So vielfältig wie das Allgäu selbst sind auch die Menschen, die dort leben. Diese Botschaft möchte das Regionalmanagement der Allgäu Initiative GbR mit Hilfe des Projekts „Allgäuer Köpfe - Eine Region spricht für sich“ über die Grenzen der Region hinaustragen. Zwölf abwechslungsreiche Porträts innerhalb eines Jahres über Allgäuer Persönlichkeiten sollen Menschen außerhalb des Allgäus sowie den Allgäuern selbst neue Facetten der Region zeigen und sie für das Allgäu begeistern. Barbara Schlachter-Ebert ist der fünfte Allgäuer Kopf.
(firmenpresse) - Schon als Kind hat sie in der Küche der Schlossanger Alp bei Pfronten mit angepackt, inzwischen führt sie dort das Regiment. Dass ihr Lebensweg sie wieder zurück ins Allgäu geführt hat, war Zufall – doch darüber ist die 46-Jährige sehr dankbar.
Es ist ein bisschen wie im Märchen: Man biegt um die Kurve, der Wald lichtet sich und auf einer großen sonnigen Fläche eingebettet in Mitten der Allgäuer Berge erscheint plötzlich die Schlossanger Alp. Hier oben ist es spürbar kälter, als noch unten im Tal – und vor allem ruhiger. Es ist fast windstill an diesem Morgen und außer dem Rascheln der Blätter ist kein Geräusch zu hören. Betritt man die Schlossanger Alp durch die großen hölzernen Flügeltüren bietet sich freilich ein völlig anderes Bild: Gerade wird das Geschirr vom Frühstück von den Tischen geräumt, es klappert. Auch am Empfang herrscht Betrieb: Gäste reisen ab oder machen sich auf zu einem Tagesausflug. Und auch in der Küche laufen schon die ersten Vorbereitungen für das Mittagessen. Mittendrin Barbara Schlachter-Ebert. Die heute 46-Jährige hat schon als Kind zwischen den Töpfen, Herdplatten und Tellern gewerkelt – inzwischen führt sie das Regiment in der Küche der Schlossanger Alp. Bestimmt gibt die zierliche Frau Anweisungen, schaut hier und dort über die Schulter ihrer Mitarbeiter und flitzt wieder zurück an ihre eigene Arbeit. Leben heißt für Barbara Schlachter-Ebert Bewegung. Still sitzen ist nichts für sie. Wenn sie morgens die Zeit hat, schlüpft sie in ihre Turnschuhe und läuft eine Stunde durch die frische Allgäuer-Bergluft. Vorbei am Falkenstein, dorthin, wo der Blick auf der einen Seite auf die sanften grünen Hügel fällt und auf der anderen Seite auf die schroffen felsigen Berge. „Das ist Leben“, sagt sie mit leuchtenden Augen und roten Backen. Hier ist sie aufgewachsen, hier hat sie ihre Kindheit verbracht.
Jüngste Küchenmeisterin Deutschlands
Doch dann hat das Leben sie hinaus in die Welt gezogen. „Mich hat es immer gereizt, Neues zu sehen und Neues kennenzulernen“, erzählt sie. So arbeitete sie in renommierten Restaurants und mit ausgezeichneten Köchen. Sie kochte im Tantris bei Heinz Winkler in München, machte Station im Barreis in Baiersbronn und den Schweizer Stuben in Wertheim. An der Hotelfachschule in Heidelberg machte sie die Meisterschule und schloss mit 23 Jahren als jüngste Küchenmeisterin Deutschlands ab. „Ich war oft die einzige Frau in der Gourmetküche“, erinnert sie sich. Gestört hat sie das nie. „Ich war sehr ehrgeizig“, sagt sie von sich selbst. Ihr Lieblingschef war Hans Haas, seit Jahren Küchenchef im Tantris in München. „Bei ihm war ich Sous Chefin im Restaurant Brückenkeller in Frankfurt, bevor ich nach Hause ging.“
„Wir müssen uns gegenseitig unterstützen“
