(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Die Steuerdebatte in Deutschland nimmt bizarre Züge an. Nach dem Duell zwischen Unions-Kanzlerkandidatin Angela Merkel und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde sogar das Munzinger Personenarchiv bemüht, um die genauen Familienverhältnisse des neuen Steuer-Stars Paul Kirchhof zu eruieren. Angela Merkel hatte im Fernsehen gesagt, Kirchhof habe vier Töchter. Dabei hat der Steuerfachmann nur zwei Töchter, zwei Söhne und zwei Schwiegertöchter. Diese Art der Ahnenforschung wird wohl keine Auskunft darüber geben, ob das Kirchhofsche Modell solide ist oder nicht. Nicht nur Unionspolitiker empfinden das beharrliche Insistieren von Finanzminister Hans Eichel (SPD), der Heidelberger Steuerrechtler möge seine 418er-Liste zu den steuerlichen Ausnahmen publizieren, als Ausweich- und Ablenkungsmanöver, denn die Kompliziertheit des hiesigen Steuersystems und die vielen Schlupflöcher werden von keinem Experten ernsthaft in Zweifel gezogen.
Die Liberalen hatten sich eigentlich als Steuersenkungspartei profilieren wollen und schauen nun - genauso wie der FDP-Finanzexperte Hermann Otto Solms - ein wenig in die Röhre. Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) http://www.ftd.de hat die FDP http://www.fdp.de nun von der Union gefordert, die geplante Senkung der Lohnnebenkosten nur schrittweise umzusetzen, um so auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer verzichten zu können. Für die Liberalen sei das ein zentrales Thema im Wahlkampf. Lob für die Liberalen kommt auch vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de. Mittelstandspräsident Mario Ohoven nannte das FDP-Steuermodell "visionär und praxistauglich zugleich". Der Verzicht auf eine Erhöhung der Mehrwertsteuer im FDP-Konzept sei "das richtige Signal zur richtigen Zeit". Doch die ganze Konfusion über Kirchhofs Kinderzahl und sein übriges Zahlenwerk hat die Debatte über die Mehrwertsteuer, die nicht nur Ohoven als Gift für die "lahmende Binnennachfrage" ansieht, fast völlig in den Hintergrund gedrängt.