(firmenpresse) - Bonn/Hamburg - Ein Blick auf die Wirtschaftsdaten der Schweiz fällt ambivalent aus. Im Vergleich zu Deutschland hat das kleine Land niedrigere Steuern, einen lockeren Kündigungsschutz und reformierte Sozialsysteme. Und doch zieht Deutschland beim ökonomischen Vergleich nicht immer den Kürzeren. Zwar haben die Eidgenossen wesentlich weniger Arbeitslose, aber dafür wächst die Wirtschaft noch schwächer als die lahme Lokomotive Deutschland. In puncto Arbeitslosigkeit können die Schweizer als Musterknaben gelten, darauf haben auch die beiden Wissenschaftler Stefanie Wahl und Martin Schulte vom Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft (IWG) http://www.iwg-bonn.de in ihrem neuen Buch "Arbeitslosigkeit abbauen - von Besseren lernen" hingewiesen.
"Wahl und Schulte machen deutlich, dass die deutsche Arbeitslosigkeit im Kopf beginnt", sagt der Neusser Unternehmer Michael Müller. Er ist Geschäftsführer der Unternehmensgruppe a & o http://www.aogroup.de und Wirtschaftssenator im Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de. "Die Schweizer arbeiten im Jahr rund 200 Stunden mehr als wir. Der Arbeitsmarkt ist wesentlich weniger stark reguliert als in Deutschland. Wir müssen die Vorstellung aus unseren Köpfen bekommen, dass weniger Arbeit zu mehr Arbeitsplätzen führt."
Die Schattenseiten des Schweizer Modells beleuchtet Thomas Fricke, Chefökonom der Financial Times Deutschland (FTD) http://www.ftd.de, in seiner freitäglichen Kolumne. Nach allen Standardkriterien müsste die Schweiz eigentlich das "China Europas" sein und hohes Wachstum aufweisen. "Die Deutsche Bank rechnet für 2005 aber nur mit 0,8 Prozent, dagegen wirken die Deutschen fast dynamisch. Seit 1991 expandierten die Schweizer im Schnitt jährlich um 1,1, die Deutschen um 1,2 Prozent. Die Schweizer Arbeitslosenquote verdreifachte sich von 1,5 auf nun 4,5 Prozent der Erwerbspersonen", schreibt Fricke.
Das Land leide unter 15 Jahren Wachstumskrise. Die "Stagnation erster Klasse" begründet der Autor folgendermassen: "Der Schweizer Franken hat seit 1970 gigantische 265 Prozent aufgewertet, während Briten, Franzosen und Amerikaner bestenfalls mässige Verteuerungen ihrer Währung verkraften mussten. Folge Nummer eins: Schweizer Exportwaren haben sich seitdem um mehr als 80 Prozent stärker verteuert als alle anderen OECD-Ausfuhren. Folge zwei: Die Aufwertung liess via Umrechnung die Löhne und Preise im internationalen Vergleich immer höher ausfallen. Folge drei: Die Exporte stürzten rund um den Globus ab."