(ots) -
Digitalisierung, verschärfte Regulierung, zunehmender Wettbewerb
und Kostendruck führen zu Zweiteilung des Asset-Management-Markts
- Bedeutung passiver Produkte und institutioneller Anleger nimmt
zu
- Marktanteil der Robo-Advisor wächst bis 2020 deutlich
- Acht Stellhebel sind für den zukünftigen Erfolg von
Fondsanbietern entscheidend
Viele der mittelgroßen Fonds in Deutschland bewegen sich in ein
"Tal des Todes" hinein. Sie sind zu klein, um mit Effizienz- und
Skalenvorteilen im harten Wettbewerb bestehen zu können. Und zu groß,
um als Spezialist Nischen zu besetzen. Dabei blickt die Fondsbranche
auf ein goldenes Jahrzehnt zurück. Seit 2005 stieg das verwaltete
Vermögen in Deutschland im Durchschnitt um 6,5 Prozent pro Jahr auf
zuletzt rund 2,9 Billionen Euro. Besonders dynamisch entwickelten
sich Spezialfonds sowie Sondervermögen (Abb. 1). Damit stieg auch die
Bedeutung institutioneller Anleger. Inzwischen stellen sie 30 Prozent
der Kunden von Publikumsfonds und vereinen 72 Prozent des gesamten
verwalteten Vermögens auf sich. Das sind Ergebnisse der aktuellen
Studie "Asset-Management: Erfolgsformel gesucht", für die die
internationale Managementberatung Bain & Company den deutschen Markt
umfassend analysiert hat.
"In den kommenden Jahren werden insbesondere Kostenführer und
Spezialisten Marktanteile im Asset-Management erobern", betont Dr.
Dirk Vater, Partner bei Bain & Company und Co-Autor der Studie. "Das
Nachsehen haben dagegen mittelgroße Fondsanbieter ohne klaren Fokus -
und genau hier stecken viele fest. Deshalb gilt es schnell zu handeln
und sich strategisch richtig zu positionieren."
Markt für ETFs verdoppelt sich
In jüngster Zeit flachen die Mittelzuflüsse im Fonds-Markt ab.
Gleichzeitig steigt der Marktanteil passiver, niedrigmargiger
Produkte. Binnen weniger Jahre hat sich das Volumen der Exchange
Traded Funds (ETF) in Deutschland auf knapp 100 Milliarden Euro
verdoppelt. Ihrer durchschnittlichen Kostenquote von 0,35 Prozent
stehen 1,4 Prozent bei Publikumsfonds gegenüber. "Der Kostendruck im
Asset-Management nimmt zu", stellt Dr. Christian Graf fest, Principal
bei Bain & Company und Co-Autor der Studie. "Schon in wenigen Jahren
werden sich Publikumsfonds im Schnitt mit einer Kostenquote von 1,0
Prozent begnügen müssen."
Zwei weitere Herausforderungen bedrohen die althergebrachten
Geschäftsmodelle: die verschärfte Regulierung und die
Digitalisierung. So wird die Umsetzung der EU-Richtlinie MiFID II die
Macht der Vertriebspartner stärken, die Bedeutung passiver Produkte
noch einmal steigern und den Kostendruck erhöhen. Im Zuge der
Digitalisierung bereitet vielen Fondsanbietern vor allem das
Vordringen der Robo-Advisor Kopfzerbrechen. Ihr Marktanteil dürfte
sich nach Bain-Prognosen bis 2020 verzehn- oder sogar verzwölffachen.
Im gleichen Jahr werden schätzungsweise bereits 5 Prozent des
verwalteten Vermögens automatisiert angelegt.
Geschäftsmodelle schärfen
Dessen ungeachtet kommt kein Fondsanbieter umhin, sich auf das
veränderte Wettbewerbsumfeld einzustellen. Bain nennt acht
Stellhebel, mit denen Asset-Manager ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig
machen können:
1. Vertriebswege sichern und online wie offline ein möglichst
breites Spektrum an Vertriebskanälen erschließen
2. Plattformen nutzen und Angebote von Dritten integrieren
3. Mehrwert generieren und mit Zusatzdienstleistungen die
Kundenbindung vertiefen
4. Effizienz steigern und die Chancen einer zügigen
Digitalisierung nutzen
5. Akquisitionen prüfen, um Größenvorteile auszubauen
6. Komplexität reduzieren und mit einem optimierten
Produktportfolio effizienter werden
7. Robo-Advisor integrieren und mit automatisierten Produkten am
Wachstum partizipieren, selbst wenn es das eigene Portfolio
kannibalisiert
8. Digitalisierung vorantreiben und Online-B2C- ebenso wie
-B2B-Plattformen nutzen
Fondsanbieter sollten nicht in Fatalismus verfallen. Wer seine
Prozesse und sein gesamtes Portfolio konsequent an den Anforderungen
von Solvency II ausrichtet, kann beispielsweise das Geschäft mit
Versicherern ausweiten. Und wer Robo-Advisor einsetzt, ist in der
Lage, die Produktivität seiner Berater um mindestens 200 Prozent zu
steigern. Bain-Experte Vater ist deshalb überzeugt: "Im
Asset-Management eröffnen sich sowohl durch die Digitalisierung als
auch durch die verschärfte Regulierung große Chancen."
Ãœber die Studie
Die Studie "Asset-Management: Erfolgsformel gesucht" basiert auf
einer Langfristanalyse des deutschen Asset-Management-Markts und
seiner wesentlichen Treiber. Sie umfasst die Auswertung von Produkt-
und Kundengruppen ebenso wie Margen- und Wettbewerbsvergleiche. Ein
besonderes Augenmerk galt dem Einfluss der verschärften Regulierung
sowie dem Einsatz digitaler Technologien. In die Studie flossen zudem
die Erfahrungen aus zahlreichen Bain-Projekten im Asset-Management in
Europa und Nordamerika ein. Dies ermöglichte Aussagen über die
weitere Entwicklung des Marktes sowie Gewinner und Verlierer in den
nächsten Jahren.
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Informationstechnologie,
Organisation, Private Equity, digitale Strategie und Transformation
sowie M&A - und das industrie- wie länderübergreifend. Gemeinsam mit
seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare Wettbewerbsvorteile zu
erzielen und damit den Unternehmenswert nachhaltig zu steigern. Im
Zentrum der ergebnisorientierten Beratung stehen das Kerngeschäft des
Kunden und Strategien, aus einem starken Kern heraus neue
Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer Gründung im Jahr 1973
lassen wir uns an den Ergebnissen unserer Beratungsarbeit messen.
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