(ots) - Die Globalisierung wird in weiten Teilen der Welt
kritischer gesehen als noch vor einigen Jahren - das zeigt der
geplante Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union ebenso
wie die Separationstendenzen in Spanien. Experten diskutierten auf
dem 34. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin, über die Ursachen und
mögliche wirtschaftliche Implikationen.
Das wirtschaftliche Klima in Deutschland ist so gut wie lange
nicht, bestätigt Prof. Timo Wollmershäuser, Kommissarischer Leiter
des ifo Zentrums für Konjunkturforschung und Befragungen in München:
"Wir verzeichnen für 2017 den höchsten ifo-Index in Deutschland
überhaupt. Die deutsche Wirtschaft steht sozusagen unter Volldampf."
Für den gesamten Euroraum erwartet das Institut ebenfalls eine
positive Entwicklung in den nächsten zwei Jahren mit Wachstumsraten
von rund zwei Prozent.
Die weltpolitische Lage spiegelt diese positive Entwicklung
allerdings nicht wider. Mit Blick auf die USA, Großbritannien oder
auch die jüngsten Ereignisse in Spanien erscheinen isolationistische
Bestrebungen politisch und wirtschaftlich als eine wachsende
Gegenbewegung zur Globalisierung. Dennoch sehen die Experten auf dem
Kongress keinen Grund zur Sorge: "Wir sind in Europa womöglich
überempfindlich, was die Entwicklungen in den USA und im Vereinigten
Königreich angeht. Immerhin bekennen sich weit mehr als 100 Länder
zur Globalisierung und zum internationalen Handel", erklärt Wolfgang
Lehmacher, Head of Supply Chain and Transportation Industries des
Weltwirtschaftsforums in Genf. Die größere Herausforderung besteht
seiner Meinung nach darin, die Menschen für einschneidende
Entwicklungen wie die Digitalisierung, die wie ein Katalysator der
Globalisierung wirkt, zu gewinnen. "Viele Menschen fühlen sich
schlicht noch nicht abgeholt, sehen in der Digitalisierung zahlreiche
Risiken und sorgen sich um ihren Arbeitsplatz. Darum ist es wichtig,
die Menschen weiter zu qualifizieren, um ihnen dieses Gefühl zu
nehmen."
Ein Beispiel dafür, wie das auf politischer Ebene gelingen kann,
präsentierte Merike Saks, Staatssekretärin im Ministerium für
Wirtschaft und Kommunikation Estlands. Der baltische Staat bietet
seinen Bürgern unter anderem seit 2008 eine vollständige
elektronische Krankenakte und eine stark vereinfachte
Online-Steuererklärung, die von 96 Prozent der estnischen Bürger
genutzt wird. "Damit haben wir weiten Teilen unserer Bevölkerung die
Angst vor der Digitalisierung genommen und unsere Verwaltung zudem
effizienter aufgestellt", berichtet Merike Saks. Sie betont, dass der
Effizienzgewinn rund zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmache.
Die positiven wirtschaftlichen Indikatoren der Globalisierung, darin
sind sich die Experten auf dem Logistik-Kongress einig, bieten mehr
Chancen als Risiken für den Welthandel. Vereinzelte Tendenzen zur
nationalen oder gar regionalen Isolation werden auf Dauer keinen
Bestand haben. Perspektivisch hält es Prof. Timo Wollmershäuser für
möglich, dass es keinen Brexit geben wird. Doch: "Wenn er kommt, wird
er sicher reibungslos verlaufen. Ich glaube nicht, dass das Ergebnis
der Verhandlungen Logistikern und weiteren Wirtschaftsbereichen in
Deutschland sowie anderen Ländern schaden wird."
Die 1978 gegründete Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V. ist
eine gemeinnützige, neutrale und überwiegend ehrenamtliche
Organisation. Als Plattform für Manager der Logistik in Industrie,
Handel und Dienstleistung, für Wissenschaftler und Studierende bildet
sie mit heute rund 11.000 Mitgliedern eine Brücke zwischen Wirtschaft
und Wissenschaft und ist Podium für den nationalen und
internationalen Gedankenaustausch zwischen Führungskräften aus
Logistik und Supply Chain Management.
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