(ots) - Folgender Text ist bei exakter Quellenangabe MDR
freigegeben:
Ein Kamerateam des MDR-Magazins "exakt" wurde Augenzeuge wie ein
Mann am Synagogen-Denkmal in der Leipziger Innenstadt den Hitlergruß
zeigte.
Die Straftat erfolgte in der vergangenen Woche, als das Team dort
ein Interview mit dem Ehrenvorsitzenden der Israelitischen
Religionsgemeinde Leipzig, Rolf Isaacsohn, aufzeichnete. Der
84-jährige Holocaust-Überlebende zeigte sich über den Vorfall
entsetzt: "Ich muss sagen, dass ich innerlich zittere. Dass einer mit
dem Hitlergruß vorbei geht. Mitten in der Öffentlichkeit. Für jeden
sichtbar. Ich bin erschüttert."
Jan Riebe von der Amadeu-Antonio-Stiftung betonte gegenüber
"MDR-exakt", der Vorfall am Synagogen-Denkmal dürfe nicht verharmlost
werden: "Das ist für mich ganz klar ein Einverständnis, ein positiver
Bezug auf den Holocaust. Dass man das richtig findet." Der Referent
für Antisemitismus registriert, dass der Hitlergruß früher verpönter
war als heute. "Durch das Erstarken des Rechtspopulismus sehen das
viele inzwischen als 'okaye' Geste, die man wieder zeigen kann."
Die Leipziger Polizei hat inzwischen Ermittlungen gegen den
Tatverdächtigen eingeleitet. Aufnahmen einer Überwachungskamera, die
das Leipziger Kulturamt an dem Denkmal installierte, stehen dafür
allerdings nicht zur Verfügung. Die Kamera zeichnet nach
"exakt"-Recherchen gar nicht auf. Das Kulturamt Leipzig begründete
das dem MDR-Magazin gegenüber mit organisatorischen und finanziellen
Gründen.
Eine künftige Kameraüberwachung des Platzes am Synagogendenkmal
durch die Polizei sei nicht möglich, da es sich bei dem Ort nicht um
einen Kriminalitätsschwerpunkt handele, sagte der Sprecher der
Leipziger Polizei Uwe Voigt gegenüber "MDR-exakt". Die Anzahl der
antisemitischen Straftaten in Leipzig sei in den letzten Jahren
stabil auf niedrigem Niveau. Es handele sich in den meisten Fällen um
Schmierereien und Beschimpfungen.
Die bundesweite Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus
(RIAS) hat für Leipzig in 2017 sechs Vorfälle registriert. Benjamin
Steinitz, der Leiter des RIAS sagte "MDR-exakt": "Die Vorfälle, die
uns aus Leipzig zwischen Juni und Oktober gemeldet wurden, vermitteln
einen erschreckenden Eindruck, wie facettenreich und
milieuübergreifend Antisemitismus auch in Sachsen auftritt.
Betroffene erleben Leugnung oder Verherrlichung der Schoa, aber auch
Beschimpfungen, Diskriminierungen und Einschüchterungen auf der
Straße, im Wohnumfeld oder an ihrem Arbeitsplatz."
Landesweit ist die Anzahl antisemitischer Straftaten in Sachsen
laut den Zahlen des Bundesinnenministeriums in den letzten drei
Jahren statistisch eher gesunken: Von 73 Straftaten 2014 auf 25 im
ersten Halbjahr 2017.
Das MDR-Magazin "exakt" beschäftigt sich am Mittwoch um 20.15 Uhr
mit dem Thema.
Mehr dazu auch unter https://mdr.de/investigativ
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