(ots) - Oliver Mommsen ist genervt von Tatort-Twitterei
Schauspieler: Zuschauer könnten mal 90 Minuten die Klappe halten -
Ehefrau "stolz und glücklich" über Tatort-Ausstieg des 48-Jährigen -
Die Ehe hält er für ein "Auslaufmodell" und US-Präsident Trump für
ein "Fratzenmonster"
Osnabrück. Schauspieler Oliver Mommsen (48) ist genervt von
Zuschauern, die noch während der Ausstrahlung eines Tatorts über
Twitter und andere Online-Netzwerke den Film kommentieren. "Man ahnt
gar nicht, wie viel Spaß uns beim Machen genommen wird, weil der
Zuschauer sich nachher im Internet darüber beschwert, was alles gar
nicht wahr sein kann", sagte der Darsteller des Bremer
Tatort-Kommissars Stedefreund im Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung" (Samstag). "Wenn im Internet schon in der zweiten Minute
über den Regenmantel des Opfers diskutiert wird, denke ich nur: Wir
geben uns viel Mühe, diesen Film herzustellen - könnt Ihr vielleicht
mal 90 Minuten die Klappe halten?"
Seinen für 2019 angekündigten Tatort-Ausstieg, den er Anfang des
Jahres zusammen mit seiner Tatort-Partnerin Sabine Postel verkündete,
hatte Mommsen zuvor intensiv mit seiner Frau Nikola diskutiert: "Im
Endeffekt war sie stolz und glücklich über die Entscheidung, weil
damit wieder Schwung in die Bude kommt." Mit Beginn seiner Zeit als
Tatort-Kommissar seien er und seine Frau "in diese klassische
Familienfalle" geraten, räumte Mommsen ein. "Der Mann geht nach vorne
und macht Karriere, während die Frau hinten den Apparat am Laufen
hält. Aber jetzt ist mein Sohn 19 und geht studieren, meine Tochter
ist 15 und macht ihr MSA, meine Frau kommt zurück ins Berufsleben. Es
hängt nicht mehr alles von diesen Tatorten und der damit verbundenen
Sicherheit ab, auch wenn mich manche Kollegen fragen, ob ich
bescheuert bin." Er aber sei beruflich "nicht angetreten, um ein
Leben lang Kriminalkommissar zu sein, sondern ich bin Schauspieler".
Mommsen und seine Frau hatten erst 2008 geheiratet, obwohl sie
seit Abiturzeiten zusammen sind und damals bereits zwei Kinder
hatten. Für den Schauspieler aus gutem Grund: "Ehe ist für mich eher
ein Auslaufmodell - wichtig finde ich das 'In guten wie in schlechten
Zeiten', aber ,Für immer und ewig' kann keiner wirklich
unterschreiben, weil niemand in die Zukunft gucken kann. Deswegen war
das Heiraten auch nicht mein wichtigstes Ziel. Wir haben erst die
Kinder bekommen und wollten dann irgendwann mal diese Party feiern,
unsere ganzen Freunde an einem Tag versammeln und das, was wir
fühlen, einfach mal ganz laut in die Welt rausschreien. Das haben wir
dann auch gemacht."
Mommsen bekannte sich als unverändert großer USA-Fan, auch wenn
Präsident Trump es ihm gerade nicht leicht mache: "Die Amis waren für
mich sehr lange sehr große Vorbilder. Ihr Mut, die Chancen, vom
Tellerwäscher zum Millionär aufzusteigen, die Comebacks, alles, was
sich in den 70er und 80er Jahren an der Westküste getan hat, die
Hippiebewegung - all das war für mich mal Amerika. Paul Auster
schreibt in seinem Buch ,4321' über genau diese Zeit, die man ganz
vergessen hat wegen dieses Fratzenmonsters, das da jetzt rumschreit
und die Aufmerksamkeit von wirklich wichtigen Themen ablenkt. Sie
glauben nicht, wie viele Menschen in den USA sich bei mir für diesen
Typen entschuldigt und gesagt haben: Es tut uns wahnsinnig leid, was
wir da getan haben."
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