(ots) - In Bayern gehen die Uhren anders. Wer hätte
gedacht, dass dieser Seufzer des legendären SPD-Vorsitzenden Willy
Brandt heute auch bei der scheinbar ewigen Freistaats-Regentin CSU zu
hören ist. Brandts Sorge galt dem SPD-Niemandsland im Süden. Die CSU,
die lange nicht für möglich gehaltene Schläge bei Wahlen und Umfragen
einstecken muss, schaut entgeistert auf das von ihr mit geschaffene
moderne Bayern: Dessen Bevölkerung ist verspätet auch
individualistischer, politisch vagabundierender geworden. Ja, in
Bayern gehen die Uhren anders, für die CSU stehen die Zeiger auf
Fünf-vor-Zwölf. Nicht nur bei jungen Frauen verliert die CSU seit
2008 deutlich an Zustimmung. Eine neue Emanzipationsbewegung hat den
Freistaat erfasst: die Emanzipation von der ehemaligen
50-plus-X-Partei. Seehofer, dem Solisten, der als Vorsitzender gegen
seine Natur Orchesterchef sein muss, ist es nicht gelungen, das alte
Volkspartei-Faszinosum CSU wiederherzustellen. Zur Fairness gegenüber
Seehofer gehört es, dass die CSU verblasste, als das Vorgänger-Duo
Huber/Beckstein 2007/08 vergebens versuchte, Partei und Land zu
imponieren. 2011 schlägt der CSU die Stunde. Entweder Seehofer
gelingt der Wiederaufstieg, oder er muss frischen Kräften weichen.
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