(firmenpresse) - Bonn/Wien - Deutschland schaut mit einer Mischung aus Neid und Verwunderung nach Österreich. Während der ökonomische Motor des ehemaligen Wirtschaftswunderlandes stottert, beschreibt das Magazin Focus http://www.focus.de "Felix Austria" als das "etwas bessere Deutschland". Die wirtschaftlichen Daten unterstreichen die Analyse der Zeitschrift. Wie der Standard http://www.standard.at meldet, hat sich die Zahl der Unternehmensgründungen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Wurden 1994 rund 14.300 Gründungen verzeichnet, so waren es im Jahr 1997 bereits 21.706, im Jahr 2000 dann 23.762 und im Jahr 2004 nach vorläufigen Zahlen 29.715. Trotzdem liegt die Selbständigenquote in Österreich mit acht Prozent weiter unter dem EU-Durchschnitt mit 10,8 Prozent. Allerdings überleben in der Alpenrepublik nach drei Jahren 83 Prozent aller neu gegründeten kleinen und mittleren Unternehmen; der EU-Durchschnitt erreicht nur 70 Prozent.
Seit 30 Jahren kämpft die Bundesrepublik mit steigender Arbeitslosigkeit. So lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2004 in Österreich bei nur 4,5 Prozent; der grössere Nachbar kam auf satte 9,5 Prozent. Ausserdem wuchs die österreichische Wirtschaft stärker als die deutsche. Die Staatsschulden blieben stets innerhalb der Maastricht-Grenzen. Das Rentensystem wurde modernisiert. Nach der Senkung der Körperschaftssteuer rangiert der Steuersatz für Aktiengesellschaften und GmbHs jetzt 14 Prozentpunkte niedriger als in Deutschland. "Österreich ist zu beneiden", schreibt der Focus und attestiert dem kleinen Land, wirtschaftlich besser dazustehen als die grossen westeuropäischen Staaten Deutschland, Frankreich und Italien. Alte Österreich-Ungarn-Assoziationen leben wieder auf: 15 Prozent aller österreichischen Exporte - so der Focus - gingen heute nach Mitteleuropa. In Slowenien, Kroatien, Serbien, Rumänien und Bulgarien sei der Alpenstaat der grösste Direktinvestor. Fast 1.000 ausländische Firmen koordinierten von Wien aus ihre Geschäfte in den vormaligen Kronländern der Habsburger Monarchie, unter anderem Coca-Cola, IBM, Chrysler, McDonald’s, Philips und Siemens. Mittlerweile arbeiten 45.000 Deutsche im Nachbarland, doppelt so viel wie noch vor fünf Jahren.
Allerdings ist auch in Österreich nicht alles Gold. Der österreichische Wachstumsmotor sei fast ins Stocken geraten, schreibt das Münchner Magazin. Die geringe Arbeitslosenquote sei auch darauf zurückzuführen, dass bis 2001 kein Volk früher aus dem Erwerbsleben ausschied als die Österreicher, was wahrscheinlich einer der Hauptgründe für die niedrige Quote war. Die Gebühren für Autobahnen, Zigaretten und Versicherungen steigen. Auch Studenten werden zur Kasse gebeten. "Wenn die Deutschen ein Vorbild unter unseren kleineren Nachbarn suchen, so sollten sie sich besser an der Schweiz orientieren, sagt Michael Müller, Geschäftsführer der Neusser a & o-Gruppe http://www.ao-services.de und Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de unter Verweis auf eine neue Publikation des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) http://www.iwg-bonn.de. Im Vergleich zu den Österreichern mit 1.550 Stunden pro Jahr und den Eidgenossen mit 1.510 Stunden arbeiteten die Deutschen mit nur 1.446 Stunden viel zu wenig. Auch fielen die Arbeitskosten und Unternehmenssteuern in der Alpenrepublik geringer aus. In Deutschland verstünden sich viele Menschen als reine Leistungsempfänger; in der Schweiz hingegen als mündige Bürger. Zudem fehlten in Deutschland gewinn- und leistungsbezogene Komponenten bei der Entlohnung der Arbeitnehmer. Und im Gegensatz zu den kleineren Nachbarn funktioniere die weitest gehend staatliche Arbeitsvermittlung hierzulande überhaupt nicht, meint Müller. "Goliath kann also eine Menge von David lernen", lautet sein Fazit.