Heute kann sie sich nicht mehr vorstellen, die Schlossanger Alp zu verlassen. Auch schätzt sie sehr die Art der Menschen im Allgäu. „Vielleicht zuerst zurückhaltend, aber von Herzen gute Menschen.“ Doch sie glaubt, dass die Region noch enger zusammen wachsen muss: „Das Allgäu kann nur bestehen, wenn wir uns gegenseitig unterstützen.“ Dies versucht sie täglich zu leben: So bezieht sie die Lebensmittel für ihre Küche und auch andere Produkte aus der direkten Umgebung oder dem restlichen Allgäu. Auch für die zahlreichen Handwerkerarbeiten, die bei der Schlossanger Alp anfallen, beschäftigt sie Unternehmen aus der Region. „Es kommt für uns nicht infrage, Handwerker aus ganz Europa anzustellen nur um vermeintlich Geld zu sparen“, sagt sie bestimmt. Sie liebt das Allgäu und will die einzigartige Landschaft bewahren. „Bei uns ist alles sehr auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. So sind wir zum Beispiel schon seit Jahren mit einer Hackschnitzelheizung energetisch autonom.“ Sie macht nun dort weiter, wo sie einst mit 15 Jahren angefangen hat. Und wo – ihrer Meinung nach – auch das Geheimnis ihres Erfolges liegt. Unter ihrem Vater einst gelernt, war sie durch keine leichte Schule gegangen. „Keiner hat dort Rücksicht genommen, weil ich eine Frau bin“, erzählt sie. Das kannst du allein, hieß es. Diese Einstellung hat die 46-Jährige verinnerlicht. Immer wenn sie etwas wollte, hat sie es versucht, probiert und dafür gekämpft. Die Gastronomie liegt bei Barbara Schlachter-Ebert in der Familie: Von ihrem Vater hat sie das Handwerk gelernt, ihr Bruder bewirtschaftet das Burghotel auf dem nahegelegenen Falkenstein. „Wo gibt es das sonst, dass eine Familie zwei erfolgreiche Hotel- und Restaurantbetriebe direkt nebeneinander führt“, sagt Schlachter-Ebert. Auch ihre älteste Tochter Beatrice zieht es in die Gastronomie: Sie hat eine Ausbildung zur Restaurantfachfrau gemacht und hat im hohen Norden ihre erste Stelle angetreten, als Commis Sommeliere.
Die Schlossanger Alp ist ein Familienbetrieb
Wie viele Menschen, die in der Gastronomie arbeiten, kennt Schlachter-Ebert kein klassisches Wochenende. Dafür gibt es bei ihr den Familien-Dienstag. Das ist dann der Tag, an dem Barbara Schlachter-Ebert frei hat. Und auch das genießt sie. Sie nimmt sich Zeit für ihre Kinder – Beatrice, Bettina und Bastian – und ihren Mann Bernhard, geht einkaufen oder unternimmt eine Bergtour. „Familie ist das Wichtigste“, sagt sie. Die Schlossanger Alp ist ein Familienbetrieb. Vor über 100 Jahren hat damals Barbara Schlachters-Eberts Großmutter hier oben in einer kleinen Alpe die Gäste bedient. Inzwischen ist daraus ein idyllisches Berghotel geworden. Und noch immer packen auch die Eltern von Barbara Schlachter-Ebert kräftig mit an. „Mein Papa macht den Einkauf und meine Mama kümmert sich unter anderem um die Wäsche.“ Drei Generationen leben auf der Schlossanger Alp unter einem Dach. So ein Familienunternehmen zu betreiben braucht viel Kraft. „Ohne meinen Mann Bernhard könnte ich das alles nicht täglich leisten“, ist sich Barbara Schlachter-Ebert sicher. Kennengelernt haben sich die beiden in Heidelberg. Sie machte ihren Meister auf der Hotelfachschule, er studierte Betriebswirtschaft. Heute führt er das Hotel und das Restaurant. Seine Leidenschaft ist der Weinkeller der Schlossanger Alp. „Es ist der interessanteste und umfangreichste im ganzen Allgäu“, erzählt Schlachter-Ebert stolz.
