(firmenpresse) - Bonn/Düsseldorf - "Praxisfern und theoriebeladen!": Nicht erst seit Pisa gilt das Lehramtstudium als praxisfern, ein Fachstudium als unzureichend für die praktische Bewährung. Was in vielen universitären Ausbildungsgängen, aber auch zunehmend in handwerklichen Berufszweigen bemängelt wird, ist die fehlende praktische Ausbildung. Wirtschaftsorganisationen und Berufsverbände klagen unisono über das Problem: "Zur Zeit ist die Ausbildung zu theorielastig, der Nachwuchs steckt viel zu lange in den überbetrieblichen Ausbildungszentren - das hält die Betriebe eher davon ab, Ausbildungsplätze zu schaffen" sagt Ilona Klein vom Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) http://www.zdb.de.
Auch für etliche andere Berufe gilt leider die Feststellung mangelnder Praxisnähe. Selbst in neueren Berufszweigen wird die fehlende praktische Erfahrung beklagt. Die Entwicklung und Akzeptanz von Sprachapplikationen beispielsweise leidet auch unter diesem Phänomen. Dabei wächst der Bedarf an gut ausgebildeten Voicexml-Entwicklern und Sprachdialogdesignern. Zwar gibt es bereits Lehrstühle für Computerlinguistik an den Hochschulen in Erlangen, Heidelberg, Bielefeld, Berlin, Saarbrücken, Erlangen oder Potsdam, Branchenkenner bemängeln jedoch den fehlenden Austausch zwischen Lehre und Praxis. Besonders von Seiten der Hochschulen komme zu wenig Initiative. "Ein strukturiertes Heranführen der Studenten an aktuelle Themen der Industrie wie etwa die Entwicklung von Grammatiken für Spracherkenner durch Ingenieure könnte durch die Vergabe von Lehraufträgen und Seminaren an Praktiker aus der Industrie verbessert werden". Zudem müsse an den Universitäten vermehrt das Interesse der Studenten an den Problemen der Voice Industrie gefördert und auch die Kontakte geschaffen werden, die interessierte Jungakademiker mit den passenden Unternehmen in konkreten Projekten zusammenbringen könnten. Das sagt Peter Weierich von der Sikom Software GmbH http://www.sikom.de.
Fest steht: Die Designer für das sogenannte Voice User Interface (VUI) kommen erst viel zu spät mit der täglichen Praxis in Kontakt. Es scheint, als hätte die Wissenschaft Scheuklappen aufgesetzt und die praktischen Notwendigkeiten verbummelt. Theoretisches Wissen, das an der Universität erworben werde, sei zwar unabdingbar, so viele Experten. Praktisches Know-How und interdisziplinäre Kenntnisse aus Psychologie, Linguistik und Informatik machen aber erst den Entwickler von Sprachanwendungen aus. Die Initiative Voice Business http://www.voiceaward.de fordert daher eine Ausbildungsoffensive für VUI-Designer. Strateco-Geschäftsführer Jens Klemann, Mitinitiator der Brancheninitiative, formuliert seine Vorstellungen so: "Meines Erachtens müsste die Branche sich zusammentun und einen Anforderungskatalog und Qualitätsstandards entwickeln, aus denen die Hochschulen in Zusammenarbeit mit den Unternehmen dann Lehrgänge zum zertifizierten Dialogdesigner ableiten. Mit entsprechendem Marketing und auch finanzieller Unterstützung seitens der Wirtschaft könnten mit einem solchen Zertifikat sicher viele Studenten motiviert werden, auf Sprache zu setzen." Für ihn wäre das Spektrum guter und verfügbarer Anwendungen und deren Wirkung auf den Markt breiter, wenn es einen grösseren Fundus erfahrender Dialogdesigner gäbe.
