(ots) - Arbeitgeber: IG-Metall-Modell würde Lücke von
200.000 Fachkräften reißen
Gesamtmetall-Präsident Dulger warnt Gewerkschaft vor "völlig
weltfremden" Forderungen
Osnabrück. In der Metall- und Elektroindustrie spitzt sich der
Streit um mögliche Arbeitszeitverkürzungen zu. Der Forderungskatalog,
den die IG Metall in der kommenden Woche endgültig beschließen will,
sei "völlig weltfremd", sagte Rainer Dulger, Präsident des
Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, im Interview mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Samstag). Er warnte, es würden überschlägig
200.000 Fachkräfte fehlen, wenn man Beschäftigten das Recht einräume,
die wöchentliche Arbeitszeit zeitweise von 35 auf 28 Stunden zu
verringern.
Dulger betonte, 20 Prozent der Betriebe in der Branche müssten
aufgrund von Fachkräftemangel bereits Einschränkungen in der
Produktion hinnehmen. Auch gebe es zu wenig Nachwuchs. "Wir haben
71.000 neue Ausbildungsverträge, aber 7.000 der angebotenen Stellen
sind immer noch unbesetzt." Wer die Arbeit erledigen solle, wenn die
Arbeitszeit weiter reduziert würde, darauf habe die IG Metall keine
Antwort.
Dulger fügte hinzu: "Über Flexibilisierung kann man reden, aber
dann bitte in beide Richtungen und ohne Anspruch. Wenn einer weniger
arbeitet, dann muss ein anderer dafür länger arbeiten dürfen." Einen
Lohnausgleich bei verkürzter Arbeitszeit lehnte er strikt ab: "Mehr
Geld für Nichtstun wird es mit uns nicht geben."
Scharf kritisierte Dulger auch die Forderung nach sechs Prozent
mehr Geld. Seit 2012 seien die Löhne in der Branche um 20 Prozent
gestiegen, die Produktivität aber nur um ein Prozent. "Da ist es
völlig weltfremd, sechs Prozent mehr Geld zu fordern und zusätzlich
auch noch eine Arbeitszeitverkürzung, die ähnlich teuer ist."
Der Gesamtmetall-Präsident warnte zudem vor
Produktionsverlagerungen und vor einer "Tarifflucht, die sich
gewaschen hat". Der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie
gilt nach seinen Worten im Moment für mindestens 2,5 Millionen
Beschäftigte. Er hat laut Dulger zudem eine Signalwirkung auf nicht
tarifgebundene Betriebe und zum Teil auch auf andere Branchen.
"Insgesamt ist der Metalltarif eine Art Leitwährung für ungefähr vier
Millionen Beschäftigte in Deutschland. Keiner von uns kann ein
Interesse daran haben, die Tarifbindung weiter zu schwächen."
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