(ots) - Fernsehen und Radio bleiben trotz der
rasanten Entwicklung des Internets die meist genutzten Medien. Sie
machen im Jahr 2010 mit 220 beziehungsweise 187 Minuten pro Tag etwa
zwei Drittel der gesamten Mediennutzungsdauer aus. Das Internet wird
täglich 83 Minuten lang genutzt, 2005 waren es mit 44 Minuten etwas
mehr als die Hälfte. Tageszeitung und Zeitschriften liegen 2010 bei
23 beziehungsweise 6 Minuten täglicher Nutzungsdauer. Stabil bleibt
das Lesen von Büchern (2010: 22 Minuten). Bei der Analyse des
täglichen Nutzungsverlaufs wird die Relevanz der Medien insgesamt für
die Menschen deutlich: Zwischen 20.30 Uhr und 21.00 Uhr nutzen fast
80 Prozent der Gesamtbevölkerung ein Medium. In der jungen Zielgruppe
der 14- bis 29-Jährigen ist das Internet in der Zeit zwischen 15.00
Uhr und 18.00 Uhr das meistgenutzte Medium.
9 Stunden und 43 Minuten pro Tag nutzen die Menschen in
Deutschland insgesamt Medien. In der vorigen Welle 2005 hatte die
Studie noch genau 10 Stunden Gesamtmediennutzung pro Tag ermittelt.
Damit scheint das Zeitbudget für Mediennutzung jetzt Grenzen erreicht
zu haben, nachdem es in allen Jahren zuvor expandiert hatte. Dies
sind erste Ergebnisse aus der 10. Welle der Studie
"Massenkommunikation".
Die erstmalige Untersuchung des Anteils von Medieninhalten im
Internet gebe wichtige Aufschlüsse über die tatsächliche
Wettbewerbssituation im Netz, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter
als Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission. Eine andere Erkenntnis
aus der Studie räume einmal mehr mit der Mär auf, dass sich die
Medien gegenseitig verdrängten. Schächter: "Fernsehen ist und bleibt
ein Leitmedium. Neun von zehn Menschen wollen auch in Zukunft
Fernsehen in exzellenter Qualität im bestmöglichen technischen
Standard. Das gilt für alle Altersgruppen und Bildungsschichten".
"Die rasante Entwicklung des Internets zeigt: Wer den Anschluss an
die jungen Generationen nicht verlieren will, muss auf allen
relevanten Plattformen wie dem Internet präsent sein. Dies gilt
insbesondere für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dessen Auftrag
die plattformunabhängige Versorgung der Bevölkerung mit Information,
Bildung, Kultur und Unterhaltung umfasst", kommentiert hr-Intendant
Dr. Helmut Reitze, stellvertretender Vorsitzender der
ARD/ZDF-Medienkommission, die Befunde.
Die Studie Massenkommunikation ermöglicht erstmals eine
Differenzierung der Nutzungsdauer des Internets in mediale und
nicht-mediale Bestandteile. Danach erreichen die Massenmedien
Tageszeitung, Radio und Fernsehen in der Summe täglich über das
Internet 28 Prozent der Erwachsenen. Auch wenn dies die wichtige
Rolle des Internets für die Mediennutzung zeigt: Die nicht-mediale
Nutzung des Internets für Kommunikation und Informationssuche
(E-Mail, Suchmaschinen, Spiele oder E-Commerce etc.) überwiegt mit
Tagesreichweiten von 43 Prozent bei allen Befragten. In der jungen
Zielgruppe sieht dies schon etwas anders aus: Von ihnen nutzen 57
Prozent massenmediale Inhalte über das Internet - allerdings fällt
die Nutzung für Kommunikations- und Informationszwecke mit 73 Prozent
Tagesreichweite hier auch deutlich höher aus. Mit insgesamt 144
Minuten täglicher Nutzung bildet das Internet bei ihnen mit Fernsehen
und Hörfunk das Spitzentrio in der Mediennutzung.
"Internet macht Spaß" - bei den Jüngeren liegt dieses
Nutzungsmotiv im Ranking mit 94 Prozent vor allen anderen
Nutzungsmotiven des Internets. Fernsehen und Radio bleiben für die
Gesamtbevölkerung die Medien, für die es ein sehr breites Spektrum an
Nutzungsmotivationen gibt. Im direkten Vergleich der Medien zeigt
sich, dass das Fernsehen in seiner unterhaltenden Funktion mit
"Entspannung", "Ablenkung", "Spaß", aber auch in seinen
informierenden Funktionen insgesamt Leitmedium ist. Im
Systemvergleich zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk
bleibt die Informationsfunktion, die Vermittlung nützlicher
Alltagserfahrung und der Anstoß zum Denken eine eindeutige Domäne des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dies gilt gleichermaßen für die
Gesamtbevölkerung wie auch für die jüngere Zielgruppe der 14- bis
29-Jährigen.
Die Studie Massenkommunikation liefert auch Einschätzungen zur
Zukunft der Medien. Der Aussage, ob Fernsehen auch in einem
Zeithorizont von 10 Jahren seine Bedeutung behalten wird, stimmen 94
Prozent der Gesamtbevölkerung voll und ganz beziehungsweise
weitgehend zu. Die Zustimmung ist fast genauso hoch (93 Prozent)
bezüglich der Aussage, dass die Medien immer und überall verfügbar
sein werden. Im Ranking ganz oben sehen die Menschen aber das
klassische Fernsehen, wie es in den eigenen vier Wänden stattfindet:
95 Prozent der Menschen stimmen mit der Aussage überein, dass die
Menschen auch "in Zukunft Wert darauf legen, Fernsehen zu Hause auf
einem großen Bildschirm in guter Qualität zu genießen". Dies gilt
gleichermaßen für alle Altersgruppen und Bildungsschichten.
Für die Untersuchung wurden im Auftrag der
ARD/ZDF-Medienkommission in der Zeit vom 11. Januar bis 21. März 2010
insgesamt 4503 repräsentativ für ganz Deutschland ausgewählte
Personen ab 14 Jahren per Telefon über ihr Medienverhalten und ihre
Medieneinschätzung befragt. Erhebungsinstitute waren ENIGMA GfK
Medien- und Marketingforschung, Wiesbaden (Federführung), und MMA
Media Markt Analysen, Frankfurt. Die ARD/ZDF-Langzeitstudie
"Massenkommunikation" wird seit 1964 etwa alle fünf Jahre
durchgeführt.
Weitere Ergebnisse der Studie werden in Media Perspektiven
(www.media-perspektiven.de) publiziert werden.
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