(ots) - "Ich sehe wirklich nicht, dass wir in naher
Zukunft einen Future-Kontrakt weiterverfolgen werden", sagte Bryan
Durkin, President des weltgrößten Börsenbetreibers CME Group, im
September mit Blick auf den Handel mit Derivaten auf die
Kryptowährung Bitcoin. "Als größter regulierter Handelsplatz für
Währungen ist die CME die natürliche Heimat für das neue Vehikel",
erklärte CEO Terrence Duffy jetzt zum gleichen Thema und kündigte
Future-Kontrakte auf Bitcoin noch im laufenden Jahr an.
Die Kehrtwende kommt überraschend, ist aber wenig kryptisch.
Marktbeobachter trauen dem Derivatehandel mit Kryptowährungen für
Börsenbetreiber immerhin ein Ertragspotenzial von rund 1,6 Mrd.
Dollar zu. Der US-Konkurrent CBOE hat bereits im Sommer die
Einführung von Futures-Kontrakten auf Bitcoin spätestens zu Beginn
des nächsten Jahres angekündigt. Das Start-up LedgerX handelt schon
seit dem vergangenen Monat mit Swaps und Optionen auf die
Kryptowährung, wenn auch in sehr begrenztem Umfang. Neben der
Konkurrenz erhöhen auch Kunden der Börsenbetreiber den Druck.
Investoren suchen nach der Versechsfachung des Werts von Bitcoin
im laufenden Jahr nach Möglichkeiten, Engagements bei digitalen
Währungen einzugehen, wollen sich aber gegen die halsbrecherische
Volatilität und regulatorische Risiken absichern, die selbst die mit
Abstand größte Kryptowährung für institutionelle Adressen bisher noch
zum No-Go-Asset machen. Ein Future-Kontrakt, der an einer streng
regulierten Börse gehandelt und wie in den Plänen der CME in bar
statt in Kryptowährung ausbezahlt wird, würde vielen institutionellen
Adressen den Einstieg ermöglichen.
Der Derivatehandel würde aber nicht nur die Liquidität für Bitcoin
erhöhen, sondern dürfte den Markt auch ausgewogener gestalten.
Investoren, die gegen Kryptowährungen wetten wollen, hätten dann
geeignete Instrumente, um sich entsprechend zu positionieren. Die
Umsetzung von neutralen Krypto-Strategien und die Absicherung gegen
Kryptowährungsrisiken würden ebenfalls leichter fallen.
Die Kehrtwende der CME ist zu begrüßen, ihr Erfolg ist ebenso wie
die Entwicklung digitaler Währungen noch nicht absehbar. "Ob es einem
gefällt oder nicht, die Leute wollen Exposure in Bitcoin", sagte der
Chairman und CEO der CBOE, Ed Tilly, im September. Nach der CME
dürfte auch die Eurex, die größte europäische Terminbörse für
Finanzderivate und Tochter der Deutschen Börse, bald zu einer
ähnlichen Einschätzung kommen.
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