PresseKat - ROG ehrt Tomas Piatek aus Polen als Journalist des Jahres

ROG ehrt Tomas Piatek aus Polen als Journalist des Jahres

ID: 1548698

(ots) -

Sperrfrist: 07.11.2017 19:00
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+++ SPERRFRSIST: DIENSTAG, 7. November 2017 19:00 Uhr, FREI FÃœR
MITTWOCHSAUSGABEN +++

Reporter ohne Grenzen (ROG) zeichnet Tomasz Piatek aus Polen als
Journalist des Jahres 2017 aus. Der Investigativ-Reporter hatte in
einem Buch scharfe Kritik am polnischen Verteidigungsminister geübt
und ihm vorgeworfen, in illegale Waffen- und Geldgeschäfte mit
Russland verstrickt zu sein. Dafür droht Piatek eine Anklage vor
einem Militärgericht - ein im postkommunistischen Polen einmaliger
Vorgang.

"Akribische Recherchen wie die von Piatek sind unerlässlich, um
Lügen und Täuschungsmanöver von Politikern zu entlarven", sagte
ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. "Engagierte Reporter
wie er gewährleisten die demokratische Kontrolle von Regierungen. Wir
müssen sie unterstützen, um den Nationalisten von der PiS und anderen
Feinden einer offenen Gesellschaft nicht das Feld zu überlassen."

Als Medium des Jahres würdigt ROG die unabhängige türkische
Nachrichtenwebseite Medyascope. Sie gibt verfolgten Journalisten und
Bloggern durch Live-Videos und Podcasts eine Stimme und ermöglicht
öffentliche Debatten über Themen, die in der Türkei unterdrückt
werden. Zum Bürgerjournalist des Jahres kürte die Jury den Fotografen
und Blogger Soheil Arabi aus dem Iran, der seit 2013 wegen
regierungs- und islamkritischer Einträge auf Facebook im Gefängnis
sitzt.

Mit den Preisen ehrt ROG jährlich Journalisten, Medien und
Bürgerjournalisten, die sich in besonderer Weise um die Förderung
oder Verteidigung der Pressefreiheit verdient gemacht haben. Die
Preise werden am Dienstagabend in Straßburg verliehen.




JOURNALIST DES JAHRES: TOMASZ PIATEK

Dem polnischen Journalisten Tomasz Piatek droht wegen eines
Buches, das er im Sommer 2017 veröffentlichte, eine Anklage vor einem
Militärgericht. Seit Juni 2016 hatte Piatek in der linksliberalen
Tageszeitung Gazeta Wyborcza zwölf Artikel über Verteidigungsminister
Antoni Macierewicz und dessen Verbindungen nach Russland
veröffentlicht.

Ende Juni erschienen seine Recherchen unter dem Titel "Antoni
Macierewicz und seine Geheimnisse" als Buch und verursachten einen
Skandal. Piatek beschreibt darin die engen Verbindungen des
Verteidigungsministers zum Umkreis von Wladimir Putin, zum russischen
Geheimdienst und zu kriminellen Gruppen in Russland und wirft ihm
vor, in illegale Waffen- und Geldgeschäfte verstrickt zu sein
(http://t1p.de/2nsu, http://t1p.de/fys3).

Der Minister, der sich öffentlich stets als polnischer Patriot und
entschiedener Gegner Putins darstellt, schaltete daraufhin die
Staatsanwaltschaft ein, die den Fall ihrer Militärabteilung
zuordnete. Unklar ist, warum nicht wie üblich ein ziviles Gericht den
Wahrheitsgehalt der Recherchen prüft. Sollte es zu einer Anklage
kommen, drohen Tomasz Piatek bis zu drei Jahre Haft. Reporter ohne
Grenzen und andere Organisationen forderten Verteidigungsminister
Macierewicz Mitte Juli in einem offenen Brief auf, die
Anschuldigungen gegen Piatek fallen zu lassen (http://t1p.de/0vq2).

Die national-konservative Regierung in Polen hat nach ihrem
Amtsantritt Ende 2015 den öffentlichen Rundfunk unter ihre Kontrolle
gebracht und rund 230 Journalisten entlassen, zur Kündigung gezwungen
oder auf weniger einflussreiche Posten versetzt. Auch private
regierungskritische Medien stehen seither stark unter Druck. Durch
ein neues Gesetz will die Regierung den Anteil ausländischer
Investoren auf dem Medienmarkt beschränken. Nach dem Machtwechsel ist
Polen auf der Rangliste der Pressefreiheit um 36 Plätze auf Rang 54
von 180 Staaten gefallen. (Weitere Informationen:
www.reporter-ohne-grenzen.de/polen)

