(ots) - Reporter ohne Grenzen (ROG) ist bestürzt über den
brutalen Angriff auf den russischen Zeitungsjournalisten Oleg Kaschin
in der Nacht vom 5. auf den 6. November in Moskau. Unbekannte Täter
schlugen den Mitarbeiter der Moskauer Tageszeitung "Kommersant" vor
seiner Wohnung in der Innenstadt zusammen. Mit gebrochenen Beinen,
Fingern und einem gebrochenen Kiefer sowie einer Gehirnerschütterung
wurde Kaschin ins Krankenhaus eingeliefert und nach einer
Notoperation in künstliches Koma versetzt.
Kaschin gehört zu den "brillantesten und mutigsten Journalisten
seiner Generation", sagt ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard
und fordert eine unabhängige Untersuchung des Verbrechens.
Präsident Dmitri Medwedjew verlangte von den Justizbehörden, die
Täter zu finden und zu bestrafen. Der Präsident müsse nun dafür Sorge
tragen, dass auf seine Forderung auch Handlungen folgen, so Julliard.
"Wir appellieren an die Behörden, alle nötigen Voraussetzungen dafür
zu schaffen, damit die Polizei und die ermittelnden Justizbehörden in
der Lage sind, unabhängig zu arbeiten."
In der Russischen Förderation herrsche schon zu lange eine Kultur
der Straflosigkeit. In den vergangenen zehn Jahren sei kein einziges
Verbrechen gegen Journalisten aufgeklärt worden. Vor einem Monat war
der vierte Jahrestag der Ermordung von Anna Politkowskaja. "Wir
stellen leider fest, dass die Ermittlungen in diesem Fall nirgendwo
hin geführt haben", kritisiert Julliard.
Einem Augenzeugen zufolge handelte es sich bei dem Ãœberfall auf
Kaschin um eine geplante Tat. Zwei Männer hätten vor dem
Appartmenthaus, in dem Kaschin wohnt, auf den Journalisten gewartet.
Die Täter hätten den Journalisten niedergeschlagen, ohne dem Opfer
Geld, Dokumente oder andere Wertsachen zu entwenden. Die Moskauer
Staatsanwaltschaft kündigte inzwischen an, Ermittlungen wegen
versuchten Mordes einzuleiten.
Der Chefredakteur des "Kommersant", Michail Michailin, sieht einen
klaren Zusammenhang zwischen dem Ãœberfall und Kaschins
journalistischer Tätigkeit. In vielen seiner Artikel widmete sich
Kaschin oppositionellen Gruppierungen wie der Jugendorganisation
Oborona und der Nationalbolschewistischen Partei (NBP) und
recherchierte zu dem Kreml nahestehenden Jugendbewegungen wie Naschi
und Molodaja Gwardia. Jüngst berichtete er auch über den Protest
gegen die umstrittene Rodung eines Waldstücks im Moskauer Vorort
Chimki.
Seit Jahren protestieren Umweltschützer gegen Pläne, einen Teil
der Bäume im Chimki-Wald zu fällen, um eine Autobahn zwischen Moskau
und St. Petersburg bauen zu können. Im November 2008 wurde bereits
der Chefredakteur der in Chimki ansässigen Zeitung "Chimkinskaja
Prawda" und Kritiker des Straßenprojekts Michail Beketow brutal
überfallen und schwer verletzt. Nach einer langen Zeit im Koma und
der Amputation eines Beines ist Beketows Gesundheitszustand noch
immer kritisch.
Das russische Medium "Life News" veröffentlichte auf seiner
Website www.lifenews.ru ein Video des Ãœberfalls.
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