(ots) - Gemeinsame Pressemitteilung von M.E.E.R. e.V. und
Deutsche Umwelthilfe e. V.
Zahl der Zusammenstöße steigt jährlich und bedroht ganze
Walpopulationen. Umweltschützer fordern Geschwindigkeitsbegrenzungen
und Verlegung von Schifffahrtrouten für Risikogebiete. Detaillierte
Informationen zum Thema jetzt erstmalig im Internet unter
www.m-e-e-r.de/473.0.html .
Der Wal schwimmt langsam nahe der Oberfläche und erkennt die große
Gefahr nicht, die auf ihn zukommt. Erst im letzten Moment rollt er
sich auf die Seite - eine scheinbar hilflose Bewegung - dann wird er
vom Rumpf des Frachters erfasst. Die dramatischen Bilder sind jetzt
im Internet zu sehen, es ist der erste gefilmte Fall der Kollision
zwischen einem Schiff und einem Wal. Warum hat der Wal das Schiff
nicht wahrgenommen? Konnte er es nicht hören? Warum passieren solche
Unfälle und wie oft? Diese Fragen beschäftigten jetzt Wissenschaftler
aus aller Welt, die sich zu einem von der Internationalen
Walfangkommission (IWC) organisierten Workshop in Südfrankreich
trafen und über mögliche Schutzmaßnahmen berieten.
Kollisionen zwischen Schiffen und Walen stellen mittlerweile eine
ernste Gefahr für mehrere Walpopulationen dar - besonders trifft dies
auf vom Aussterben bedrohte Populationen zu, wie die letzten nicht
einmal mehr 400 Nördlichen Glattwale vor der Ostküste der USA oder
die Finnwale im Mittelmeer. Die Tiere werden von Schiffen überfahren,
oft mit tödlichem Ausgang. Betroffen sind auch die Pottwale vor den
Kanarischen Inseln. Ihre Kadaver werden häufig sogar nur noch in
Teilen angeschwemmt, glatt abgetrennt von den Rümpfen der
Katamaran-Fähren.
Aber nicht nur moderne Schnellfähren stellen eine Gefahr dar. "Das
Problem ist jahrelang unterschätzt worden. Es konzentriert sich dort,
wo große Schiffe mehr als 13 bis 14 Knoten schnell fahren und die
Waldichte hoch ist", sagt Fabian Ritter vom Berliner M.E.E.R. e.V.,
einer der Teilnehmer des Workshops. "Der weltweit stark ansteigende
Schiffsverkehr und die immer schnelleren Schiffe verschärfen das
Risiko für die Wale von Jahr zu Jahr. Aber auch bei Segelregatten und
so genannten Ocean Races häufen sich die Kollisionen." Hier kam es
schon öfter zu lebensbedrohlichen Havarien und Verletzungen von
Seglern und zu Todesfällen bei den Walen.
"Wie viele Kollisionen tatsächlich stattfinden, weiß kein Mensch,
doch werden immer mehr Fälle bekannt", ergänzt Ulrich Stöcker, Leiter
Naturschutz bei der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die
Dunkelziffer ist aber vermutlich hoch, da längst nicht alle
überfahrenen Tiere gefunden oder gemeldet werden und nicht immer
eindeutig bestimmt werden kann, ob ein Wal durch ein Schiff getötet
wurde. "Das Thema gehört auf die Tagesordnung internationaler
Schutzabkommen und nationaler Regierungen", sagt Stöcker.
Zur Minderung des Kollisionsrisikos gibt es eine Reihe technischer
Mittel wie z.B. Infrarotkameras, Sonargeräte, passive akustische
Methoden oder komplizierte Netzwerke zur Warnung von Schiffen in
Echtzeit. "Keine davon kann als 'Patentlösung' betrachtet werden, bei
den meisten gibt es große Zweifel an der Effektivität", so Ritter
weiter. M.E.E.R. e.V. und DUH fordern deshalb, dass Schiffe, die
walreiche Gewässer oder gar Schutzgebiete durchqueren, ihre
Geschwindigkeit auf 13 Knoten oder weniger verringern. "Zusätzlich
sollten sie stets einen speziellen Wal-Ausguck haben. Auch über die
Verlegung von Schifffahrtsrouten muss ernsthaft nachgedacht werden",
sagt Fabian Ritter.
Mehr Öffentlichkeit kann zum Beispiel Urlauber für das Thema
sensibilisieren, die ja in aller Regel die Natur schonen wollen, in
der sie ihre Ferien verbringen. Hierzu hat M.E.E.R. e.V. eine von der
DUH geförderte neue Website-Rubrik ins Netz gestellt, wo die
Problematik zum ersten Mal im deutschsprachigen Web ausführlich
dargestellt ist (www.m-e-e-r.de/473.0.html ). "Wir hoffen, dass
dieser Informationspool eingehend von Urlaubern, Reiseunternehmen,
Umweltbehörden und den Medien genutzt wird", so Stöcker.
Der gemeinnützige Verein M.E.E.R. hat seinen Sitz in Berlin und
setzt sich für den Schutz der Wale und Delfine und ihrer Lebensräume
ein. Sein Projekt MEER La Gomera auf den Kanarischen Inseln, das als
ein herausragendes best-practice Beispiel für ökologisches Whale
Watching gilt, hat seit vielen Jahren mit den Schnellfähren zu
kämpfen, die mitten durch das Untersuchungsgebiet pflügen.
Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) ist ein gemeinnütziger und
unabhängiger Umwelt- und Verbraucherschutzverband. Sie wurde 1975
gegründet und bietet ein Forum für Umweltorganisationen, Politiker
und Entscheidungsträger aus der Wirtschaft. Gemeinsam setzen wir uns
für einen schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen ein und
entwickeln Chancen für nachhaltige Wirtschaftsweisen und
umweltfreundliche Produkte.
Pressekontakt:
und fotografisches Bildmaterial:
M.E.E.R. e.V.: Fabian Ritter, Berlin, Tel.: 030 64497230, E-Mail:
info(at)m-e-e-r.de , www.m-e-e-r.de
Deutsche Umwelthilfe:Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz, Mobil: 0160
8950556, Tel.: 030 2400867-81, E-Mail: stoecker(at)duh.de, www.duh.de