PresseKat - "Letztendlich rennen wir dem Tod davon"

"Letztendlich rennen wir dem Tod davon"

ID: 195212

Alles wird schneller und konzentrierter, vor allem im GeschĂ€ftsleben. Viele wollen die Beschleunigung stoppen, weil sie mĂŒde und erschöpft sind und ahnen, dass es noch andere Lösungen geben mĂŒsse. Warum Innehalten so schwer fĂ€llt und wie man es trotzdem schafft, verriet Zeitforscher Professor Peter Heintel beim C2 Themenabend am 21. April 2010. Gut investierte Zeit, befanden 140 FĂŒhrungskrĂ€fte am Ende und bewiesen Mut zum leeren Blatt und zum gezogenen Stecker.

(firmenpresse) - STUTTGART - Alles wird schneller und konzentrierter, vor allem im GeschĂ€ftsleben. Viele wollen die Beschleunigung stoppen, weil sie mĂŒde und erschöpft sind und ahnen, dass es noch andere Lösungen geben mĂŒsse. Auch die Berater der Stuttgarter C2 Organisationsberatung treibt die Frage nach dem Umgang mit der Zeit um. „Bei VerĂ€nderungsprozessen stoßen wir stĂ€ndig auf das Zeitthema“, sagt C2 Partnerin Christina Wittmer. Gerade turbulente Zeiten hĂ€tten eine starke Eigendynamik, Hektik und Aktionismus seien an der Tagesordnung. Auf der anderen Seite gebe es Gegenbewegungen wie Slow Food und Vordenker wie Philosophieprofessor Peter Heintel, der bereits 1990 den Verein zur Verzögerung der Zeit grĂŒndete. Von ihm erhofften sich Veranstalter und GĂ€ste Denkimpulse fĂŒr eine Entschleunigung – und wurden nicht enttĂ€uscht.

„Wer Lösungen sucht, muss sich die GrĂŒnde fĂŒr die Beschleunigung anschauen“, sagt Heintel. Der Zeitforscher tat es und fand ökonomische und technische aber auch biologische und metaphysische Ursachen. Letztere hĂ€lt er fĂŒr zentral. „Letztendlich rennen wir dem Tod davon“, heißt seine These. Seit der Glaube ans Jenseits verloren ging, versuchten wir „das Leben als einzige Gelegenheit“ maximal zu nutzen. „Dabei verwechseln viele erfĂŒllt mit voll gefĂŒllt und hetzen von einer AktivitĂ€t zu nĂ€chsten“, weiß Heintel. Indem sie Zeitverdichtungen in Kauf nehmen, lenke sich der Mensch von seiner Endlichkeit ab. Wie das funktioniert, veranschaulichte der C2 Referent mit einer story aus New York. Am dortigen Flughafen beklagten sich Ende der 1980er Jahre viele Passagiere ĂŒber das lange Warten am GepĂ€ckband. Also stellte man die Logistik um und ließ die FluggĂ€ste möglichst fern des GepĂ€ckbandes aussteigen. Der weite Weg verkĂŒrzte die Wartezeit und „alle waren zufrieden, denn gehen ist einfacher als warten“, so Heintel.
Zur Beschleunigung hat die moderne Technik ihren Teil beigetragen. E-Mails, die sofort beantwort werden wollen, und Handys, die stĂ€ndige Erreichbarkeit suggerieren, fĂŒhren automatisch zu mehr Hektik, jedoch nicht zu schnelleren Ergebnissen. Heintel erinnerte an Vor-Handy-Zeiten. Damals habe man in Besprechungspausen weiter geredet, heute renne jeder in eine Ecke und telefoniere. Nach der Pause mĂŒssten die Teilnehmer wieder neu anfangen. „Das kostet Zeit, die an anderer Stelle vermeintlich eingespart wurde“, macht der Zeitforscher deutlich.





