(ots) - Oberhalb der Tischkante wird gelächelt, unterhalb
tritt man sich vors Schienbein. Zwischen Polen und Deutschland tobt
gegenwärtig ein Streit um die jeweils nationale Gasversorgung, den
die Diplomaten nur mit Mühe unter der Decke halten können. Während
Warschau den Deutschen wohl noch immer nicht verziehen hat, dass sie
gemeinsam mit den Russen die Ostseepipeline unter Umgehung Polens
bauen, und mit einer weiteren Klage gegen das Projekt droht, grollen
die Deutschen über Polens Pläne, ein Atomkraftwerk an der Ostsee und
ein riesiges Flüssiggas-Terminal in Swinemünde zu errichten, das die
ohnehin überlastete Kadetrinne vor Mecklenburg-Vorpommern zu einer
noch gefährlicheren Energie-Trasse machen wird. Was bleibt, ist der
schale Nachgeschmack verpasster Chancen. Chancen, die eine
europäische Energiestrategie geboten hätte. Doch die gibt es erst
seit 2008. Und Brüsseler Papier ist geduldig. Nirgends wird das
Versagen der Europäer so augenfällig wie in Fragen der
Energiesicherheit. Die Ostseepipeline ist Polen und Balten bis heute
ein Dorn im Auge. Der Bau von strategischen Flüssiggas-Terminals
verläuft völlig unkoordiniert. Die Franzosen planen bereits das
dritte, die Deutschen haben nicht eines fertig. Und die
vielgepriesene Nabucco-Pipeline, die Gas aus Zentralasien heranpumpen
soll, droht gar das Scheitern. Armes Europa.
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