Von Alexander Hauk
Berlin/München/Hamburg (aha). Noch vor Bier ist Kaffee das beliebteste Getränk in Deutschland. Nach Angaben des Deutschen Kaffeeverbandes trinkt jeder Bundesbürger im Durchschnitt vier Tassen Kaffee am Tag. Das sind rund 160 Liter beziehungsweise 6,4 Kilogramm pro Jahr. Doch Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Wer weiß zum Beispiel schon genau, woher sein Kaffee kommt oder welche Bohnensorte er gerade trinkt? Auf den Kaffeeverpackungen sucht man vergeblich nach detaillierten Informationen. „Mehr Transparenz wäre im Sinne der Verbraucher“, sagt Barbara Hohl, Sprecherin von „foodwatch“, einer unabhängigen Verbrauchersrechtsorganisation mit Sitz in Berlin.
(firmenpresse) - Von einem unverwechselbaren und feinem Aroma ist die Rede, von erlesenem Kaffeegenuss oder unvergleichlichem Geschmack: Wenn es um detaillierte Informationen zum Inhalt geht, sind die meisten Kaffeeverpackungen keine große Hilfe. Was in die Verpackung darf und welche Angaben die Kaffeehersteller machen müssen, regeln in Deutschland die Kaffeeverordnung (Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte), das Lebensmittelgesetz und die Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV). So dürfen zum Beispiel laut LMKV nur Kaffeeverpackungen in den Verkehr gebracht werden, auf denen der Firmenname und die Anschrift des Herstellers angegeben sind. Außerdem muss auf der Verpackung unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum stehen. Keine Angaben müssen die Hersteller aber zum Beispiel über das Anbaugebiet und die verwendeten Bohnensorten machen.
„Dabei achten gerade Kaffeekenner beim Kauf auf die Bohnensorte“, hat Sebastian Seiguer, Geschäftsführer der San Francisco Coffee Company (SFCC) beobachtet. Aufgrund ihres milden Geschmacks würden Kenner gewöhnlich Kaffee aus Arabica-Bohnen Kaffee aus Robusta-Bohnen vorziehen. „Robusta-Bohnen schmecken bitterer und sauerer“, erklärt der Kaffeeexperte in München. Während die Robusta ein Tieflandgewächs sei, gedeihe die empfindliche Arabica erst ab 900 Metern und erreiche ihre beste Qualität auf Vulkanhängen in Hochlagen bis 2000 Metern. Wer im Supermarkt seinen Kaffee kauft, erhält meistens eine Mischung aus Arabica- und Robusta-Bohnen.
100 Prozent Arabica-Bohnen
Die SFCC gilt in Sachen Transparenz und Kundeninformation als Vorreiter in der Kaffeebranche: „Wir haben keine Probleme damit, unsere Kunden ausführlich zu informieren, etwa über die Anbaugebiete unserer Kaffeesorten“, so Seiguer. In den insgesamt 17 Coffee-Places in München, Starnberg, Ingolstadt, Regensburg und Wertheim wird ausschließlich Kaffee aus 100 Prozent Arabica-Bohnen verkauft und das steht neben den jeweiligen Anbaugebieten auch auf den Kaffeeverpackungen des Unternehmens. So erfährt der Käufer des „India Little Flower“ zum Beispiel, dass seine Kaffeebohnen in den Hochlagen Karnatakas im Südwesten Indiens angebaut wurden.
Im Vergleich zur Arabica- seien Robustabohnen im Einkauf gewöhnlich deutlich billiger zu bekommen, erklärt Seiguer. „Die Robusta-Bohne wächst viel schneller in niedrigen Regionen und kann deshalb keinen Charakter entwickeln“, so der Kaffeeexperte. Dagegen würden die tiefen Wurzeln der Arabica mehr Nährstoffe und Mineralien aus dem Boden ziehen, was zum Charakter der Bohne beitragen. Zudem werde die Robusta-Bohne oft behandelt, um den laut Seiguer schlechten Geschmack zu reduzieren: „Es ist allgemein üblich, dass die Robusta mit Zucker gedämpft oder geröstet wird.“ Wegen ihres hohen Koffeingehalts schmecke die Robusta-Bohne deutlich bitterer als die Arbabica-Bohne. Auch Seiguer spricht sich für eine erweiterte Kennzeichnungspflicht auf Kaffeeverpackungen aus: „Beim Wein wird auf dem Etikett ja auch ganz selbstverständlich das Anbaugebiet angegeben.“
Beim Bundesverband für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BLV) stößt die Forderung des Kaffeeexperten auf Ablehnung: „ Ein Kennzeichnungsdefizit ist nicht erkennbar“, sagt BVL-Sprecher Johannes Klockenhoff. Auch Holger Preibisch, Geschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes in Hamburg ist der Meinung, dass die bisherigen Pflichtangaben vollkommen ausreichen: „Kaffee ist kein Gemisch, wie manches andere Lebensmittel, sondern ein Naturprodukt. In Kaffee ist nur Kaffee.“ Weitere Angaben zum Beispiel über das Anbaugebiet würden den Kunden nur irritieren, so Preibisch.