Vielfach gilt der Beruf aber noch als ein Feld für Quereinsteiger, die auf der Welle eines wachsenden Marktes in die Aufgabenstellungen hinein geschwemmt werden. Unternehmen wie die VoiceObjects AG http://www.voiceobjects.de aus Bergisch Gladbach bilden beispielsweise in Seminaren zum Voice User Interface Designer aus, darunter sind Geisteswissenschaftler, Musiker und Schauspieler. Auch Elke Kachelriess http://www.kachelriess.de bietet Weiterbildungen für Dialogdesigner an, denn sie weiss: "Mit der Praxis kommen angehende VUI-Designer bisher erst im Job in Kontakt, das ist zu spät! Um die Lernkurve abzukürzen, sind praxisnahe Schulungen zu empfehlen, welche die Konventionen und Herausforderungen des menschenzentrierten VUI-Designs vermitteln." Bernhard Steimel, Sprecher der Initiative Voice Business und Geschäftsführer von Mind Business Consultants http://www.mind-consult.net in Düsseldorf, erklärt die Problematik. Als Schwachpunkt von automatisierten Sprachsystemen werde häufig die Nutzerschnittstelle, das Voice User Interface, identifiziert. Das belege etwa die Marktsudie "Sprachapplikationen im Aufwind" der Beratungshäuser Mind Business Consultants und Strateco http://www.strateco.de. "Die Qualität der Nutzerschnittstelle wird massgeblich von der Qualität des Dialogdesigns bestimmt. Wenn ein Nutzer beispielsweise ständig Fehleingaben produziert, kann das an der Programmierung liegen und muss nicht einer schlechten Spracherkennung zuzuschreiben sein. Um die Fehlerquoten zu minimieren benötigt man ein intelligentes Design und den geschickten Einsatz der Plattformfunktionen." Dies könne nur eine bessere und standardisierte Ausbildung der Designer erfüllen, weswegen er den Ruf nach einer Ausbildungsoffensive unterstützt.
Für Jens Klemann ist die Verfügbarkeit guter Dialogdesigner der Schlüssel für eine weitere dynamische Marktentwicklung. "Technologisch sind mit Sprachtechnologie heute komplexe Prozesse automatisierbar - in der Umsetzung hapert es dann aber häufig." Kommt es zu einer einheitlichen Zertifizierung des Ausbildungsniveaus und entsprechend anspruchsvollen Produkten, dürfte sich das auch in der Akzeptanz von Sprachanwendungen niederschlagen, die dann immer weniger fehleranfällig wären. Weil ein Computer günstiger ist als ein Call Center mit vielen Angestellten, hat der junge Beruf Zukunft. Klemann sieht für eine Ausbildungsinitiative gute Chancen und zieht dabei Parallelelen zur Kampagne, die Microsoft in den neunziger Jahren mit der Zertifizierung zum Windows NT Spezialisten durchgeführt habe. "Damals bestand im Markt ein grosser Bedarf an NT-Fachleuten. Die Redmonder boten den Universitäten und Studenten vergünstigte Zertifizierungskurse an, die Referenten und Lehrmaterialien finanzierte Microsoft", sagt Klemann. Auch mussten die Studenten ähnlich einer Schutzgebühr lediglich den ersten Lehrgang bezahlen, die weiteren waren kostenlos. Begleitendes Marketing und eine ebenfalls von Microsoft finanzierte Vermittlungsbörse sorgten dafür, dass innerhalb kürzester Zeit 1800 Junginformatiker das NT-Zertifikat erwarben. "Das wirkte wie eine Jobgarantie. Der Markt bekam massiven Rückenwind. Den wünscht sich die Initiative nun von einer Ausbildungsoffensive für die Sprachdesigner", so Klemann.
Die Qualifizierung des Nachwuchses für die Entwicklung von automatisierten Sprachsystemen wird auch beim grössten Branchenkongress Voice Day 2005 http://www.voiceday.de in Bonn thematisiert, der am 20. und 21. Oktober im Alten Bundestag stattfindet.
Die Pressekonferenz der Brancheninitiative ist am 20.10.2005, um 17,30 Uhr, im Alten Bundestag in Bonn, Görrestrasse 15, 53113 Bonn, Raum 2.7. Presseakkreditierung zum gesamten Kongress und zur PK bei Claudia Klemp, nic.pr, Tel: 0228 620 44 76, Fax: 0228 620 44 75, E-Mail: claudia.klemp(at)nic-pr.de
Pressekontakt:
Bernhard Steimel
Initiative VOICE BUSINESS
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