MEDIUM DES JAHRES: MEDYASCOPE

Die unabhängige türkische Nachrichtenwebseite Medyascope gibt
verfolgten Journalisten und Bloggern durch Live-Videos und Podcasts
eine Stimme. Gegründet im Jahr 2015 durch den bekannten türkischen
Journalisten Rusen Cakir, berichtet der Online-Sender über Themen aus
Politik, Gesellschaft, Kultur und Sport. Einige Sendungen werden auch
auf Kurdisch, Englisch, Deutsch und Französisch übertragen. Dazu
gehört etwa der wöchentliche englischsprachige Podcast "This Week in
Turkey." Medyscope hat sich zum Ziel gesetzt, eine in der Türkei
weitgehend unterdrückte öffentliche Debatte wieder zu ermöglichen.
Das Land steht auf der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 155 von
180 Staaten. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den
kurz nach dem Putschversuch im Juli 2016 ausgerufenen Ausnahmezustand
für eine beispiellose Hexenjagd auf ihre Kritiker in den Medien
genutzt. (Weitere Informationen: www.reporter-ohne-grenzen.de/türkei)

BÃœRGERJOURNALIST DES JAHRES: SOHEIL ARABI

Der Teheraner Fotograf Soheil Arabi sitzt seit Dezember 2013 im
Gefängnis, weil er auf regierungskritischen Facebook-Seiten Einträge
veröffentlicht haben soll, die den Islam infrage stellen. Er war
monatelang in Einzelhaft und wurde misshandelt, um ihn zu einem
Geständnis zu zwingen. Ein Urteil von zunächst drei Jahren Haft, 30
Peitschenhieben und einer Geldstrafe wurde im August 2014 auf Druck
der Revolutionswächter in die Todesstrafe umgewandelt. Wenig später
wurde jedoch auch dieses Urteil aufgehoben und Arabi im September
2015 zu siebenhalb Jahren Gefängnis verurteilt (http://t1p.de/3net).
Im Juli 2017 wurde Arabis Frau verhaftet und blieb für acht Tage in
Gewahrsam, seither wird sie immer wieder bedroht und eingeschüchtert.
Arabi begann deshalb Ende August einen Hungerstreik
(http://t1p.de/p5jv).

Das Internet wird im Iran stark zensiert und überwacht. Kritische
Journalisten und Blogger werden drangsaliert und für Delikte wie
"Propaganda gegen den Staat", "Verunglimpfung der Religion" und
"Feindschaft gegen Gott" zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Ihre
Haftbedingungen sind oft lebensgefährlich. Daran hat sich auch unter
dem 2013 mit Reformversprechen angetretenen Präsidenten Hassan Rohani
wenig geändert. Momentan sitzen im Iran 21 Journalisten und Blogger
im Gefängnis. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf
Platz 168 von 180 Staaten. (Weitere Informationen:
www.reporter-ohne-grenzen.de/iran)

18 NOMINIERTE, DAVON MEHRERE IM GEFÄNGNIS

ROG verleiht den Preis "Journalist des Jahres" seit 1992. Die
Auszeichnung ist in jeder der drei Kategorien mit 2500 Euro dotiert.
Viele der diesjährigen Nominierten kommen aus Ländern, in denen die
Pressefreiheit massiv unterdrückt wird. Sie haben sich trotz
Strafverfolgung, Drohungen oder Gewalt durch mutige, unabhängige
Berichterstattung ausgezeichnet. Mehrere sitzen wegen ihrer Arbeit im
Gefängnis.

In der Kategorie "Journalist des Jahres" waren nominiert: -Tomasz
Piatek (Polen) -Mehman Alijew (Aserbaidschan) -Rana Ayyub (Indien)
-Alexander Sokolow (Russland) -Miguel Gutierrez (Kolumbien) -
Masumeh Hidari (Afghanistan) -Carmen Aristegui (Mexiko)

In der Kategorie "Medium des Jahres" waren nominiert: -Mada Masr
(Online-Zeitung, Ägypten) -Al-Wasat (Zeitung, Bahrain) -The
Cambodia Daily (Tageszeitung, Kambodscha) -Radio Jupiter
(Radiosender, Madagaskar) -Rio Doce (Wochenzeitung, Mexiko) -Factum
(Online-Magazin, El Salvador) -Medyascope (Online-Plattform, Türkei)

In der Kategorie "Bürgerjournalist des Jahres" waren nominiert: -
Ahmed Mansour (Vereinigte Arabische Emirate) -Pham Minh Hoang
(Vietnam) -Maxence Mello (Tansania) -Soheil Arabi (Iran)

Kurzporträts aller Nominierten finden Sie als PDF zum Download
unter http://t1p.de/hvl2.



Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer
presse(at)reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 (0)30 609 895 33-55
F: +49 (0)30 202 15 10-29

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Datum: 07.11.2017 - 19:00 Uhr
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