
weiter durchschlagen als eine Abschiebung zu riskieren. "Einigen
droht sogar die Abschiebung in Länder, die sie noch nie gesehen
haben", erläutert Krüger. "Etwa afghanischen Kindern, die im Iran
aufgewachsen sind, da ihre Familien schon lange auf der Flucht sind."
"Die Ankündigungen der Europäischen Kommission Anfang des Jahres,
Kinder besser zu schützen, haben wir damals sehr unterstützt", so
Krüger. "Diese entpuppen sich aber immer mehr als leere
Versprechungen, da gleichzeitig Festsetzungen in Aufnahmelagern,
Abschiebungen in unsichere Regionen, Vergabe von temporären
Aufnahmeerlaubnissen und die Hürden für die Aufnahme zunehmen."
Erschwerend hinzu kommt die erodierende Solidarität der EU-Staaten
untereinander. Belgien, Schweden, Dänemark, Slowenien und Polen
nehmen derzeit weniger Geflüchtete auf als in den Jahren 2012 bis
2013, Griechenland und Italien hingegen fast ein Drittel der
Gesamtanzahl.
Save the Children fordert im Vorfeld der nächsten Sitzung des
Europäischen Rats am 19. und 20. Oktober zu einer dringenden
Korrektur der Flüchtlingspolitik auf. "Nicht Abschottung darf das
erklärte politische Ziel sein, sondern die Bewältigung einer
humanitären Krise nach humanitären Prinzipien. Die wichtigste
Grundlage dafür heißt: Solidarität", betont Susanna Krüger.
Bericht "Keeping Children at the Centre" zum Download:
http://ots.de/YfMIR
Interview-Angebot: Experten von Save the Children zum Thema Flucht
und Migration stehen für Interviews zur Verfügung
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
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