(ots) - Spötter, die noch vor kurzer Zeit prophezeit
hätten, dass ausgerechnet ein Song der Indie-Rock-Band Sportfreunde
Stiller die Moral der deutschen Autoindustrie am treffendsten
beschreiben würde, wären wohl ausgelacht worden. "Nur durch Tricks
und Gaunerei sind wir vorne mit dabei", dichteten die Münchner vor
Jahren - und lieferten unfreiwillig die mehr als passende
Charakterisierung der Topmanager von Volkswagen, Daimler und Audi.
Beim Dieselskandal ersannen listige Entwickler aus Profitgier ein
Abschaltsystem für die Abgasreinigung, das daraufhin nur dann aktiv
war, wenn das Auto auf dem Prüfstand lief - nicht aber im Realbetrieb
auf der Straße. Nun zeigt eine Studie das, was wohl jeder Käufer
eines Neuwagens schon immer geahnt hat: Die in den
Hochglanzbroschüren der Autohäuser ausgewiesenen Verbrauchswerte
weichen erheblich von den tatsächlichen Werten ab.
Dabei ist es egal, ob der reale Verbrauch 42 Prozent über dem
Testverbrauch liegt - oder ob es etwas weniger ist. Es geht auch
nicht darum, ob die Abschaltvorrichtungen wirklich verboten waren
oder ob es bei einer bestimmten Lesart der Regeln doch in Ordnung
gewesen ist, sie zu nutzen. Die Strategien der Konzerne zur
Maximierung eigener Gewinne sind ein Schlag ins Gesicht von
Verbrauchern und Kunden. Die Unternehmen ruinieren ihren Ruf und
verspielen Vertrauen, wie es die Banker in der Finanzkrise vorgemacht
haben.
Klar ist, dass Autoverkäufer das Recht haben, die ausgewiesenen
Verbrauchswerte und Schadstoffklassen als Grundlage für ihre
Kaufentscheidung zu nehmen. Stimmen die Informationen nicht, müssen
die Autokonzerne verpflichtet werden, auf eigene Kosten den Wagen so
aufzurüsten, dass er den Werten entspricht - oder sie müssen ihn bei
Erstattung des Kaufpreises zurücknehmen.
Klar ist aber auch, dass sich die für die Autoindustrie
zuständigen Politiker nicht aus der Verantwortung stehlen können. Sie
haben es versäumt, eine unabhängige Kontrollbehörde zu schaffen, und
lassen die geprellten Kunden nun mit ihren gerechtfertigten
Ansprüchen allein.
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