(ots) -
Bei der Organisation des Alltags hilft immer mehr Menschen ein
Tool, das vor fünf Jahren in New York erfunden wurde und nun die
Schreibtische der Welt erobert: das Bullet Journal. Der Begriff steht
für einen handschriftlich geführten Planer, der die Nutzer mit einem
einfachen Zeichensystem und einer persönlich gestalteten Struktur
durch den Termin- und Aufgabendschungel navigiert. Funktionalität
plus Individualität - mit dieser Kombination scheint Bullet
Journaling sogar die digitale Konkurrenz auszustechen: Ausgerechnet
das zutiefst analoge Konzept mit Stift und Papier gilt als
Terminplanung der Zukunft.
Genervt von ständig wachsenden Zettelbergen einerseits und
piepsenden To-Do-Apps andererseits, griff der New Yorker
Grafikdesigner Ryder Carroll 2012 zu Stift und einem blanko
Notizbuch - mit dem Ziel, eine "effiziente Planungstechnik zu
entwickeln, die sich komplett den persönlichen Bedürfnissen anpasst".
Er zeichnete einen Jahreskalender, fügte Monatskalender hinzu und
dann, als zentrales Element, eine Seite für jeden einzelnen Tag. Die
Projekte wurden aufgeschrieben und zusätzlich gekennzeichnet:
Aufgaben bekamen Stichpunkte (englisch: Bullets), Notizen
Spiegelstriche, Meetings und Termine Kreise. Bei seinen Updates,
morgens vor Arbeitsbeginn und am Ende jedes Tages, versah er
Erledigtes mit einem "X" auf dem Stichpunkt, nicht Erledigtes mit
einem ">" - als Signal, das Anstehende auf den nächsten Tag zu
verschieben und dort erneut zu notieren.
Das ebenso reduzierte wie flexible Prinzip funktionierte: Der
vielbeschäftigte Grafikdesigner vergaß weniger, arbeitete
fokussierter und fühlte sich insgesamt stressfreier. Kollegen und
Freunde erfuhren vom neuen Organisationssystem, dann Blogger, die
Presse und Arbeitspsychologen. Letztere bestätigen Carrolls
Wahrnehmung: Wie z.B. eine Untersuchung an der Princton University
feststellte, bleibt handschriftlich Notiertes besser im Gedächtnis
als schnell Heruntergetipptes. Auch fühlen wir uns Aufgaben, die wir
mit größerem Aufwand verfasst haben, mental enger verbunden, nehmen
sie besonders ernst und sind an ihrem Gelingen extrem interessiert.
Kein Wunder, dass die "Verstärkerpläne", wie Experten die Bullet
Journals nennen, eine rasch wachsende Zahl Fans finden, die sich
inzwischen begeistert auf Blogs, Apps oder der Foto-Plattform
Instagram austauschen.
Und bei Bildern dort sieht man sofort die spezielle Faszination
dieser Terminplanung: Ein Bullet Journal ist immer auch ein sehr
persönliches, kreatives Statement der Person, die es führt. Da stehen
die Monatsnamen in kunstvoll verschnörkelten Buchstaben, über die
Seiten rieseln, je nach Saison, Eiskristalle, Pusteblümchen,
Herbstlaub. Die "Erledigt"-Symbole variieren vom hochgereckten Daumen
bis zur "Superwoman"-Illustration; Lieblingsrezepte sind so aufwändig
gestaltet wie in einem Food Blog, To-Do-Listen verlieren im schönsten
Handlettering ihren Befehlston...
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