Neben der Technik macht Heintel die Ökonomie verantwortlich fĂŒr die Hetzerei. Betriebswirtschaftlich sei es natĂŒrlich sinnvoll, wenn in der gleichen Zeit mehr produziert wird. Doch der Anspruch, immer Neues und Besseres in immer kĂŒrzeren ZeitabstĂ€nden zu pro-duzieren, lasse sich nicht unendlich steigern. „In den vergangenen Jahren haben wir eine Verdichtung von 25 % auf 150 % erfahren“, weiß er. Mit dem Ergebnis, dass das Klima in den Unternehmen rauer und der Leistungs- und Zeitdruck enorm wurde. Erfolgreich, so Heintel, seien heute FĂŒhrungskrĂ€fte, die Druck herausnehmen. Auch die Organisationszeiten vieler Firmen hĂ€lt er fĂŒr problematisch, weil sie den Biorhythmus des Menschen vielfach ignorierten.

Heintels Zeitmodell will aber auch die psychologische und die soziologische Facette der Zeit berĂŒcksichtigt wissen: Emotionen hĂ€tten ebenso ihre Zeit, wie jede Konfliktlösung Zeit brauche. FĂŒr besonders wichtig hĂ€lt er Feste und Feiertage. Die seien der modernen Industriegesellschaft beinahe komplett abhanden gekommen, bedauert er. Doch gemeinsame Zeiten zum Feiern seien fĂŒr das Wohl-ergehen des einzelnen, der Organisation und der Gesellschaft wichtig und mĂŒssten heute erst wieder mĂŒhsam gesucht werden. Den Zuhörern rĂ€t er, Zeit nicht eindimensional physikalisch-technisch zu betrachten, sondern im Alltag alle genannten Perspektiven auszubalancieren und zu versuchen jeder gerecht zu werden.

Im Anschluss an den facettenreichen wie unterhaltsamen Vortrag lud C2 Partner JĂŒrgen Berger ein, sich in Gruppen auszutauschen und gemeinsam ein Bild vom Innehalten zu entwerfen. In den angeregten Diskussionen wurde schnell klar, dass jeder sich nach Inne-halten sehnt, oft jedoch der Mut dazu fehlt. Doch die Ergebnisse zeigten, dass die Zuhörer viel mitgenommen hatten: Parkbuchten im Strom der Zeit, der gezogene Stecker am Computer mit der Kaffeetasse daneben, Uhren, die verflossene Zeit symbolisieren, oder gar die Gruppe mit dem leeren Blatt: Ergebnis des Innehaltens.

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Unternehmensinformation / Kurzprofil:

Die C2 OrganisationsBeratung mit Sitz in Stuttgart gestaltet VerĂ€nderungsprozesse. Beratungsschwerpunkte sind Strategische UnternehmensfĂŒhrung, Optimierung von GeschĂ€ftsprozessen, Projekt-management, Team- und Bereichsentwicklung sowie Personal- und FĂŒhrungskrĂ€fteentwicklung. Die Gesellschaft wurde 1999 gegrĂŒndet und hat zahlreiche VerĂ€nderungsprozesse mit bis zu 9000 Beteiligten bei Firmen wie DaimlerChrysler, MTU, Bosch, Caritasverband und Deutsche Post mitgestaltet. Die C2 Themenabende finden seit 2002 jĂ€hrlich statt und sollen FĂŒhrungskrĂ€ften mit unerwarteten Referenten neue AnsĂ€tze fĂŒr altbekannte Fragestellungen anbieten. In den vergangenen Jahren eröffneten unter anderem ein FIFA-Schiedsrichter, ein Benedektinerpater und ein Umweltwissenschaftler ungewöhnliche Sichtweisen auf Alltagsaufgaben von FĂŒhrungskrĂ€ften.



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Bereitgestellt von Benutzer: dasPRojektbuero
Datum: 30.04.2010 - 15:29 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 195212
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Ansprechpartner: Heike Wolff
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Telefon: 0711/654804

Kategorie:

Personalmanagement


Meldungsart: Unternehmensinformation
Versandart: Veröffentlichung
Freigabedatum: 30.04.2010

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