(firmenpresse) - Bonn/Lindau - Mit Prävention lassen sich Kosten im Gesundheitswesen sparen. Doch manche Vorschläge schiessen augenscheinlich über das Ziel hinaus. So haben jetzt unter anderem das Bundesgesundheitsministerium http://www.bmgs.bund.de und die Kassenärztliche Bundesvereinigung http://www.kbv.de Kritik an der Forderung von Bundesärztekammer-Präsident http://www.bundesaerztekammer.de Jörg-Dietrich Hoppe geübt, dass Patienten mit ungesunder Lebensweise höher belastet werden sollten. Dies führe zu einer Art Gesundheitspolizei, welche die Patienten überwachen müsste. Hoppe hatte die Ansicht vertreten, alle Patienten, die ihre Krankheit auch durch eine Änderung ihrer Lebensgewohnheiten in den Griff bekommen könnten, sollten ihre Medikamente zukünftig selbst bezahlen. Die Fraktionschefin der Grünen, Krista Sager, bezeichnete Hoppes Vorschlag als "unmenschlich", wobei auch ihre Partei den Ansatz vertrete, die Prävention zu stärken und mit Aufklärungskampagnen für eine gesündere Lebensweise zu werben.
Denn ohne Prävention - da sind sich Experten einig - werden die Gesundheitskosten weiter explodieren. Auch die Barmer-Ersatzkasse http://www.barmer.de macht sich zurzeit in einer Kampagne für Prävention stark. "Wenn wir nicht stärker Verantwortung für die eigene Gesundheit einfordern, also der Prävention mehr Raum geben, wird unser Gesundheitswesen unfinanzierbar", erklärte der Barmer-Vorstandsvorsitzende Eckhard Fiedler gegenüber der Magdeburger Volksstimme http://www.volksstimme.de. "Nehmen wir als Beispiel die Volkskrankheit Diabetes. Sechs Millionen Deutsche sind vom Altersdiabetes betroffen. Für deren Behandlung müssen pro Jahr 30 Milliarden Euro aufgewendet werden. Nach Expertenmeinung könnten 90 Prozent dieser Erkrankungen vermieden werden durch mehr Bewegung und gesündere Ernährung."
Der Gesundheitsexperte Michael Sander, Geschäftsführer der TCP Terra Consulting Partners GmbH http://www.terraconsult.de und Vorstandsmitglied des CareHelix Instituts für Management und Dialog im Gesundheitswesen (CIM) http://www.carehelix-institut.de, bestätigt, dass sich die gesetzlichen Krankenkassen schon seit einiger Zeit darum bemühen, das Thema Prävention aktiv zu nutzen. "Wir konnten in aktuellen Erhebungen belegen, dass Versicherte ganz gezielt nach Leistungen wie Schutzimpfungen, Rückenschulungen, oder
Herz-Kreislauf-Trainingskursen ‚ihrer’ Kasse fragen. Wenn es einer Kasse gelingt, derartige Serviceleistungen gezielt zu vermarkten, dann hat sie einen Wettbewerbsvorteil sowohl bei der Kundenbindung als auch beim Neuzugang von Versicherten. Gleichzeitig kann sie auch die Krankheitskosten teilweise deutlich senken."
Dieser Effekt der Prävention ist für die einzelne Kasse und für den
einzelnen Versicherten kurzfristig sehr positiv. Langfristig muss man aber über ein Szenario nachdenken, dass von vielen in der aktuellen politischen Lage eher verdrängt wird. Wenn Prävention erfolgreich ist, dann kommen die Versicherten immer gesünder ins Rentenalter. Ganz stark vereinfacht beschreibt ein derartiges Szenario, dass die Einspareffekte durch Prävention im mittleren Alter eines Versicherten durch die erhöhten Ausgaben im hohen Alter des Versicherten wahrscheinlich deutlich kompensiert werden, so die Meinung von Fachleuten. "Diese so ‚lifetime cost of health care’ legen es nahe, dass mit der berechtigten Forderung nach Ausweitung von Präventionsmassnahmen auch gleichzeitig die Forderung erhoben werden muss, dass gesamte Gesundheitswesen endlich von Grund auf zu reformieren. Dies erfordert Ganzheitlichkeit und Langfristigkeit im politischen Denken und Handeln für den Versicherten", erläutert Sander.