Tradition und Fortschritt
Das Traditionelle und Ursprüngliche bewahren und trotzdem sich vor dem Fortschritt nicht verschließen – das ist für die Küchenchefin auch typisch fürs Allgäu. Und auch sie selbst lebt nach dieser Maxime. So ist die Neuheit in ihrer Küche ein Schockfroster und auch sonst probiert sie alles aus, was sich in der Kochbranche tut. Doch fällt ihr etwas Neues ein, schreibt sie das in ein Büchlein – so wie sie es von ihrem Vater gelernt hat – eine Tradition, die sie auch an ihre Mitarbeiter weitergegeben hat. Die Zeit unterwegs hat Barbara Schlachter-Ebert genossen. Sie hat viel gelernt und interessante Menschen kennen gelernt. Doch war es noch so schön, einen kleinen Wermutstropfen gab es: „Gefehlt hat mir das Allgäu immer.“ Wichtig war ihr dabei unterwegs zu zeigen, woher sie kam. „An Festtagen habe ich immer meine Tracht angezogen, auch im hohen Norden“, erzählt sie. Und auch ihren Allgäuer Dialekt hat sie nie abgelegt. „Im Grunde meines Herzens bin ich immer ein Allgäuer Mädel geblieben.“
(Von Anna Feßler)
Begleitthema:
Aus- und Weiterbildung im Tourismus, in Hotellerie und Gastronomie
Dann arbeiten, wenn andere frei haben. Ein rauer Ton in der Küche und im Service außerdem hohe Belastungen. Die Gastronomie kämpft auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt mit vielen Vorurteilen. Dass die Berufe dort aber auch oft kreativ und zukunftsreich sind, so wie es beispielsweise die Spitzenköchin Barbara Schlachter-Ebert erlebt, gerät dabei oft in Vergessenheit.
Junge Menschen speziell auf Berufe im Tourismus, in Hotellerie und Gastronomie aufmerksam machen und ihr Interesse dafür zu wecken, das hat sich die Allgäuer Berufsoffensive in diesem und im letzten Jahr als Ziel gesetzt. Mit im zweijährigen Turnus wechselnden Schwerpunkten unterstützt sie Schulabgänger bei ihrer Berufswahl.
www.allgaeuer-berufsoffensive.de
Wer in der Gastronomie oder Hotellerie arbeiten will, braucht eine fundiere Ausbildung. Die Hotelfachschule Bad Wörishofen, die älteste öffentliche Hotelfachschule im Freistaat Bayern, bildet im Allgäu Fachkräfte für die Hotellerie und Gastronomie aus.
www.hotelfachschule-bad-woerishofen.de/
Führungskräfte für das mittlere und gehobene Management der internationalen Reise- und Freizeitbranche werden an der Hochschule Kempten im Studiengang Tourismus Management ausgebildet. Für die Absolventen bieten sich Einsatzmöglichkeiten in der Hotellerie und Gastronomie, in Tourismusdestinationen, bei Reiseveranstaltern, in Airline-Unternehmen, bei der Bahn und in sonstigen Verkehrsbetrieben oder aber auch im Event-, Messe- und Tagungswesen.
www.hochschule-kempten.de/
Wer bereits das Handwerk erlernt hat und auf dem Laufenden bleiben will, bildet sich weiter. Die Weiterbildungsadresse für Tourismus, Hotellerie und Gastronomie ist die AlpenTourismusAkademie, die offizielle Weiterbildungsakademie der beiden Tourismusverbände München-Oberbayern e.V. und Allgäu/Bayerisch-Schwaben e.V.
http://www.alpentourismusakademie.com/
Zwischen gut und richtig gut, liegen Welten. Für die Spitzenköche Europas gibt es die Jeunes Restaurateurs d'Europe. Dort werden junge Spitzenköche gefördert. Auch Barbara Schlachter-Ebert unterstützt diesen Verband.
www.jre.de
Die Allgäu Initiative GbR ist ein Zusammenschluss der vier Allgäuer Landkreise, der kreisfreien Städte und zwei Kammern mit dem gemeinsamen Ziel, das Allgäu
als Standort für Menschen, Gesellschaft und Wirtschaft voranzubringen. Teil der Allgäu Initiative ist das Regionalmanagement, das durch den Aufbau regionaler
fachübergreifender Netzwerke einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Allgäus leistet.