(ots) - Fragt man junge Menschen nach dem Feiertag am
Dienstag, so lautet die Antwort: Halloween natürlich. Dass wir wegen
der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags von Martin Luther frei haben,
weiß nur ein Bruchteil. Viel lieber werden Gruselmasken für den
heidnischen Brauch gekauft. Luther dürfte im Grab rotieren. Es ist
nur wenig tröstlich, dass auch der Sinn des katholischen
Allerheiligenfestes nur noch wenigen bekannt ist. Zwar bezeichnen
sich noch knapp 60 Prozent der Menschen in Deutschland als Christen -
aber die wenigsten von ihnen sind im Glauben aktiv. Insofern hat das
Reformationsjahr nur wenig bewirkt. Der große Impuls ist
ausgeblieben. Die Gottesdienste sind nach wie vor nur spärlich
besucht; nur Heiligabend werden sie wieder Zulauf erleben. Weil's so
heimelig ist. Luther hätte das geärgert. Schließlich suchte er stets
den wahren Glauben, wollte eine moralische Kirche und Gesellschaft.
Eine Spaltung war nicht seine Absicht. Immerhin gab es im Luther-Jahr
so viel Annäherung zwischen den Konfessionen wie nie. Protestanten
und Katholiken reden nicht mehr gegen-, sondern miteinander.
Unglaublich, dass man das nach einem halben Jahrtausend als Erfolg
werten muss. Dabei ist die Suche nach dem Sinn des Lebens so aktuell
wie nie. In der immer komplexer werdenden Welt suchen die Menschen
Halt und einen Kompass. Vielleicht können die Kirchen nur gemeinsam
eine neue Reformation auf den Weg bringen, die den Menschen und seine
Nöte und Hoffnungen in den Mittelpunkt stellt. Der katholische Mönch
Martin Luther hätte das sicher gut gefunden.
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