(ots) - Christian Wulff wollte sich am "Tag der Deutschen
Einheit" als "Präsident aller Deutschen" erweisen. Leider verfehlte
er dieses Ziel in einem Ausmaß, das erschreckend ist. Es begann
damit, dass er zwar von Juden, Christen und Muslimen sprach, jedoch
die zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe in Deutschland übersah. Man
fragt sich: Hat noch niemand den Bundespräsidenten darüber
aufgeklärt, dass nur noch 29,7 bzw. 29,6 Prozent der Bevölkerung der
Katholischen bzw. Evangelischen Kirche angehören, jedoch die Gruppe
der Konfessionsfreien auf 34,6 Prozent angewachsen ist? 28 Millionen
Menschen sind doch keine Peanuts, die man so einfach übersehen
könnte! (...)
Für die Entwicklung des modernen Rechtsstaates war nicht der
Einfluss des Christentums entscheidend, sondern die Befreiung von
ihm. Es war ein kluger Schachzug der Aufklärungsbewegung, den
Herrschaftsbereich des Glaubens aus der Öffentlichkeit zu verbannen
und Religion zur Privatsache zu erklären. Die meisten Bürgerinnen und
Bürger in Deutschland haben dies begriffen, die Politiker
offensichtlich nicht. (...)
Ist es so schwer zu verstehen, dass die Mehrheit der Deutschen
weder in einer christlichen noch in einer islamischen, sondern in
einer offenen Gesellschaft leben möchte?! Darf man nicht wenigstens
Bauernschläue von unseren politischen Vertretern erwarten? Oder
glauben sie allen Ernstes, dass eine mehrheitlich säkular denkende
Wählerschaft es auf Dauer tolerieren wird, dass die Politik
öffentliche Steuergelder in Milliardenhöhe für innerreligiöse
Angelegenheiten verschleudert?
Die Rede des Bundespräsidenten zum Tag der Deutschen Einheit
sollte von säkular denkenden Menschen als Weckruf verstanden werden:
Sorgen wir dafür, dass Politiker an die Macht kommen, die den
Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen sind! Dass die
momentane Führungsriege der politischen Parteien dazu nicht in der
Lage ist, hat die Debatte um die Bundespräsidentenrede in aller
Deutlichkeit gezeigt.
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