Herkunft und Zusammensetzung sind ein Betriebsgeheimnis
Der anerkannte Kaffeeexperte Dieter Rolle ist der Meinung, dass es jedem Röster oder Hersteller selbst überlassen sein sollte, welche Informationen neben den gesetzlichen Angaben über die Herkunft und Zusammensetzung der Mischung angegeben werden. Er kenne keinen Röster oder Hersteller, der seine Rezeptur völlig offen legt, so Rolle in Bremen: „Alle notwenigen Angaben für den Verbraucher sind in den unterschiedlichen Verordnungen vom Gesetzgeber geregelt und vorgeschrieben, und zwar in der Kaffeeverordnung, der Verpackungsordnung, der Lebensmittelverordnung und der Kennzeichnungsordnung.“ Bei Bedarf könne sich der Verbraucher bei den Röstern und Hersteller weiter informieren.
Mehr Information für Verbraucher
„Das Argument, dass mehr Informationen Verbraucher verwirrt, hören wir immer wieder – selbst wenn Schlachtabfälle in Dosensuppen verarbeitet wurden“, sagt Barbara Hohl von foodwatch. Der unabhängige Verein versteht sich als Verbraucherrechtsorganisation: „Der Verbraucher hat gegenwärtig deutlich weniger Rechte, als die Wirtschaft“, so die foodwatch-Pressesprecherin in Berlin. Nur wenn der Lebensmittelmarkt transparent ist, könnten Konsumenten mündig sein. Barbara Hohl fordert deshalb alle Produzenten und Röster von Kaffee auf, neben den Pflichtangaben auch die verwendeten Bohnensorten, die Herkunft des Kaffees, die Umstände unter denen die Kaffeebohnen angebaut, geerntet und verarbeitet werden, offen zu legen. „Auch der Gehalt von bei der Röstung entstehendem, krebsverdächtigen Acrylamid sollte angegeben werden. Ebenso wie die bei manchen Teefirmen längst üblichen Rückstandskontrollberichte.“
Dabei müssten nicht alle Informationen unbedingt auf der Kaffeeverpackung stehen: “Verantwortungsbewusste Kaffeehersteller und Röster können detaillierte Angaben auch auf ihrer Internetseite veröffentlichen“, empfiehlt Barbara Hohl. Es müsse sichergestellt werden, dass potentielle Käufer sich ausreichend informieren und auf Basis dieses Wissens ihre Kaufentscheidungen treffen könnten.
foodwatch versteht sich als unabhängige Verbraucherrechtsorganisation. Der Verein wurde im Herbst 2002 als Antwort auf die BSE-Krise gegründet und hat heute rund 8000 Mitglieder. Das Ziel von foodwatch ist, dass Verbraucher auf gleicher Augenhöhe mit Herstellern und Handel im Markt agieren können: „Wenn Verbraucher über wirksame Rechte verfügen und tatsächlich die Möglichkeit haben, informiert zwischen verschiedenen Qualitäten auswählen zu können, wird sich auch die Qualität der Lebensmittel verändern“, so einer der Grundsätze.
Die San Francisco Coffee Company GmbH (SFCC) ist keine amerikanische Kette, sondern ein inhabergeführtes Unternehmen des deutschen Mittelstandes. Die SFCC wurde 1999 von den beiden Juristen Sebastian Seiguer und Dr. Katharina Bernau-Seiguer in München gegründet. Inzwischen gibt es insgesamt 17 Coffee Places in München, Starnberg, Ingolstadt und Wertheim. Erst im Dezember eröffnete eine weitere Filiale in Regensburg. Damit baut SFCC seinen Vorsprung als Nr. 1 in Bayern aus. Zur Philosophie des Unternehmens gehört, dass ausschließlich hochwertige Arabica-Kaffeebohnen verwendet und verkauft werden. Der Großteil des SFCC-Kaffees wächst an Vulkanhängen. Hier ziehen die tiefen Wurzeln der Arabica mehr Nährstoffe und Mineralien aus dem Boden, die der Bohne den ausgewogenen Geschmack geben. Der Anbieter von Kaffeespezialitäten beschäftigt an seinen Standorten insgesamt mehr als 100 Mitarbeiter. Das Logo der San Francisco Coffee Company prägen drei Streifen: Die Farbe hellblau steht für Wasser (San Francisco ist eine Geschäftsstadt, die am Meer liegt) und braun für den Kaffee.
Deutschlandweit ist die SFCC die erste Einrichtung, die nach bestandener Prüfung den Titel Kaffee-Experte mit Zertifikat (EEC) verleihen darf. Die Abkürzung EEC steht für European Economic Chamber. In der neun Tage dauernden Ausbildung lernen die Teilnehmer, wie Kaffee und Espresso richtig zubereitet werden, welche Kriterien bei einer Kaffeeverkostung gelten und erhalten Unterricht in Kaffeemaschinenkunde. Zum Lehrplan gehören auch das Rösten von Kaffeebohnen und der Besuch einer Rösterei. Am Ende des Lehrgangs stehen eine theoretische und eine praktische Prüfung.
Neben dieser zertifizierten Ausbildung zum Kaffee-Experten (EEC) bietet die San Francisco Coffee Company mehrere Seminare rund um den Kaffee an. Interessierte können an unterschiedlichen Kaffeeverkostungen, an einem Kaffee-Training mit SFCC-Zertifikat oder an einem Seminar für professionelle Espressozubereitung teilnehmen.
HaukMedienArchiv
Alexander Hauk
Gabelsbergerstr. 77
80333 München
www.bayern-nachrichten.de
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